Keine Ehe, keine Kinder, kein Sex – bis heute verpflichten sich katholische Priester bei der Weihe zu dieser Lebensform. Dabei zählt der Zölibat (abgeleitet vom lateinischen Wort „caelebs“ = „ehelos“) nicht zu den Sakramenten. Er ist seit etwa 900 Jahren für katholische Geistliche Gesetz.
„Jesus hat es so vorgelebt“, sagen Verfechter des Zölibats. Und tatsächlich steht in der Bibel, dass Jesus unverheiratet blieb. Als Schlüsselstelle für Gläubige gilt sein im Evangelium von Matthäus zitierter Satz: „Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es gegeben ist. Denn es ist so: Manche sind von Geburt an zur Ehe unfähig, manche sind von den Menschen dazu gemacht und manche haben sich selbst dazu gemacht um des Himmelreiches willen.“ Die Zölibat-Anhänger interpretieren die Stelle so, dass die Ehe für Gottesdiener zu meiden sei.
Auf der anderen Seite gibt es keine Bibelstelle, die ausdrücklich darauf hinweist, dass Jesus die Ehelosigkeit von seinen Jüngern verlangt habe. Auch Paulus schreibt in seinen Korintherbriefen: „Was die Frage der Ehelosigkeit angeht, so habe ich kein Gebot vom Herrn.“ Viele der Jünger Jesu waren verheiratet. So ist in der Bibel zum Beispiel von der „Schwiegermutter des Petrus“ die Rede. Und Petrus gilt nach katholischer Auffassung immerhin als der erste Papst.