Hagen. Ja, der Strom war ausgefallen. Aber nicht für Familie Schmalenberg. Und das, obwohl sie mitten in dem Gebiet leben, wo am vergangenen Dienstag gar nichts mehr geht.

  • Als es für 30 000 Menschen dunkel wurde, blieb bei den Schmalenbergs das Licht an
  • Intelligente Technik versorgt das Haus autark
  • Hälfte der Stromkosten werden eingespart

Als der Strom ausfiel, blieb das Licht bei Andreas Schmalenberg an. Als 30 000 Menschen in Hagen auf ihren morgendlichen Kaffee verzichten mussten, da lief er bei den Schmalenbergs wohlduftend durch. Und dabei lebt die fünfköpfige Familie mitten in dem Gebiet, das vom Defekt in einem Umspannwerk auf Emst am vergangenen Dienstag massiv betroffen war. Keine Schadenfreude, keine Genugtuung, aber große Zufriedenheit machte sich in Andreas Schmalenberg breit. Weil sein System funktioniert. Eine Geschichte aus einem Einfamilienhaus im Hagener Süden, das der Stromausfall nicht in die Knie zwingen konnte.

© WP Michael Kleinrensing

Zwei Dinge muss man zur Einordnung vorweg über Andreas Schmalenberg sagen. Erstens: Er ist Diplom-Ingenieur im Bereich von Mechatronikmodulen. Zweitens: Er arbeitet, wie viele weitere Hagener auch, beim im Lennetal ansässigen Unternehmen Kostal, das neben der Automobilzuliefererbranche unter anderem auch im Bereich der Photovoltaikindustrie tätig ist. So eine Anlage hat auch Andreas Schmalenberg auf seinem neuen Häuschen im Hagener Süden. Die versorgt ihn aber, wie alle anderen Photvoltaik-Anlagen, bei einem Stromausfall nicht weiter mit Strom. „Das Prinzip der Photovoltaik ist ja anders: Bei genügend Sonneneinstrahlung versorgt sie das Haus mit der erforderlichen Energie. Werden Überschüsse produziert, werden sie in das Netz abgegeben.“

An genau dieser Stelle kommt nun aber die Technik ins Spiel, die die Schmalenbergs in ihrem Keller stehen haben und an deren Entwicklung der Kostal-Mitarbeiter höchst persönlich mitgearbeitet hat: ein Solar-Speichersystem. Ohne zu tief in die Welt von Sensoren, Lithium-Ionen und Wechselrichtern abzutauchen und daher höchst vereinfacht ausgedrückt: Diese Batterie speichert die überschüssige, von der Photovoltaik-Anlage produzierte Energie bis zu einem Wert von 10 Kilowattstunden. „Bei durchschnittlichem Verbrauch könnte man bei einem längeren Stromausfall schon zwei, drei Tage damit auskommen, wenn man sparsam ist“, sagt Schmalenberg.

10 000 Euro für Endkunden

Für Technikfreunde oder jene, die sich so eine Anlage daheim vorstellen können: „Piko BA System“ heißt das Speichersystem von Kostal, in dem ein Wechselrichter die produzierte Energie in nutzbaren Sonnenstrom umwandelt, der bei Bedarf in einer Batterie gespeichert werden kann. Das System regelt unter Berücksichtigung wirtschaftlicher und technischer Gesichtspunkte, wie der Strom ökonomisch sinnvoll eingesetzt werden kann. An sonnigen Tagen könne eine Photovoltaik-Anlage rund 50 Kilowattstunden Energie bereitstellen. Aufgrund gesetzlicher Vorschriften müsse der Wechselrichter die Leistung auf 70 Prozent begrenzen. Die Energie, die direkt verbraucht würde, könne zur abgeregelten Menge (70 Prozent) hinzugerechnet werden, woraus sich eine bis zu 100-prozentige Ausnutzung der Sonne ergebe. Der größte Batteriespeicher (10 Kilowattstunden) kostet Endkunden etwa 10 000 Euro.

Größter Profit im Normalbetrieb

Am meisten profitiere man aber nicht bei einem Ausfall von der Technik, sondern im ganz normalen Alltag. Zum Beispiel an diesigen Tagen, wenn nicht genug Sonnenstrahlen auf die Photovoltaik-Anlage treffen und der Batteriespeicher dann einspringt. Man könne es mit diesem System schaffen, völlig unabhängig vom örtlichen Energieversorger zu leben. Durch eine Art Speicherwerk im eigenen Haus.

„Als am Dienstagmorgen der Strom ausfiel, war es auch bei uns für einen kleinen Moment dunkel. Dann schaltete die Anlage auf unabhängige Batterieversorgung und sprang plötzlich wieder an. Die Nachbarschaft blieb dunkel. Das tat mir natürlich leid für die Nachbarn, aber ich war auch ein wenig stolz darauf, dass das System so hervorragend funktioniert. Ich habe die Rollos hochgefahren, das Licht eingeschaltet und Kaffee gemacht. Es war mitten im Stromausfall-Gebiet ein ganz normaler Morgen.“