Hohenlimburg/Bietigheim. Die Hohenlimburgerin Rhiana Bäßler hat bei der Online-Singlebörse Parship die 400 Kilometer entfernt lebende Liebe ihres Lebens kennengelernt.

Die Anfangszweifel sind völlig verflogen. Am Anfang, da hatte Rhiana Bäßler noch gedacht: „Ich möchte meinen Kindern ungern mal sagen müssen, dass ich ihren Vater im Internet kennen gelernt habe.“ Das ist aber nun doch geschehen, und die 30-jährige frühere Hohenlimburgerin kann ihrem Kind einmal mit Stolz und Gelassenheit erzählen, wie sie ihren Fritz kennengelernt hat. Dass dieses gemeinsame Kind in wenigen Wochen das Licht der Welt erblicken wird, ist wahrscheinlich der schönste Aspekt dieser Geschichte über die Liebe, die sich ohne die Single-Börse im Internet gar nicht hätte entwickeln können.

Hier in diesem Fall war es ­Parship. Und allein, wenn man auf die Hochzeitsfotos der beiden schaut, dann verfliegen schnell die Klischees im Kopf, dass sich hier die Verzweifelten, die, die in der realen Welt keine Chance habe, ihren Traumpartner zu finden, versammeln.

Der 16. Mai ist das entscheidende Datum

Wie sehr es in ihrer Liebe Schlag auf Schlag geht, zeigt der Blick auf drei Daten.

16. Mai 2013: Die beiden treffen sich zum ersten Mal auf dem Bauernhof in Bietigheim.

16. Mai 2014 : Rhiana Bäßler zieht nach Bietigheim in Baden-Württemberg. Und an diesen Tag macht ihr Fritz ihr auch einen Heiratsantrag.

16. Mai 2015: Fast genau zwei Jahre nach dem ersten Treffen und ein Jahr nach dem Antrag heiraten die beiden ganz feierlich. Und nun wird es nicht der Mai, sondern der August 2016 sein, in dem ihr erstes Kind, ein Junge, zur Welt kommen wird.

Bei der Liebe zwischen Rhiana und Fritz gibt es eigentlich nur einen Verlierer – und das ist Hagen. Oder besser gesagt Hohenlimburg. Denn die Stadt hat eine junge, engagierte Frau verloren, die nun in Bietigheim vor den Toren Stuttgarts lebt. Auf einem großen Bauernhof.

Die Geschichte der Reihe nach: Rhiana Bäßler ist eigentlich zufrieden. Sie lebt in Hohenlimburg, wo sie auch aufgewachsen ist, ist studierte Maschinenbau-Ingenieurin, sieht gut aus, hat einen prima Job in Lüdenscheid. Aber sie ist seit fast sieben Jahren Single, als sie sich dazu entscheidet, sich bei Parship anzumelden: „Ich dachte mir, dass es durchaus sein könnte, dass mein Traummann doch ein bisschen weiter von mir weg wohnt.“

Technik stellt sie einander vor

Binnen zehn Monaten ergeben sich zwei Dates, es funkt dabei aber nicht. Eines Abends, es ist Anfang Mai 2013, schaut sie abends noch einmal auf der Parship-Seite und stolpert über das Profil von Fritz, das ihr neben vielen anderen von der automatischen Technik der Parship-Seite vorgeschlagen wird.

Nach den eigentlichen Spielregeln des Portals hätten sie sich gar nicht finden dürfen. Denn Fritz hat sich gerade erst angemeldet, das Profil noch gar nicht richtig ausgefüllt. „Ich kam aus einer Beziehung, war für zehn Monate Single“, erinnert sich Landwirt Fritz Bäßler (28). Als die Gras-Ernte vorbei ist, da beschließt er trotzdem spontan, bei Parship vorbeizuschauen, weil, wie er augenzwinkernd anmerkt: „Partys sind nicht unbedingt mein Fischereigebiet.“

Warum hat es gefunkt?

Ein tolles Paar: Fritz und Rhiana Bäßler.
Ein tolles Paar: Fritz und Rhiana Bäßler. © WP

Auch wenn der 400 Kilometer entfernt lebende Fritz zu dem Zeitpunkt sein Profil noch gar nicht komplett ausgefüllt hat, rechnet das Parship-Programm aus den Angaben des Persönlichkeitstests die so genannten Matching-Points zwischen ihm und Rhiana aus. Ein Wert, der angeblich mathematisch darstellen soll, wie gut zwei Menschen, die sich bei Parship angemeldet haben, zueinander passen. „Unser Wert war gar nicht so berauschend“, erinnert sich Rhiana.

