Breckerfeld. .
Das Schild neben der Tür, das das alte Gebäude als geschütztes Denkmal ausweist, deutet darauf hin, dass ein Hauch von Geschichte die Gemäuer durchweht. Die Abschrift der Genehmigung aus dem Jahre 1766 auch: Die Breckerfelder Apotheke, die seit fünf Jahren den Namen Hans-Apotheke trägt, wird am 4. November 250 Jahre alt. Es ist der Tag, an dem Friedrich der Große das „Privilegium für den Medicinae Doctorem Nicolaus Caspar Saalmann zu Breckerfelde“ höchstselbst unterzeichnete, „um daselbst eine Apotheque anzulegen“. Damit ist die Hanse-Apotheke eine der ältesten im Ennepe-Ruhr-Kreis.
„Diese Erlaubnis ist zehn Jahre älter als die amerikanische Unabhängigkeitserklärung. Das hat schon was“, sagt Ralf Schomann, „die Genehmigung wurde ja unmittelbar nach dem 30-jährigen Krieg erteilt. Die medizinische Versorgung der Menschen muss zu dieser Zeit an Bedeutung gewonnen haben.“
Der 56-Jährige, einer der zahlreichen Nachfolger von Nicolaus Caspar Saalmann, deren Namen er heute nicht mehr alle hintereinander bringt, hat einen kleinen, den jüngsten Teil der Apotheken-Geschichte geprägt. 1995 kam Schomann nach Breckerfeld. „Mein Bruder hatte zu der Zeit bereits eine Apotheke in Halver und hat mir erzählt, dass in Breckerfeld eine Apotheke zum Verkauf steht.“
Vier Praxen und zwei Apotheken
Das allerdings war nicht die heutige Hanse- und ehemalige Adler-, sonder die Brunnen-Apotheke an der Frankfurter Straße. „Zu der Zeit gab es noch vier Arztpraxen in der Stadt“, sagt Schomann, „da waren Raum und Kunden genug für zwei Apotheken im Ort.“
Die Lage aber sollte sich im Laufe der Jahre ändern. Schomanns Schwägerin, die die Adler-Apotheke seit 2001 führte, gab das Geschäft nach zehn Jahren ab. „Ich habe immer gesagt, dass ich der erste bin, der Interesse hat“, sagt Ralf Schomann, der auf diesem Wege die beiden Apotheken zusammenführt. „Alles andere hätte wirtschaftlich keinen Sinn gemacht.“
Weil es aber Stammkunden der einen Apotheke gab, die in die andere keinen Fuß setzen, sollte ein neuer Namen her. „Hanse passt ja zu Breckerfeld“, sagt Ralf Schomann.
Französische Revolution, Befreiungskriege, Weltkriege – all das erlebten das Gebäude aus dem Jahr 1727 und die Apotheke mit ihren Kräutergärten im Lauf der Jahrhunderte. Ebenso wie den verheerenden Brand im Jahr 1843. „Das Gebäude wurde wieder aufgebaut“, erzählt Ralf Schomann, „und die Apotheke blieb am Platz.“
Für Schlagzeilen allerdings sorgte das Gebäude auch noch in der jüngeren Vergangenheit. Denkmalschutz und Entwicklung hin zu einem barrierefreien Haus standen vor rund 15 Jahren einander gegenüber. Ergebnis war der moderne gläserne Aufzug an der Rückseite des Hauses. Auf dem Dach wurde ein im Laufe der Jahre verschwundener Giebel wieder aufgebaut.
Schnelle Hilfe vor Ort
Nur noch zwei Arztpraxen vor Ort, dazu die Konkurrenz aus dem Internet. Und trotzdem sagt Schomann, dessen Frau als Pharmazeutisch-Technische Assistentin zum Team der Hanse-Apotheke zählt: „Die Arbeit hier, der Umgang mit den Menschen, das macht mir einfach Spaß. Wenn ein Kunde kommt und sich dafür bedankt, dass man ihm mit einem Tipp oder einem Medikament geholfen hat – das ist doch ein schönes Gefühl. Und wenn man hier im Ort eine akute Erkrankung hat und auf Hilfe angewiesen ist, was hilft es da, wenn drei Tage später per Post das Medikament kommt?“