Haspe. .

  • Reiseveranstalter Wikinger spürt bei Gästen Angst vor Terror
  • Spanien, Italien und Deutschland beliebte Ziele
  • Türkei-Buchungen 80 Prozent rückläufig

Auf ein schwieriges Geschäftsjahr blickt Wikinger Reisen zurück. Der Reiseveranstalter mit Schwerpunkt Wander- und Aktivreisen mit Sitz in Haspe verzeichnet zwar immer noch einen Zuwachs von 5,2 Prozent im Buchungsbereich (59 000 Gäste) und eine Umsatzsteigerung von 8,5 Prozent auf nunmehr 99 Millionen Euro, doch die Zuwachsraten sind im letzten Jahr zurückgegangen.

Zum Vergleich: 2015 lag das Buchungsplus bei über 8 Prozent, der Umsatz wuchs über 10 Prozent. „Die Auswirkungen von Terroranschlägen, Übergriffen, Flüchtlingsproblematik und Naturkatastrophen spüren wir auch in unserem Unternehmen, obwohl wir natürlich auf hohem Niveau klagen“, räumt Daniel Kraus, geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens, ein.

Der Blick auf das zurückliegende Geschäftsjahr (1. November 2015 bis 1. Oktober 2016) zeigt zum Beispiel einen Rückgang an Türkei-Buchungen um 80 Prozent. „Aufgrund der Anschläge Anfang Januar in Istanbul scheuen unsere Gäste, türkische Ziele anzusteuern. Auch Griechenland wird aufgrund der Finanz- und Flüchtlingskrise gemieden“, so Kraus.

Die Gewinnerländer sind eindeutig Spanien und Italien. Jeder sechste Wikinger-Gast (10 000 Kunden) reist mittlerweile nach Spanien; Aktiv-Urlaub auf den Kanaren bzw. Balearen steht dabei am höchsten im Kurs. „Einen erfreulichen Zuwachs spüren wir auch bei Italien-Buchungen, das Land ist zu einem wichtigen Ziel geworden“, erläutert Mit-Geschäftsführerin Dagmar Kimmel.

Grüne Ziele angesagt

Ebenfalls beliebt: Rad-, Wander- oder Studienreisen in Deutschland. Ob Wandern im Altmühltal, anspruchsvolle Alpenquerungen, Trips nach Weimar oder zur Nord- und Ostsee – Deutschland als sicher eingestuftes Land hat einen Buchungszuwachs von über zehn Prozent. Ebenso die ,grünen Ziele’ Skandinavien, Großbritannien und Irland.

Wikinger bietet neue Turbo-Ausbildung an

In der Zentrale in der Kölner Straße 20 sind 130 Mitarbeiter beschäftigt. 350 freie Reiseleiter sind weltweit im Einsatz.

Wikinger Reisen bietet eine neue Turbo-Ausbildung an. Wer einen Bachelor-Abschluss hat, wird vor Ort in 18 Monaten zum Tourismuskaufmann ausgebildet (ohne begleitende Berufsschule).

Voraussetzungen: das MindestaIter liegt bei 21 Jahren; ferner sind gute Sprach- und Geografiekenntnisse gefragt.

Einen starken Rückgang verzeichnet Nordafrika: „Die Übergriffe in der Silvesternacht in Köln, die aus Polizeikreisen Nordafrikanern zugeschrieben werden, machen sich bei uns bemerkbar. Marokko und Tunesien werden kaum noch gebucht, allerdings kompensieren südafrikanische Ziele den Wegfall. Namibia und Botswana sind sehr beliebt – auch aufgrund der günstigen Währungslage“, so Dagmar Kimmel.

Auch Ägypten und Frankreich werden aufgrund der jüngsten Terroranschläge vermehrt gemieden.

Als Studienreiseziele werden hingegen der Iran (das Land hat sich politisch gewandelt) sowie der Oman angesteuert – Asien-Reisen haben bei Wikinger um 18 Prozent zugelegt.

Insgesamt bietet Veranstalter Wikinger Aktiv-Reisen in über 100 Länder an; zwei Drittel sind geführte Reisen. Der Anteil der Stammgäste liegt bei 60 Prozent, jener der Alleinreisenden fällt mit 65 Prozent noch höher aus. Der „typische Wikinger“ ist weiblich, Akademiker und um die 55 Jahre alt.