Hagen. . Die WP startet einen dreijährigen Langzeitreport. Sie begleitet zwei syrische Flüchtlinge auf ihrem Weg über eine Ausbildung in den Arbeitsmarkt.
- Start einer dreijährigen Langzeitreportage
- Wir begleiten zwei Syrer auf dem Weg in den Arbeitsmarkt
- Jetzt Praktikum, Ausbildung soll folgen
Diese Namen mögen für Hagener zunächst schwierig zu lesen sein. Aber es lohnt sich, sie sich zu merken. Denn Walet Sehko und Abdul Kader Al Mheimd werden den WP-Leserinnen und Leser nun in regelmäßigen Abständen begegnen. Und das – wenn alles gut läuft – über mehr als drei Jahre.
Die beiden jungen Syrer sind vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land geflüchtet. Jetzt wollen sie in Deutschland Fuß fassen – auch auf dem Arbeitsmarkt. Das Informationstechnologie-Unternehmen pcm GmbH aus Kabel gibt ihnen die Chance. Derzeit als Praktikant – mit der sehr guten Aussicht auf eine Ausbildung als IT-Systemelektroniker. Und danach vielleicht auch auf eine Festanstellung.
Die WESTFALENPOST wird diesen Weg begleiten – wir werden über Fortschritte, aber auch über Misserfolge berichten. Über das Gelingen, im Zweifel aber auch über das Scheitern.
Die Flüchtlinge
Abdul Kader Al Mheimd ist 24 Jahre alt. Seit zwei Jahren lebt er in Deutschland, ist über Heilbronn nach Hagen gekommen. Sein Bruder und seine Schwester leben ebenfalls in Deutschland, der Rest der Familie aber weiter in Syrien. In Syrien hat er als Software-Händler gearbeitet. Dass er nun bei der pcm GmbH arbeiten kann, macht ihn froh. „Arbeiten ist besser als nur herumzusitzen“, sagt der 24-Jährige in einem schon ziemlich guten Deutsch. Er repariert vorwiegend Mobiltelefone. Aber weil er – der auch Arabisch und Englisch spricht – sich schon recht sicher in der deutschen Sprache fühlt, redet er schon mit Kunden an der Service-Theke. Mit dem Bus kommt Abdul Kader Al Mheimd, der gerne schwimmt, täglich von Wehringhausen nach Kabel – wenn nicht gerade Deutsch-Kurse anstehen.
Walet Sehko hat noch mehr Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache. Aber auch er belegt Kurse. Der 21-Jährige ist vor einem Jahr nach Deutschland gekommen. Er ist Kurde und flüchtete aus dem umkämpften Kobane. Über Dortmund führte ihn der Weg nach Hagen. Der ältere Bruder ist auch nach Deutschland geflüchtet, die Eltern leben aber noch in Syrien. Dort hatte Walet den Schneider-Beruf erlernt. Dass er jetzt die Chance hat, IT-Systemelektroniker zu werden, macht ihn glücklich: „Das macht viel mehr Spaß.“ Er wohnt jetzt in Altenhagen, kommt auch täglich mit dem Bus.
Das Unternehmen
Die pcm GmbH mit Geschäftsführer Claas Mehrwald gibt es seit fast 20 Jahren. 21 Mitarbeiter plus drei Auszubildende als Informationskaufleute hat das Unternehmen derzeit. Es ist ein so genanntes IT-Systemhaus, sprich: Es bietet Unternehmen den Aufbau und die Pflege des Computernetzwerkes und der Kommunikationsanlagen an. Zudem man hat sich auf digitale Dokumenten-Managemet-Lösungen spezialisiert. Darüber hinaus – und das ist für unsere Geschichte wichtig – gibt es aber auch einen Mobiltelefon-Reparaturservice für Händler und Privatleute. Erst war das Unternehmen in Eckesey beheimat, seit einiger Zeit in der Steinhausstraße in Kabel.
Die Motivation
Die pcm GmbH braucht qualifizierten Nachwuchs. Und das Potenzial , so Holger Holtkamp, sehe man auch unter Flüchtlingen. Über die Flüchtlingsberatung der Diakonie kam der Kontakt zustande. Zehn Bewerber für ein Praktikum kamen in die engere Auswahl: „Wir haben einen Workshop gemacht und den Teilnehmern kleine Aufgaben gegeben“, sagt Holtkamp. „Sie mussten zum Beispiel einen Akku wechseln.“ Walet Sehko und Abdul Kader Al Mheimd überzeugten schließlich.
„Man muss Geduld und ein gewisses technisches Verständnis für Mikroelektronik mitbringen“, sagt Holtkamp. Bei den beiden erkennt er dies. Und auch Christian Cornelius, der mit beiden direkt in der Handy-Reparatur-Abteilung arbeitet, sagt: „Das klappt sehr gut. Es gibt kein Problem im Team.“
Seit 1. August läuft das Praktikum. Es dauert sechs Monate, kann auf zwölf Monate verlängert werden. Sowohl die beiden Syrer als auch die Firma haben das Ziel: Die dreijährige Ausbildung soll folgen. Wir werden dies begleiten.