Wehringhausen. . Inzwischen wurden die vier Baukörper planerisch auf dem Areal so positioniert, dass sie deutlich von den sie umsäumenden Wanderwegen wegrücken. Auch eine Zaunlösung ist da.
- Konkrete Planungen für das Areal liegen vor
- Gebäude rücken weiter von den Wanderwegen weg
- Auch eine Zaunlösung ist gefunden.
Den konzeptionellen Ehrgeiz, den geplanten Drogen-Maßregelvollzug im Stadtwald so naturverträglich wie möglich zu gestalten, kann man der AWO kaum absprechen. Während hinter den Kulissen die Vorbereitungen für das Bebauungsplanverfahren laufen und einige Fachgutachten noch erarbeitet werden, haben AWO-Geschäftsführerin Birgit Buchholz und ihr Suchthilfe-Bereichsleiter Markus Stremmel-Thoran das Sommerhalbjahr genutzt, um das neben der Fachklinik im Deerth angedachte Projekt zu konkretisieren und möglichst akzeptabel in den Forst einzupassen.
Nur therapiefähiger Täter kommen in den Stadtwald
Bei der bereits im Stadtwald angesiedelten AWO-Drogenklinik im Deerth handelt es sich um eine Entziehungseinrichtung, in der drogensüchtige Straftäter untergebracht werden, um sie auf die Eingliederung in die Gesellschaft vorzubereiten.
In die jetzt angedachte geschlossene Abteilung werden nur Straftäter eingewiesen, die bereits die Empfehlung mitbringen, dass sie therapiefähig und
auch therapiewillig sind, deren Sozialprognose aber noch diffus erscheint.
Mit der Erweiterung würden 40 bis 50 zusätzliche Arbeitsplätze (Psychologen, Ärzte, Lehrer, Sozialarbeiter, Pflegepersonal und Verwaltung) entstehen.
Ziel der Arbeit ist, die Patienten mit Ergo-, Arbeits-, Kunst- und Sporttherapie zum Wechsel in die offene Klinik zu qualifizieren.
„Ganz unsichtbar werden die zweigeschossigen, dachbegrünten Gebäude mit einer Höhe von sechs Metern natürlich nicht bleiben“, räumt Buchholz ein. Gleichzeitig verweist die AWO-Chefin mit einem Blick auf ein maßstabgetreues Landschaftsmodell darauf hin, dass durch die Hanglage und den dichten Bewuchs die Gebäude die Blicke der erholungssuchenden Spaziergänger kaum mehr stören dürften. Inzwischen wurden die vier Baukörper auf dem insgesamt 16 000 Quadratmeter großen Areal so positioniert, dass sie deutlich von den sie umsäumenden Wanderwegen wegrücken. Das Patientengebäude, der Ergotherapie-Komplex, die Sporthalle sowie die Sicherheitsschleuse am Eingang werden somit erst in einiger Distanz den Erholungssuchenden auffallen.
„Es gibt keinen anderen Standort für diese Erweiterung“, widerspricht Stremmel-Thoran jenen Kritikern, die als Alternative eine Verlagerung in ein Industriegebiet empfehlen. „Zum einen erhöht das natürliche Umfeld des Waldes den Therapieerfolg, zum anderen ist diese Einrichtung so klein, dass sie wirtschaftlich tragfähig an keinem anderen Standort realisiert werden kann.“ Durch die Erweiterung der Drogen-Fachklinik durch einen Maßregelvollzug steige weder der Geräuschpegel, noch die Verkehrsfrequenz. „Außerdem gibt es durch den Bau auf einer Schafswiese keine gravierenden Eingriffe in die bestehende Natur“, zeigt sich Buchholz optimistisch, dass der Flecken zwischen Eugen-Richter- und Kaiser-Friedrich-Turm nicht urplötzlich noch als Habitat des sagenumwobenen Haselhuhns entdeckt wird.
5,50 Meter hoher Zaun
Geklärt ist auch die bauliche Ausführung des heftig umstrittenen Sicherheitszauns, der das Areal des Maßregelvollzugs umsäumen und eine Flucht der gut 40 Patienten verhindern wird. Die ursprünglich geforderte, 5,50 Meter hohe Plexiglaswand, die Naturschützer als eine erhebliche Gefahr für die Vogelwelt betrachteten, ist vom Tisch. Die von der AWO favorisierte Kombination aus einer Stahlgitter- und Heckenlösung (Moringer Hecke), wie sie beispielsweise bei ähnlichen Einrichtungen in Niedersachsen errichtet wurde, erschien den NRW-Behörden zu riskant. Daher verständigte man sich auf einen 5,50 Meter hohen von Detektoren überwachten Drahtgeflecht-Zaun (Crapal-Gewebe), der nach außen hin noch durch einen bewachsenen Wall optisch kaschiert werden soll. „Wir haben uns das bei der Christopherus-Klinik in Münster – einem psychiatrischen Krankenhaus – angesehen“, versichert Stremmel-Thoran, dass bereits nach wenigen Jahren die Zaunanlage hinter der Vegetation nahezu verschwinden werde.
Den Mittelpunkt des Maßregelvollzugs bildet das Patientengebäude, in dem bis zu 42 drogensüchtige Straftäter untergebracht werden können. Verbunden werden die Komplexe der Männereinrichtung durch eine sogenannte Kanzel für das Pflegepersonal und die Funktionsräume. Die Wohnbereiche für die Patienten bestehen nicht bloß aus 13 Quadratmeter großen Zimmern mit eigenen Sanitärbereichen, sondern werden auch durch Besucherräume, Wohnessküchen, Gruppentherapiebereiche und Freizeiträume ergänzt. Hinzu kommt ein Baukörper für Ergotherapieangebote sowie eine Sporthalle, die auch von den Patienten in der offenen Fachklinik mitgenutzt werden können. Der Zugang in den Sicherheitsbereich erfolgt über ein Schleusen-Gebäude, in dem Mitarbeiter, Besucher und auch Fahrzeuge gecheckt werden, bevor sie den Maßregelvollzugsbereich überhaupt betreten oder verlassen dürfen.
Durch die konkretisierten Planungen konnten Buchholz und ihr Team den Kostenrahmen um 2,4 Millionen Euro auf jetzt etwa 12,6 Millionen Euro reduzieren. Die AWO-Geschäftsführerin geht davon aus, dass sie ihr Konzept gemeinsam mit den Vertretern der städtischen Planungsverwaltung spätestens zu Beginn des neuen Jahres im Rahmen einer Bürgeranhörung präsentieren kann. Den Baubeginn peilt der Wohlfahrtsverband für das Frühjahr 2018 an.