Hagen. . Nach dem Horror-Unfall am Donnerstagabend auf der Feithstraße, bei dem sich die Fahrer eines Skoda Fabia RS und eines Audi A6 nahe der Fernuniversität ein Straßenrennen lieferten und dabei mit zwei entgegenkommenden Autos frontal kollidierten, hängt das Leben eines Jungen (6), der in einem der getroffenen Fahrzeuge saß, am seidenen Faden.
Der Junge ringe mit dem Tod, hieß es bei der Pressekonferenz, zu der die Hagener Polizei und die Staatsanwaltschaft gestern Mittag ins Polizeipräsidium baten. Das Kind liegt in einer Spezialklinik in Bochum-Langendreer. Seine Mutter und seine Schwester waren in andere Krankenhäuser gebracht worden. „Ich würde von einer riesigen Dummheit sprechen, die die beiden Fahrer da gemacht haben“, sagt Oberstaatsanwalt Gerhard Pauli. Die Polizei geht nach ersten Ermittlungen davon aus, dass beide Fahrer sich ein risikoreiches Rennen geliefert haben.
Der Fahrer des Audi, der nach dem schweren Unfall geflüchtet war, hatte sich noch in der Nacht über seinen Anwalt bei der Polizei gestellt. Mittlerweile wird immer klarer, wie die Tragödie auf der Feithstraße ihren Lauf nahm. Schon im Bereich des Boeler Rings haben Zeugen die beiden Duellanten dabei beobachtet, wie sie sich gegenseitig abzuhängen versuchten und sich provozierten. An der Kreuzung am Loxbaum beschleunigten beide wieder stark und rasten Richtung Hoheleye hinauf, um dann mit weit überhöhter Geschwindigkeit vor der Fernuni in eine Rechtskurve einzubiegen.
Dort wollte ein 76-Jähriger mit seinem Smart vom Fahrbahnrand losfahren. Der rasende Audi war auf der rechten Spur unterwegs, wollte ihm ausweichen, zog nach links, wodurch der Skoda auf der linken Spur abgedrängt wurde und in den Gegenverkehr raste, wo er mit dem Renault Megane eines 30-Jährigen und dem Ford Focus einer 37-jährigen Frau, die ihre beiden Kinder (6 und 11) mit an Bord hatte, zusammenstieß.
Motorisierung noch unklar
„Wären die Insassen nicht angeschnallt gewesen, dann wären sie jetzt tot“, sagte der Leiter der Hagener Verkehrsdirektion, Michael Hoffmann. Er hielt es bereits für ungewöhnlich, dass ein Skoda Fabia sich im Rahmen eines Wettstreits mit einem Audi A6 anlege. Wie stark die Fahrzeuge motorisiert waren, ist nicht klar.
Ob die beiden Fahrer sich kannten, ist nach ersten Vernehmungen ebenfalls unklar. Genau so, ob sie sich zu einem Rennen verabredet hatten oder zufällig begegneten. Der Skoda-Fahrer (46) wurde schwer verletzt. Der Audi trug keine Beschädigungen davon. Der Fahrer ergriff die Flucht, stellte sich aber später der Polizei. Der Wagen wurde sichergestellt. Die beiden Duellanten standen nicht unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Beide sind, zumindest im Verkehrsbereich, nicht vorbestraft.
Ermittlungskommission gegründet
Wo alle am Unfall beteiligten Personen hin wollten, ist nicht bekannt. Klar ist, dass der Audi nicht im Besitz des Fahrers ist. Es handelt sich um eine dauerhafte Leihgabe. Beide Fahrer sind auf freiem Fuß. Juristisch schweben die Vorwürfe der schweren Verkehrsgefährdung, der fahrlässigen Körperverletzung und, im Falle des Audi-Fahrers, auch die Fahrerflucht über ihnen. Beide kommen aus Hagen. „Hoffen wir, dass aus der fährlässigen Körperverletzung keine fahrlässige Tötung wird“, sagt Pauli. Es ist eine Ermittlungskommission eingerichtet worden. Solche Kommissionen sind im Verkehrsbereich eigentlich unüblich.
Die Beweissituation sei günstig. Viele Zeugen beobachteten das grauenvolle Geschehen. Die Führerscheine der Raser wurden sichergestellt und ein Antrag auf Entzug der Fahrerlaubnis gestellt.