Hagen/Herdecke. . Ann-Kathrin Niemczyk, Neele Jacobsen und Nicole Naughton singen imKinder- und Jugendchor des Theaters Hagen. Sie räumen alle Gesangspreise ab
- Drei Schülerinnen räumen derzeit die Gesangspreise ab
- Sie kommen aus Hagen und Herdecke
- Und sie singen im Kinder- und Jugendchor des Theaters Hagen
Die drei Knaben sind die guten Geister in Mozarts „Zauberflöte“ und alles andere als Nebenrollen. Mit diesen Partien haben schon viele Opernkarrieren begonnen, auch wenn sie von Mädchen gesungen werden. Am Theater Hagen sind Ann-Kathrin Niemczyk, Neele Jacobsen und Nicole Naughton mit Zahnbürste und Flöte unterwegs, um Pamina und Tamino zu helfen. Jenseits der Bühne räumen die Schülerinnen derzeit die Preise ab: beim Euregio-Vokalwettbewerb und beim Bundeswettbewerb Gesang.
Für unser Interview haben sie sogar ein paar Stunden schulfrei bekommen. Denn auch die Lehrer fördern die große Begabung der drei Mädchen aus Hagen und Herdecke, die in der Soloklasse des Kinder- und Jugendchores am Theater Hagen von der Sopranistin und Gesangspädagogin Melanie Maennl unterrichtet werden. „Mein Geschichtsleistungskurs hat mir nach Berlin ein Toi Toi Toi-Foto geschickt“, freut sich Ann-Kathrin Niemczyk. Als mit Abstand jüngste Teilnehmerin hat die 16-jährige Hagener Hildegardis-Schülerin es ins Finale des bedeutendsten deutschen Gesangswettbewerbs geschafft. 260 angehende Opernstars hatten sich beworben. „Selbst die Mitbewerber, die schon vorgesungen hatten, haben Bravo gerufen. Das ist toll, wenn einen die Konkurrenz feiert“, ist Melanie Maennl stolz auf ihre Schülerinnen. Beim Euregio-Vokalwettbewerb hat Ann-Kathrin ebenfalls den ersten Preis geholt, Neele Jacobsen (17, Friedrich-Harkort-Schule Herdecke) den zweiten Platz und Nicole Naughton (16, Blote-Vogel-Schule Witten) den Förderpreis. Am Sonntag durften sich die drei Sopranistinnen beim Sieger-Konzert im niederländischen Terborg umjubeln lassen.
Mit Goldstaub und Bäuchlein
Wer ein Jahr im Kinder- und Jugendchor ist, kann sich für die Soloklasse bewerben. Aus deren Mitgliedern rekrutieren sich die Blumenmädchen in Mozarts „Hochzeit des Figaro“ oder die adeligen Waisen im „Rosenkavalier“. Gleichzeitig verstehen GMD Florian Ludwig und seine Frau Melanie Maennl das Angebot als Beitrag zur Talentförderung, um Hochbegabten den Weg an die Hochschulen zu erleichtern. Im Unterschied zu anderen Ländern gibt es in Deutschland nur wenig staatliche Unterstützung. Deshalb haben es deutsche Musikstudenten bei den Aufnahmeprüfungen schwerer als die Konkurrenz aus Russland oder Asien.
Daran denken die drei Sängerinnen aber nicht, wenn sie als Knaben auf die Bühne gehen, von Kopf bis Fuß mit Goldfarbe eingesprüht und mit drei umgeschnallten Bäuchlein in barocke Putten verwandelt. Lampenfieber? „Wenn man die ersten paar Töne gesungen hat, ist es gut. Dann weiß man, dass es läuft“, bilanziert Nicole. „Ich finde es schön, dass wir immer zu dritt sind. Man verlässt sich aufeinander“, ergänzt Neele.
Drei Knaben-Besetzungen gibt es für die „Zauberflöte“, Ann-Kathrin, Neele und Nicole müssen also nicht bei jeder Vorstellung raus; sie wechseln sich mit ihren Kolleginnen aus der Soloklasse ab. Melanie Maennl betreut alle Auftritte. „In dem Alter wäre es zuviel verlangt, dass die Mädchen sich selber einsingen. Man muss auch schon mal an was denken, zum Beispiel, dass jetzt die Flöte mit auf die Bühne muss oder die Zahnbürsten.“
Für Ann-Kathrin steht der Berufswunsch fest. Sie wird Sängerin. „Die Verbindung von Schauspiel mit Singen macht mir besonders viel Spaß. Mit dem Singen kann man noch einiges mehr ‘rüberbringen als mit dem Körper.“ Und sie wird ein dramatischer Sopran. Eigentlich kann man diese Stimmfach-Beurteilung in Ann-Kathrins Alter noch gar nicht treffen. Doch die 16-Jährige ist ein Naturtalent. „Das ist absolut ungewöhnlich“, erklärt Melanie Maennl. „Sie hat halt die Stimme vom lieben Gott.“
Viele Rückschläge möglich
Auch Neele Jacobsen möchte Gesang studieren. Nicole hingegen legt sich noch nicht auf einen Beruf fest, die Musik will sie aber behalten. „Ich rede keinem rein“, unterstreicht die Lehrerin. „Jeder Sänger muss mit vielen Rückschlägen leben, mit schwierigen Vorsingen, das muss man alles wegstecken. Man braucht einen langen Atem.“ Dafür entschädigen dann Mozart und Co. Nicole Naughton: „Singen macht einen glücklich.“