Garenfeld. . Kinder und Jugendliche, die in Garenfeld wohnen, können nicht mal eben mit dem Fahrrad nach Halden oder Berchum fahren: das wäre viel zu gefährlich.

  • Viele Garenfelder hadern mit Verkehrsführung rund um ihren Ort
  • Ortseingangsschild an Westofener Straße soll versetzt werden
  • An der Villigster Straße fehlt ein Rad- und Gehweg

Wenn man von der Villigster in die Westhofener Straße einbiegt, darf man Gas geben. Ganz legal. 100 Stundenkilometer sind hier erlaubt, handelt es sich doch um eine Landstraße. Freilich muss man bereits nach 200 Metern aufs Bremspedal treten, nur Tempo 70 gilt jetzt und kurz darauf, am Ortseingangsschild, darf nur noch 50 gefahren werden. „Aber das tun die wenigsten“, berichtet Alexandra Krämer-Müller, die im Dorf wohnt: „Man muss wirklich froh sein, wenn die Schulkinder auf dem Weg zur Bushaltestelle gesund über die Straße kommen.“

Wie die Mutter hadern viele Garenfelder mit dem Umstand, dass die zahlreichen Pendler, die den kleinen Ort auf dem Weg zur Arbeit in Schwerte, Westhofen oder Ergste passieren, ihre Fahrzeuge erst auf 100 km/h hochjazzen und trotz der Beschilderung mit immer noch stark überhöhter Geschwindigkeit ins Dorf hineinbrausen. Unmittelbar am Ortseingang befindet sich die Haltestelle, unweit davon das Neubaugebiet Gräweken, rund 60 Häuser sind hier in den letzten drei Jahren errichtet worden, viele Familien mit Kindern haben sich angesiedelt und werden tagtäglich mit dem Aufheulen der Motoren und dem Quietschen der Bremsen konfrontiert.

Um Abhilfe zu schaffen, haben die Garenfelder mit Hilfe von Jochen Löher (Hagen Aktiv) in der Bezirksvertretung Nord den Antrag eingebracht, die Ortstafel um mindestens 100 Meter in Richtung Villigster Straße zu versetzen: „Das hätte den Effekt, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h begrenzt wird, da sich der Autofahrer dann viel früher innerhalb einer geschlossenen Ortschaft befände“, so Löher: „Die Gefahrenlage würde entschärft.“

Doch die Verkehrsbehörden sehen keinen Anlass zum Eingreifen. Aus fachlicher Sicht sei eine Versetzung des Ortseingangsschildes nicht notwendig, teilte Stadtplaner Jörg Winkler aus dem Rathaus mit, gerade die Bushaltestelle sorge ja dafür, dass der Bereich nur mit geringer Geschwindigkeit befahren werden könne: „Aus meiner Sicht kann die bisherige Beschilderung so beibehalten werden.“

Kein Unfallschwerpunkt

Ein Unfallschwerpunkt ist die Westhofener Straße ohnehin nicht, wie Ralf Gajewski, Chef der zuständigen Polizeiwache Hoheleye, erklärte. Das gilt ebenso für die Villigster Straße, obwohl dort vor Jahren einmal ein Kind von einem Auto angefahren worden ist. Auch in diesem Fall handelt es sich um eine Landstraße, die zudem die direkte Verbindung zwischen Garenfeld und den angrenzenden Hagener Stadtteilen Halden, Berchum oder Fley darstellt. Allerdings ist es schier unmöglich, zu Fuß in die Nachbarorte zu gelangen, denn Tausende von Lastwagen, Bussen und Autos donnern hier täglich entlang. Was fehlt, ist ein Gehweg, die Bankette sind zugewuchert und lassen höchstens einen schmalen Pfad erahnen. „Kinder können nicht mal mit dem Fahrrad wegfahren, um Freunde zu besuchen“, berichtet Jochen Müller: „Sie müssen immer von den Eltern gebracht werden.“ Auch Rollstuhlfahrer und Menschen mit Rollator hätten keine Chance heil durchzukommen: „Meine Frau Ursula kommt deshalb kaum aus dem Haus“, berichtet Erich Weber (75), der im Ortsteil Kahlenberg, im Volksmund „Rollmopsberg“ genannt, wohnt, durch den die Villigster Straße eine S-Kurve beschreibt: „Sie ist an unser Grundstück gebunden.“ Sein Nachbar Karsten Poschmann lässt seine Tochter Johanna (7) allein nicht einmal die paar Meter zur Bushaltestelle gehen: „Das wäre viel zu gefährlich.“

Verkehrszählung beantragt

Hagen Aktiv hat beim Wirtschaftsbetrieb Hagen (WBH) eine Verkehrszählung beantragt, die dokumentieren soll, wieviele Laster die Villigster Straße nutzen. Und das, obwohl der zuständige Landesbetrieb Straßen die Anlegung eines Gehweges als „vollkommen illusorisch“ bezeichnet. Denn die Route an Garenfeld vorbei ist nicht nur Autobahnzubringer für die Speditionen und Firmen im Lennetal, sondern offizielle Umleitung bei Staus auf der A 45. Dabei wäre es viel sinnvoller, als Umleitung die Verbands- und die Ruhrtalstraße auszuweisen, schlägt Löher vor, der selbst zehn Jahre lang Fernfahrer war: „Das sind 1100 Meter Umweg, aber dafür muss man nicht den Berg rauf und in einem kleinen Gang Vollgas geben.“

Wie auch immer: Jochen Müller meint, dass Garenfeld mit seinen vielen Neubürgern und potenziellen Baugrundstücken im Rathaus mehr Aufmerksamkeit finden sollte: „Wer Menschen nach Hagen ziehen will, sollte die Randbezirke nicht komplett vernachlässigen.“