Zuerst mal: Daumen hoch. Eine solche Aktion aus dem Boden zu stampfen, ist ein Organisations-Kraftakt, den es in Hagen noch nicht gegeben hat. Der Handlungsdruck der Verwaltung ist enorm und OB Schulz, der das Müll-Problem zur Chefsache erklärt hat, schwingt mit insgesamt 15 Partnern jetzt die ganz große Sauberkeits-Keule. Richtig und wichtig.

Wie nachhaltig das sein wird, darüber schwebt ein riesiges Fragezeichen. Vermutlich wird der sichtbar saubere Zustand auf viele im Stadtteil eine motivierende Wirkung haben und Anreiz sein, wieder mit mehr Lust und Eigenverantwortlichkeit vor der eigenen Haustür zu kehren. Allein das wäre ja schon als Erfolg zu verbuchen.

Das wird aber nicht darüber hinwegtäuschen: Das größte Problem Wehringhausens ist, dass sich zwei Welten gebildet haben, die sich immer weiter voneinander entfernen. Hier die deutsche Bevölkerung und mit ihr die vielen gut integrierten Migranten im Stadtteil, die sich in der Gesellschaft mit all ihren Regeln sicher bewegen (obwohl es auch in dieser Gruppe „Müllsünder“ gibt). Auf der anderen Seite Zuwanderer (seit einiger Zeit vor allem aus Rumänien und Bulgarien), die viel Zeit auf öffentlichen Plätzen verbringen – oftmals verbunden mit Abfall-Hinterlassenschaften. Und auch sonst Müll häufig an der nächsten Ecke entsorgen. Nichts sollte man pauschalisieren. Aber das Verhalten derer, die dies tun, ist gesellschaftlicher Zündstoff.

Es ist richtig, den Stadtteil von Grund auf zu reinigen und damit zu zeigen, wie wunderschön dieses Hagener Viertel ist. Aber jemand muss die beschriebenen entfernten Menschen an die Hand nehmen und ihnen vermitteln, warum wir als Stadt eine so große Aktion machen. Und warum sie für alle Menschen im Stadtteil so wichtig ist. Die „Vorbilder“, die das Quartiersmanagement in die isolierten Gruppen schicken will, sind ein guter Anfang. Mike Fiebig