Woran hat es denn gelegen, dass es doch gleich gefunkt hat? „Sie hat mir ganz konkrete Fragen gestellt, das war kein Blabla“, erinnert sich Fritz. Und Rhiana sagt: „Ich fand es total toll, dass er ausführlich und individuell geantwortet hat. Das waren keine vorgefertigten Sätze, wie sie andere schon mal geschickt haben.“

Das Interesse ist also schon am ersten Abend geweckt, die Kommunikation läuft aber noch schriftlich über den Chat. Die beiden schalten aber gleich die Möglichkeit frei, dass man von dem jeweils anderen ein Bild, das hinterlegt ist, sehen kann. Wie war der erste Eindruck? „Rhiana hatte verschiedene Fotos eingestellt, die waren total unterschiedlich“, sagt Fritz. „Das waren eigentlich vier verschiedene Personen.“ Und sie erinnert sich: „Du warst unter anderem in Feuerwehrmontur zu sehen, da konnte ich gleich erkennen, was du so machst. Aber in Wahrheit siehst du viel besser aus als auf den Fotos.“

Nun geht es rasend schnell. Jeden Abend chatten die beiden bei ­Parship, am vierten Tag greifen sie schon zum Telefonhörer. Und das erste Gespräch dort dauert gleich fünf Stunden. Dann wird der Internetdienst Skype zum Kommunikationsmittel. Das heißt, die beiden können sich quasi in einem Video-Chat sehen.

Erstes Treffen nach einer Woche

Das Interesse am jeweils anderen wird nicht geringer, ganz im Gegenteil. Schon in der Woche darauf beschließt man: Wir sollten uns treffen. Erst will Fritz aus ­Baden-Württemberg hoch nach Nordrhein-Westfalen kommen. Dann kann er doch nicht, und Rhiana beschließt, dass sie die 400 Kilometer in den Süden fährt. War sie gar nicht aufgeregt? „Eigentlich hab ich mir da keine Gedanken gemacht, erst am letzten Kreisverkehr vor der Hofeinfahrt kam die Nervosität.“ Es wird ein schönes Wochenende, das die beiden miteinander verbringen – auf dem Hof mit 140 Milchkühen, den Fritz Bäßler von seinen Eltern übernommen hat und bewirtschaftet. Gleich am ersten Tag küssen sich die beiden.

Und dennoch bleibt bei der Abreise von Rhiana die Unsicherheit. Kann das funktionieren? Bei der Entfernung? Als Fritz sie wenig später in Hohenlimburg besucht, da wird die Sache schon klarer. Die beiden haben sich total ineinander verliebt, die Entfernung kann sie nicht mehr aufhalten, die beiden werden ein festes Paar. Schnell wird aber auch deutlich, dass sie zusammenziehen wollen. „Es war ja klar, dass ich nach Bietigheim würde ziehen müssen“, sagt Rhiana Bäßler. „Fritz konnte ja nicht seinen Hof aufgeben.“

Genauso klar ist aber für die Maschinenbau-Ingenieurin, dass sie den Schritt nur wagen wird, wenn sie einen Job bekommt und auf eigenen Füßen steht. Das ist allerdings bei ihrer Qualifikation im Großraum Stuttgart kein Problem. Schon die erste Bewerbung ist ein Treffer. Sie bricht komplett ihre Zelte in Hohenlimburg ab, zieht nach Bietigheim. Bereut hat sie es nicht.

Mithelfen auf dem Bauernhof

Es ist auch nicht so, dass sie aus der Stadt am Rande des Ruhrgebiets nun völlig in die Einöde gezogen ist. „Der Hof liegt ländlich, aber wir sind in 20 Minuten in der Stuttgarter Innenstadt.“ Aus der Maschinenbau-Ingenieurin ist auch keine Landwirts-Frau geworden. „Ich arbeite aber sehr gerne auf dem Hof mit, wenn es der Berufsalltag zulässt. Es ist ein toller Ausgleich“, sagt die Frau, die vorher keine Berührungspunkte zur Landwirtschaft hatte.

Dass sie heute nicht verschämt, sondern sehr offen über ihr Kennenlernen per Internet reden, hat mit ihrem großen Glück zu tun. Denn ohne ein Single-Portal wie Parship hätten sie wohl kaum eine Chance gehabt, sich über 400 Kilometer Distanz kennenzulernen.