Über Milchkrise und die Maßnahmen der Politik sprach unsere Zeitung mit Dirk Kalthaus.

1 Die Politik hat Soforthilfen für die Landwirte beschlossen. Wie beurteilen Sie diese?

100 Millionen Euro für die Bauern – das hört sich toll an. Aber im Grunde ist das sehr ernüchternd. Verteilt auf die Landwirte in Deutschland ist das ein sehr geringer Betrag. Und die Wirkung der Maßnahmen ist fraglich. Nehmen wir die angekündigten Liquiditätshilfen. Die Laufzeiten sind sehr kurz. Und wenn die Preise nicht steigen, wird das Problem im besten Fall verlagert. Man sollte sich sehr genau überlegen, ob man dieses Angebot annimmt. Auch Steuerentlastungen in der Krise bringen uns wenig. Denn die Erlöse der Landwirte sind so gering, dass die Steuerlast wahrlich nicht das Hauptproblem ist.

2 Was hat die Krise für Konsequenzen vor Ort?

Viele Betriebe arbeiten am Rande der Existenz. Sie halten sich nur über Wasser, weil Familien dahinterstehen und keine Investoren, wie beispielsweise in Ostdeutschland. Dennoch haben aufgrund der aktuellen Situation drei von 85 Landwirten im Kreisverband aufgeben müssen.

3 Gibt es denn Hoffnung?

Wir rechnen nicht damit, dass die Milchpreise bis Herbst steigen. Dann wird neu verhandelt. Ob das Russland-Embargo im August fällt, scheint sehr fraglich. Auch die Hoffnungen, die viele in den chinesischen Mark gesetzt haben, haben sich nicht erfüllt. Allerdings müssen wir Landwirte uns auch selbst fragen, ob wir immer marktkonform gehandelt und die richtigen Entscheidungen getroffen haben.