Hagen. . Die Polizei Hagen steht wegen der möglichen privaten Nutzung ihrer Fahrzeug-Werkstatt unter Druck. Doch wie sieht es bei anderen Behörden und städtischen Betrieben? Der Überblick.

  • Nach dem Wirbel um private Nutzung der Polizei-Werkstatt in Hagen
  • Auch andere Behörden und Stadt-Töchter lassen private Reparaturen zu
  • Teilweise offizielles Angebot und genaue Regelungen

Die Hagener Polizei steht wegen ihrer Fahrzeug-Werkstatt unter Druck. Die Staatsanwaltschaft prüft die Aufnahme eines Ermittlungsverfahrens wegen Untreue, nachdem in einem anonymen Brief der Vorwurf erhoben worden ist, dass dort unrechtmäßig private Fahrzeug repariert würden. Doch wie sieht die Situation bei anderen Behörden und städtischen Betrieben in Hagen aus? Die WESTFALENPOST hat nachgefragt.

Feuerwehr Hagen

Die Feuerwehr Hagen hat eine eigene KFZ-Werkstatt, in der insgesamt neun Angestellte und drei Auszubildende arbeiten. Hier, so Pressesprecher Marcel Göbel, würden nicht nur die Feuerwehr-Fahrzeuge, sondern auch die anderer Ämter und städtischer Tochterfirmen instand gehalten. Private Fahrzeuge würden dort aber generell nicht repariert. „Hierfür steht den Kollegen eine über eine Sachspende bereitgestellte Hebebühne zur Verfügung. Die liegt auf dem Feuerwehr-Gelände, aber außerhalb der Kfz-Werkstatt“, so Göbel. Das geschehe auch nur außerhalb der Arbeits- bzw. Dienstzeiten. Die Hebebühne sei mit einem Schloss gesichert, die Nutzung müsse in einem Buch beim Wachabteilungsleiter angekündigt und eingetragen werden.

Hagener Entsorgungsbetrieb

Beim Hagener Entsorgungsbetrieb (HEB) werden in der Werkstatt gelegentlich auch Privatautos von Mitarbeitern repariert – natürlich gegen Bezahlung und Rechnung, so Sprecherin Jacqueline Jagusch: „Und solche Reparaturen werden selten ausgeführt, weil die Werkstatt kaum freie Kapazitäten hat.“ Ein Räderwechsel koste derzeit inklusive Mehrwertsteuer 17,85 Euro, dabei handele es sich um marktübliche Sätze. Die Reparatur privater Autos geschehe nur während der Arbeitszeit. Allerdings bestehe für Werkstattmitarbeiter die Möglichkeit, die Werkstatt privat außerhalb ihrer Dienstzeit zu nutzen. Dazu gebe es eine schriftliche Vereinbarung. Die Nutzung sei nur privat im Rahmen der Selbsthilfe für ein eigenes Kfz gestattet. Entgeltliche oder gewerbliche Arbeiten seien ausgeschlossen. Neben den rund 140 eigenen Fahrzeugen werden von den 13 Mitarbeitern und drei Azubis auch die Wagen anderer städtischer Töchter, etwa des Wirtschaftsbetriebs (WBH), auf Vordermann gebracht. Dafür gibt es eine Eintragung in der Handwerksrolle der Handwerkskammer Dortmund.

Hagener Straßenbahn

Auch die Hagener Straßenbahn hat eine eigene Kfz-Werkstatt, die für Privatfahrzeuge genutzt wird. Die dortigen Azubis würden vorwiegend an Nutzfahrzeugen, sprich an Bussen, ausgebildet, so Unternehmenssprecher Dirk Thorbow: „Um die Lehre abzurunden, wurde vor mehr als 15 Jahre entschieden, die Ausbildung auch auf Pkw auszudehnen:“ Dafür sei die Straßenbahn in die Kfz-Innung und auch in die Handwerkskammer Dortmund eingetreten und somit anerkannte Fahrzeugwerkstatt. Thorbow: „Das Angebot richtet sich an die Beschäftigen der Straßenbahn und umfasst Wartungs- und Reparaturarbeiten.“

Die Kosten orientierten sich an den ortsüblichen Werkstattpreisen. Materialkosten würden ohne Rabatte, aber zuzüglich eines Verwaltungskostenaufschlages berechnet. Und bei allen Rechnungen falle die Mehrwertsteuer an. „Die Arbeiten werden ausschließlich während der normalen Dienstzeiten durchgeführt“, so Dirk Thorbow. „Sie gehören ja zum offiziellen Leistungsspektrum“. Im Ausbildungsbereich sind zwei Ausbildungsleiter und bis zu 16 Azubis als Kfz-Mechatroniker beschäftigt. Im übrigen Werkstattbereich gibt es weitere 40 Mitarbeiter. „Die führen aber keine Pkw-Arbeiten durch“, so Thorbow.

Wirtschaftsbetrieb Hagen

WBH-Chef Hans-Joachim Bihs sagt, dass er Spezial- und Großwagen beim HEB und die vielen Kleinfahrzeuge des rund 140 Vehikel umfassenden WBH-Fuhrparks in der Werkstatt der Feuerwehr reparieren lasse: „Aber wir arbeiten auch mit Fachwerkstätten zusammen.“

Enervie

Auch der heimische Energieversorger Enervie verzichtet auf eine eigene Werkstatt. Da man im Wesentlichen Leasingfahrzeuge nutze, greife das Unternehmen auf die hiesigen Vertragswerkstätten zurück, so Enervie-Sprecher Uwe Reuter.