Hagen. . Die Telekom investiert in den Breitbandausbau in Hagen. Die Netzgeschwindigkeit wird für 90 Prozent der Bürger erhöht. Es gibt aber auch Verlierer.

  • Die Telekom möchte in Hagen in den nächsten Jahren den Breitbandausbau vorantreiben
  • Die Vectoringtechnik bietet Bandbreiten von 100 m/Bit im Download und 40 m/Bit im Upload
  • Kritiker fürchten, dass mit dieser Offensive ein weiterreichender Fortschritt verpasst wird

Die Deutsche Telekom hat signalisiert, den Breitbandausbau in Hagen in den nächsten Jahren systematisch vorantreiben zu wollen. Das ist das Ergebnis einer Markterkundung, die die Hagen-Agentur zur Vorbereitung von Förderanträgen durchgeführt hat. Demnach habe der Kommunikationsriese signalisiert, in den nächsten drei Jahren im gesamten Stadtgebiet die vorhandenen Kabelverzweiger (KVZ) aufzurüsten und damit mit Hilfe der sogenannten „Vectoringtechnik” Bandbreiten von 100 m/Bit im Download und 40 m/Bit im Upload anzubieten, berichtete Michael Ellinghaus, Geschäftsführer der Hagen-Agentur, in der jüngsten Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses.

Geringe Leistungseinbußen

Unter Vectoring versteht man eine Technologie, die die Störsignale auf den Leitungen reduziert und damit eine höhere Bandbreite zulässt, so dass diese deutlich verbesserten Bandbreiten auch auf der Basis einer Kupferverkabelung erreicht werden können. Dazu ist es aber erforderlich, die Kabelverzweiger an eine Glasfaser anzubinden. Ausgehend von diesen Punkten wird dann das Signal über das bestehende Kupfernetz weitergeleitet. Bis zu einer Entfernung von etwa 500 Metern ist die physikalische Dämpfung, die immer bei einer Kupferverkabelung eintritt, laut Telekom damit so gering, dass nur äußerst wenig Leistungseinbußen eintreten und somit nahezu die volle Glasfaser-Kapazität erreicht wird.

Ansprüche wachsen schneller als die Entwicklung

Für einige Hagener Betriebe werden angesichts der fortschreitenden Digitalisierung die jetzt angebotenen Bandbreiten (100 m/Bit im Download und 40m/Bit im Upload) bis 2025 absehbar kaum mehr ausreichend sein.

Zwar arbeitet die Telekom derzeit an einer weiteren technischen Aufrüstung, die Bandbreiten bis zu 250 m/Bit pro Sekunde ermöglichen soll, dennoch bleibt es fraglich, ob nicht ein früherer Ausbau in Glasfaser-Technologie notwendig wird.

Michael Ellinghaus (Hagen-Agentur) weist daher mahnend darauf hin: „Die Telekom verhindert mit ihrem Vorgehen einen entsprechenden Ausbau, da in allen Bereichen in denen die Telekom mit Vectoringtechnik agiert, ein mit Mitteln des Bundes oder des Landes geförderter Ausbau nicht mehr möglich ist.“

Sollte die Telekom diese angekündigten Pläne tatsächlich umsetzen, bedeutet dies für Hagen, dass insgesamt 75 000 Anschlüsse – sowohl Haushalte als auch Unternehmen – mit dieser Technik versorgt werden. Damit würden innerhalb der nächsten drei Jahre etwa 150 000 Menschen in der Stadt profitieren, also etwa 90 Prozent der Bevölkerung wären mit den neuen Bandbreiten versorgt. Konkret hat die Telekom bereits die Genehmigung der Bundesnetzagentur für den sogenannten Nahbereich (Umkreis von 500 Metern um die jeweiligen Anschlussbereichsversorgungen) und für den Ausbau des Anschlussbereichs 6. Dieser umfasst die Ortslagen Boele, Helfe, Eckesey, Kabel, Fley und Bathey. Damit werden dort zunächst 15 000 Anschlüsse bis November 2017 erstellt.

Ausbau läuft bis 2019

Die weiteren Anschlussbereiche in Hagen sollen, so die Ankündigung, schrittweise folgen, so dass bis 2019 die genannte Abdeckung erreicht wird. Alternativ können aber auch noch andere Netzbetreiber diesen Ausbau vornehmen. Allerdings hat die Hagen-Agentur aus ihrer Markterkundung dafür bislang keinerlei Signale. Voraussetzung wäre in jedem Fall ein entsprechender Antrag bei der Bundesnetzagentur.

Die Telekom plant, nach Realisierung dieser Ausbaustufe, in den Folgejahren den sukzessiven Umbau des dann noch genutzten Kupfer- in ein Glasfasernetz. Das bedeutet, dass dann auch die Verbindungen zwischen den Kabelverzweigern und den einzelnen Immobilien mit dieser Technik geschaffen werden. Die zeitliche Vorstellung des Unternehmens zielt auf einen Zeitraum bis etwa 2025.

Ausgeklammert bleibt in Hagen weiterhin das Lennetal, wo gerade mit Hilfe einer Breitbandgenossenschaft die vorhandenen Defizit kompensiert werden. Weiterhin ausgespart bleiben auch Berchum sowie weite Teile des Volmetals – also Dahl, Priorei und Rummenohl. „Hier verweist die Telekom darauf, dass sich dort ein Ausbau wirtschaftlich nicht rechne“, hat Ellinghaus dennoch einen wachen Blick auf diese bereits lokalisierten weißen Flecken. „Aktuell beauftragen wir einen Berater, die die Antragstellung beim Bundesförderprogramm für diese Bereiche vorbereiten soll.“ Sollten sich hier Mittel für Hagen akquirieren lassen, könnten diese als Baukostenzuschuss genutzt werden und somit den Breitbandausbau auch in diesen etwas abseitigeren Quartieren lohnenswert werden lassen – durch welchen Netzbetreiber dann auch immer.