Es gibt für Mark Krippner angesichts der Einstellung der Ermittlungen keinen Grund, in Triumphgeheul auszubrechen. Nur weil es nach Einschätzung der Staatsanwaltschaft kein konkretes strafrechtliches Packende gibt, bleibt sein Verhalten gegenüber dem Steuerbürger moralisch höchst bedenklich. Wer sich den Geist der Sozialdemokratie auf die politischen Fahnen schreibt, muss als Spitzenfunktionär auch die Sensibilität dafür mitbringen, wie man diese vom Wähler übertragene Verantwortung blitzsauber wahrnimmt, ohne sich angreifbar zu machen. Diese Peilung war Krippner völlig abhanden gekommen.
Aber auch Stadt und Enervie AG mussten im Rahmen der Verdienstausfall-Affäre erkennen, dass sie deutlich zu lässig, vielleicht sogar ignorant mit den rechtlichen Regelungen umgegangen sind. Dass erst bei den Krippner’schen Abrechnungsdimensionen aufgefallen ist, dass bei der geübten Praxis manches im Argen liegt, lässt befürchten, dass er nicht der einzige Vertreter der politischen Kaste war, der systematisch Ermessensspielräume ausgereizt hat, weil Kontrollmechanismen verkümmert waren. Vor diesem Hintergrund hatte das Ermittlungsverfahren zumindest eine überfällige reinigende Funktion.
Martin Weiske