Haspe. Erschöpft streifen sich die Männer die Helme vom Kopf. Die Haare sind verschwitzt, die Gesichter rot. Weißer Schaum klebt von oben bis unten an den Schutzanzügen. Die Männer schnappen nach Luft. Dort, wo sie herkommen, ist der Rauch so dicht, dass sie die Hand kaum vor Augen sehen konnten. Sie kommen aus einer Lagerhalle in Westerbauer, in der sich zehn Meter hoch Elektroschrott türmt. Dieser Schrott ist am Mittwoch in Brand geraten und sorgte für einen Großeinsatz, wie ihn die Hagener Feuerwehr lange nicht mehr erlebt hat.
Rund 80 Rettungskräfte vor Ort in der Neue Straße und 20 Freiwillige Feuerwehrleute in der Leitstelle sind im Einsatz. Polizisten sperren die Zufahrtsstraßen ab, immer mehr Feuerwehrwagen rücken an, und Sanitäter betreuen in einem aufblasbaren Zelt Menschen aus anliegenden Häusern. Die Anwohner verbringen die Nacht bei Freunden oder werden vom Ordnungsamt untergebracht - in ihre Wohnungen können sie vorerst nicht zurück. Zwei Frauen klagen über Atembeschwerden, eine von ihnen wird vorsorglich ins Krankenhaus gebracht. Weitere Verletzte gibt es zum Glück nicht.
Alarm um 16 Uhr
Gegen 16 Uhr hat der Besitzer der Lagerhallen den Brand gemeldet. Doch als die ersten Rettungskräfte eintreffen, schießen bereits dicke, dunkelgraue Rauchwolken meterhoch aus den alten Ziegelbau-Hallen. Schnell ist klar: Dieser Einsatz wird länger dauern.
Immer wieder stoßen Einsatztrupps von der zur Martinsstraße zeigenden Seite aus in die Rauchschwaden vor. Sie sind komplett vermummt - ihre Sauerstofftanks reichen für 20 bis 30 Minuten. Immer mindestens zu zweit gehen die Männer hinein. Draußen verbleibt ein weiterer Trupp, der hilft, falls etwas passiert.
Mühsamer Abtransport
Von der anderen Seite der Halle, die zur Südstraße zeigt, spritzen die Feuerwehrleute Wasser durch die Fenster. Das soll die Luft kühlen und den Rauch reduzieren. Ein Bagger transportiert mit Löschschaum bedeckten Schrott nach draußen, wo die Lieferung nachgelöscht wird.
So muss jede Schicht einzeln erst mit Schaum bedeckt und dann abtransportiert werden. Zehn Meter hohe Schrottstapel in einer 50 mal 20 Meter großen Lagerhalle - das ist Schwerstarbeit.
Grenzwerte nicht überschritten
Im Radio werden Anwohner aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen. Bei brennendem Elektroschrott können giftige Gase nicht ausgeschlossen werden. Erste Messungen, so melden es Polizei und Feuerwehr, ergeben allerdings keine Überschreitungen von Grenzwerten. Zudem kommt der schwache Wind zur Hilfe, der die Rauchschwaden nicht nach unten in die Straßen drückt.
Um 19.30 Uhr hat der Rauch immer noch kein Stück nachgelassen. Ein Feuerwehrmann auf einer Drehleiter stößt zur Straße hin Fenster auf, damit der Rauch abziehen kann. Nachschubkräfte bringen Scheinwerfer für die anbrechende Dunkelheit in Position und schaffen Verpflegung und neue Sauerstoffflaschen heran - Vorbereitungen auf eine lange Nacht.
Um 22 Uhr zeigen sich erste Erfolge: Das Feuer ist unter Kontrolle, die Rauchentwicklung deutlich eingedämmt, vermeldet die Feuerwehr. Der Einsatz werde aber noch bis in die Morgenstunden andauern Die Brandursache ist noch ungeklärt. Sicher ist aber: Die Auswirkungen sind verheerend sind.