Hagen. . Eine Wasserpfeife hat eine vierköpfige Familie in Hagen in höchste Gefahr gebracht. Vater, Mutter und zwei Kinder erlitten eine Kohlenmonoxid-Vergiftung und kamen in die Druckkammer der Uniklinik Aachen

Es waren dramatische Stunden für die vierköpfige syrische Familie, die in einem Mehrfamilienhaus in der Jägerstraße in Oberhagen wohnt. Donnerstagnacht gegen Mitternacht alarmierten die Eltern den Rettungsdienst, weil die dreijährige Tochter aus ungeklärter Ursache über starke Übelkeit klagte und das Bewusstsein schon eingetrübt war. Als die Rettungskräfte eintrafen, schrillte bereits deren Kohlenmonoxid-Warnmelder. Sie alarmierten die Kollegen der Feuerwehr, die ebenso wie die Polizei in die Jägerstraße eilte.

Bei den weiteren Untersuchungen zeigte sich: Sowohl bei den Eltern, einem 30-jährigen Vater und einer 25-jährigen Mutter, als auch bei dem sechsjährigen Sohn und der dreijährigen Tochter wurden erhöhte Kohlenmonoxid-Werte im Blut festgestellt. Alle vier wurden zur weiteren Behandlung mit dem Rettungsdienst in eine Druckkammer des Klinikums Aachen gebracht.

Die Ursache ist hier – anders als bei dem jüngste dramatische Fall in Eilpe – nicht in einer defekten Heizung zu suchen. Der herbei gezogene Schornsteinfeger konnte dies ausschließen. Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen war wohl eine in der Wohnung vor sich hin kokelnde Wasserpfeife, eine so genannte Shisha, die Ursache. Nach und nach wurde durch sie wohl der Sauerstoff in der Wohnung aufgebraucht.

Ob sich die Eltern eventuelle wegen fahrlässiger Körperverletzung Ermittlungen stellen müssen, werde nun geprüft, so ein Polizeisprecher. Die anderen Bewohner des Mehrfamilienhauses wurden nicht gefährdet. Die Kohlenmonoxid-Werte in der Wohnung fielen nach einer Durchlüftung auch schnell wieder.

Zum Hintergrund: Kohlenmonoxid gilt als äußerst tückisch. Das eingeatmete Gas gelangt über die Lunge in den Blutkreislauf, wo es sich an die roten Blutkörperchen heftet. Und zwar dort, wo eigentlich der Sauerstoff gebunden wird. „Das Herz pumpt, das Blut fließt, aber der Sauerstoff gelangt nicht mehr zu den Zellen“, so Hagens Leitende Notärztin Katrin Hoffmann.

Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Müdigkeit und Bewusstlosigkeit sind erste äußere Symptome. „Allerdings sind das Anzeichen, mit denen wir auch an anderen Einsatzorten immer wieder konfrontiert werden“, so Hoffmann. „Was den Rettungskräften bei der Diagnose hilft, sind CO-Warner. Kleine technische Geräte, die wir seit zwei Jahren nutzen.“

Um das Kohlenmonoxid möglichst schnell aus dem Körper auszuschwemmen, ist die Gabe von reinem Sauerstoff nötig. Bei sehr schweren Vergiftungen – wie in Oberhagen und zuletzt auch ein Eilpe – ist allerdings eine ­Sauerstofftherapie in einer Druckkammer erforderlich.