Große Aufgeregtheit ist sicherlich kein guter Ratgeber, wenn es um die Lösung der dramatischen Brückenprobleme in Hagen geht. Natürlich kann man nach den Gesetzmäßigkeiten der Wahrscheinlichkeitsrechnung optimistisch darauf hoffen, dass nicht ausgerechnet in Hagen das erste Spannbeton-Bauwerk urplötzlich nachgibt und womöglich unter der Last eines Fahrzeugs zusammenbricht. Aber wer möchte am Ende dafür haften?
Mit höchster Priorität muss jetzt ein Gesamtplanung konzipiert werden, die den Fluss der Verkehre für die nächsten Jahrzehnte verlässlich regelt und gleichzeitig die Brückenproblematiken löst. Mit der Eckeseyer sowie der Fuhrparkbrücke gehören bereits heute zwei zentrale Infrastruktur-Objekte, die die mitten durch die Stadt kreuzenden Gleisanlagen der Bahn überspannen und zu den zentralen Pulsadern Hagens zählen, zu den Risiko-Bauwerken. Kaum auszudenken, was es für den Wirtschaftsstandort, aber auch die Menschen in Hagen bedeutet, wenn beide urplötzlich ausfallen.
Auf Dauer wird es kaum ausreichen, schwere Lkws aus der Innenstadt heraus in Richtung Autobahnen zu verbannen. Vielmehr müssen die Wegeführungen vollkommen neu gedacht werden. Ersatzlose Abrisse brüchiger Brücken sind bereits kein Tabuthema mehr. Auch die alte, häufig belächelte FDP-Idee, auf dem Innenstadtring eine Einbahnstraßenregelung einzuführen erhält mit der 2019 fertiggestellten Tangente der Bahnhofshinterfahrung neuen Charme. Zumal damit auch die Luftprobleme in der Innenstadt ganz neu betrachtet und die knappen Ampelphasen für Fußgänger verlängert werden könnten, eigene Busspuren möglich werden und obendrein noch Raum für Radwege entsteht, die diesen Namen tatsächlich verdienen. Denkverbote sind angesichts der brenzligen Situationen am wenigsten hilfreich. Martin Weiske