Wehringhausen. .
Der Müll, der Dreck, der Kot auf den Spielplätzen – es gibt eine Bevölkerungsgruppe, die hält den Schwarzen Peter in den Händen. „Seit die Rumänen gekommen sind, ist alles ganz anders hier“, sagen viele, die am Wilhelmsplatz ein Geschäft betreiben. Mitten in einem multikulturellen Stadtteil, der es seit Jahrzehnten gewohnt ist, Zuwanderer zu integrieren.
Jetzt aber droht das, was jahrelang funktioniert hat, zu scheitern. Und die Menschen, die hier leben und die hier arbeiten, stehen vor einem Scherbenhaufen. Im wahrsten Sinne des Wortes, wenn man auf die Müllberge blickt, die vor und hinter heruntergekommenen Mietshäusern liegen. „Ich fürchte, dass der Stadtteil kippt“, sagt Michaela Krüger, die in Wehringhausen aufgewachsen ist und hier ihr „Atelier für Anziehendes“ betreibt.
Also werfen wir einen Blick auf den Mikrokosmos Wilhelmsplatz, auf das Herz des Stadtteils, wo das Leben mit – drücken wir’s positiv aus – all seiner Vielfalt pulsiert:
Mirela Dumitrescu ist Rumänin. Ihr Mann Christian Dickert hat sein Architekturbüro direkt am Platz, die beiden wohnen gleich um die Ecke: „Mich stört dieses Bild, das von Rumänien in den deutschen Medien verbreitet wird“, sagt die Frau, die gerade Besuch von Verwandten aus Bukarest hat und selbst seit acht Jahren in Hagen lebt: „Wenn man den Fernseher einschaltet, werden nur heruntergekommene, dreckige Dörfer am Ende der Welt gezeigt, um zu zeigen, woher die Zuwanderer stammen. Aber das ist nicht das Rumänien, das ich kenne.“
Also schaltet sie den großen Flachbildfernseher an der Wand ein und zeigt Fotos von ihrer letzten Reise. Von der Hochzeit der besten Freundin, bei der Rumänen und Roma gemeinsam feiern. Von Dörfern auf dem Land mit gepflegten Häusern, in denen fleißige Landwirte mit einfachen Maschinen ihre Felder bewirtschaften. „Das“, sagt sie, „ist das Land, aus dem ich komme. Auch in Deutschland könnte man doch jederzeit losziehen und Aufnahmen so auswählen, dass sie das Bild transportieren, das man gerade braucht.“
Dabei verkennt Mirela Dumitrescu keineswegs die Probleme unmittelbar vor ihrer Haustür: „Die Roma hier bleiben unter sich. Das macht eine Integration so schwierig“, sagt die junge Frau. „Obwohl die Roma es als Minderheit auch in Rumänien schwer haben, kann man nicht generell sagen, dass alle isoliert leben. Aber es gibt eben einen Unterschied in der Mentalität.“