Kückelhausen. Allein am Vormittag besuchten rund 2300 Schüler die Ausbildungsmesse in Hagen. Für NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer sind Studium und duale Ausbildung gleichwertig.

  • Gut besuchte Ausbildungsmesse in Hagen
  • NRW-Arbeitsminister mit Plädoyer für duale Ausbildung
  • 122 Aussteller präsentieren sich mehr als 2300 Schülern

Es ist eine gewaltige Zahl: Allein am Vormittag haben gestern rund 2300 Schülerinnen und Schüler von Hagener Haupt-, Gesamt-, Förder- und Realschulen sowie von Gymnasien und Berufskollegs die vierte Hagener Ausbildungsmesse besucht. Am Nachmittag kamen dann noch viele weitere Besucher auf das Ausstellungsgelände in Kückelhausen, denn dann war die Messe auch für die breite Öffentlichkeit geöffnet.

Exakt 122 Aussteller aus Hagen, aber auch aus dem Umkreis haben sich am Ende an ihren Ständen präsentiert. Und Kirsten Kling, Geschäftsführerin der federführenden Agentur Mark, konnte stolz sagen: „Wir hatten sogar noch mehr Interessenten. Am Ende war aber einfach der Platz hier begrenzt.“

Handwerk sucht dringend Azubis

 Berthold Schröder, Präsident Handwerkskammer Dortmund, und NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer beim Nagelklopfen.
Berthold Schröder, Präsident Handwerkskammer Dortmund, und NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer beim Nagelklopfen. © WP Michael Kleinrensing

Und tatsächlich herrschte gestern auf dem Gelände von Kreishandwerkerschaft und SIHK-Bildungszentrum eine Atmosphäre wie auf einem gut besuchten Festival. Wie gut besucht die Messe war, fiel auch NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer auf, dessen Fahrer sich nur mühsam den Weg durch die Massen bahnen konnte. Bei der offiziellen Eröffnung hörte man von dem seit acht Monaten amtierenden Minister zwar zunächst viel Erwartbares. Sehr leidenschaftlich war hingegen sein Plädoyer für die duale Ausbildung – also für den in Deutschland praktizierten Zweiklang von betrieblicher Ausbildung und Berufsschule: „Die duale Ausbildung ist gleichwertig zu einem Studium.“ Es müsse Schluss mit dem Denken sein, dass nur ein Hochschulabschluss einen guten Beruf garantiere: „Ein Studium passt nicht zu allen.“

Viele Stellenangebote bei Jobportal im Internet

Die Funke-Mediengruppe und somit auch die WESTFALENPOST sind Medienpartner der Hagener Ausbildungsmesse.

Zur Funke-Mediengruppe gehört auch das Portal https://ennepe-ruhrjobs.de , das auf der Seite viele Stellenangebote für Hagen zeigt und sich gestern bei der Messe vorstellte.

Berthold Schröder, Präsident der Handwerkskammer Dortmund, nahm den Ball auf. Das Handwerk biete sehr gute Zukunftsaussichten: 87 Prozent der Betriebe seien mit ihrer derzeitigen wirtschaftlichen Situation zufrieden, sogar 92 Prozent erwarteten eine positive Entwicklung. Allerdings gebe es auch in Hagen Nachwuchssorgen: „Fünf Prozent der Handwerks-Ausbildungsplätze in Hagen sind derzeit nicht besetzt.“ Wurden im Jahr 2010 noch 366 Ausbildungsverträge im Hagener Handwerk abgeschlossen, waren es 2015 nur 265. „Der Trend ist aber wieder leicht positiv“, so Schröder. „Im Vergleich zum Vorjahr gibt es eine Zunahme von vier Prozent.“

Vielleicht haben einige doch erkannt, welche Karrieremöglichkeiten es im Handwerk gibt, auch um sich selbstständig zu machen: „In 30 Prozent aller Handwerksbetriebe in Hagen steht in den nächsten Jahren eine Übernahme an“, weiß Berthold Schröder.

Größte Messe? Kein Widerspruch

 Dominik Dahl, Dachdecker Azubi, zeigt bei der Ausbildungsmesse Hagen, was er gelernt hat.
Dominik Dahl, Dachdecker Azubi, zeigt bei der Ausbildungsmesse Hagen, was er gelernt hat. © WP Michael Kleinrensing

Übrigens: Die Hagener Veranstaltung wird immer wieder als die „größte nicht-kommerzielle Ausbildungsmesse Deutschlands“ bezeichnet. Ob dem wirklich so ist, ist höchst ungewiss, denn Oberbürgermeister Erik O. Schulz, der vorher Geschäftsführer der Agentur Mark war, bekannte gestern, dass er dies vor Jahren ohne empirische Grundlage einfach mal behauptet hat. Allerdings hat ihm bislang auch niemand widersprochen.