Breckerfeld. .

Es gibt sie, diese ruhigen Momente. Diese Augenblicke der Stille und der Einkehr. „Ja“, sagt Marlies Schnepper (69), „dass ich mich mal einfach hinsetzte und nur genieße – das habe ich mittlerweile gelernt.“

Sie lauscht dem Gezwitscher der Vögel. Sie hört das Rascheln der hohen Bäume, wenn der Wind sie erfasst. Und sie riecht den Duft der Rosenblüten bei jedem Atemzug.

Dieses Atmen aber fällt Marlies Schnepper mittlerweile schwer. COPD lautet die Diagnose, eine Lungenkrankheit, die der agilen Frau die Kräfte raubt und sie mit einem elektrischen Golfwagen von Beet zu Beet fahren lässt. Auch deshalb hat sie entschieden, dass dieses Mal nun endgültig das letzte Mal sein soll und dass sie sich künftig auch nicht wieder überreden lässt, ihr wunderschönes Areal zum „Tag der offenen Gartenpforte“ zu öffnen. Am heutigen Samstag und morgigen Sonntag lädt Marlies Schnepper jeweils von 12 bis 18 Uhr in ihren Garten nach Rüggebein ein.

Die Holländer waren schon da. Am Mittwoch. Die kommen in jedem Jahr in das idyllische Höhenörtchen zwischen Hagen und Breckerfeld. Ein ganzer Reisebus voll. „Es gibt dort Anbieter, die sich auf Gartenreisen spezialisiert haben“, sagt Marlies Schnepper, „dieser Bus kommt in jedem Jahr.“

Er kommt, seine Insassen steigen aus und tauchen sofort ein in ein kleines Paradies.

Eines, das Marlies Schnepper über Jahre erschaffen hat. Es war im Jahr 2006, als sie sich aus dem Tiefbaubetrieb nach und nach zurückgezogen hat. „Ich bin mit Landwirtschaft groß geworden“, sagt sie, „ich war immer draußen. Dann kann man nicht von null auf hundert zurückfahren.“

Und so entstand Stück für Stück ein Garten. Erst direkt vor dem Haus, wo einst dichte Büsche jedes Licht aus der Küche nahmen. Dann der Staudengarten rund um ein Gewächshaus, das sie geschenkt bekam. Dann der Waldgarten für die Kinder, der so märchenhaft verwunschen wirkt. „Ich wundere mich immer, wenn Menschen Probleme haben, Kinder in ihren Garten zu lassen“, sagt Marlies Schnepper. „Für mich machen sie einen Garten erst lebendig.“

Schließlich baute sie einen Grillplatz, der so karg wirkte, dass dringend Büsche her mussten. „Eigentlich ist dieser Garten ohne großen Plan gewachsen“, erzählt Marlies Schnepper, „jedes Stück ist ein Stück meiner Seele. Jeder Bereich ist anders. Diese Vielfalt finde ich gut.“

Marlies Schnepper braucht ihren Garten. Und der Garten braucht die Frau, deren Kräfte nachlassen. Auch deshalb hat sie Unterstützung. Aneta heißt die junge Frau aus der Nachbarschaft, die Marlies Schnepper extra angestellt hat, damit das Paradies ein solches bleibt. Aber: „Bei schönem Wetter bin ich auch selbst noch jeden Tag draußen“, sagt Marlies Schnepper, „ich darf nicht schwer heben. Ich kann schlecht mit Geräten mit langem Stiel arbeiten. Aber wenn ich Unkraut jäte, dann tut mir das richtig gut. Die leichte Gartenarbeit ist wie Meditation für mich.“