Hagen. Dr. Hans-Dieter Fischer (CDU) ist seit 1999 Erster Bürgermeister in Hagen. Er sieht das Repräsentieren nicht als lästige, sondern schöne Pflicht an.

  • In der Serie „Politik in Hagen“ geht es diesmal um den ehrenamtlichen Bürgermeister.
  • Dr. Hans-Dieter Fischer ist seit 1999 Erster Bürgermeister der Stadt Hagen.
  • Der 73-Jährige ist sport- und kulturbegeistert.

Über den Beinamen „Der ­Allererste“ lacht er. „Nun ja, ich bin der Erste Bürgermeister der Stadt, und das schon ziemlich lange.“ Ein wenig kokettiert Hans-Dieter ­Fischer (CDU) schon mit seiner ­langen Dienstzeit als „erster stellvertretender Oberbürgermeister“. Seit 1999 bekleidet er den Posten, „ich war ohne Unterbrechung unter Horn, Demnitz, Dehm und Schulz erster Bürgermeister, das dürfte in einer Großstadt wie Hagen ziemlich einmalig sein“.

Und was ist mit seinem Doktortitel, der auf seiner Visitenkarte ebenso wie auf Schriftstücken abgedruckt ist? Über den lässt Fischer nicht mit sich verhandeln. „Seitdem mein Name vor Jahren mal mit Hans Fischer verwechselt wurde – das war ein Vorbestrafter, der Krummes mit Kreditkarten gemacht hatte und die Namensverwechslung brachte mir damals viel Ärger ein – bestehe ich auf den ­Titel.“

Dr. Hans-Dieter Fischer also, und zugegeben: Der klangvolle ­Name passt zu dem großgewachsenen, graumelierten Grandseigneur. Charmant ist er, und er kann reden. Obwohl – wollen die Leute überhaupt Reden von Politikern hören?

Jede Rede mit persönlicher Note

Auf Veranstaltungen, Einweihungen, Jubiläen müssen Reden sein, um ins jeweilige Thema einzuführen und um die Anwesenden zu begrüßen. „Ich bekomme Rede-Entwürfe vom Presseamt der Stadt, diese Entwürfe nehmen mir natürlich viel Arbeit ab. Aber ich bringe in jede Rede meine persönliche Note ein. Ich ändere, ich ergänze, ich streiche. Ich glaube, ich rede auch nicht so lange wie manche Kollegen.“ ­Wobei Fischer, der fast ausschließlich in den Bereichen Bildung, Kultur und Sport repräsentiert, Unterschiede macht: „Reden zur Pogromnacht oder Reden am Volkstrauertag am Ehrenmal rattert man nicht in fünf Minuten runter. Da ist Pietät gefragt.“

Apropos Bildung, Kultur, Sport: Der Bereich Bildung ist ihm aufgrund seines persönlichen und beruflichen Werdegangs vertraut. Der gebürtige Hasper hat in Münster, Köln und Bochum Alte Sprachen, Germanistik und Philosophie studiert, war sein Leben lang universitär im Einsatz, zuletzt (bis 2007) als akademischer Direktor der TU Dortmund. „Ich habe immer noch einen Lehrauftrag für deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters, bin also noch immer einen halben Vormittag pro Woche an der TU. Das Arbeiten mit jungen Leuten ist herrlich und fordert einen geistig immer wieder enorm heraus“, sagt der Familienmensch, der mit seiner Frau Ingrid stolz auf drei Kinder und sechs Enkel ist.

Dass ihm der Bereich Kultur besonders am Herzen liegt, ist ein offenes Geheimnis. So sitzt er seit 1979 im Kulturausschuss (davon war er zehn Jahre Vorsitzender), außerdem ist er seit vielen Jahren Mitglied im Kultur- und Sportausschuss des Regionalverbands Ruhr (RVR). „Ich bin ein großer Freund von klassischer Musik. Und ein Krimi-Liebhaber“, erzählt der 73-Jährige.

Sportaffin im Nadelstreifenanzug

Und die sportliche Komponente? ­Fischer ist ein Beispiel par ­excellence dafür, dass ein eleganter Nadelstreifenanzug und eine ausgeprägte Sportaffinität nicht im ­Widerspruch stehen müssen. „Von Haus aus bin ich gelernter Handballer, war aber auch recht gut im Fußball. Und als Senior habe ich mit Basketball angefangen.“ Mit seiner Frau diskutiere er viel und heiß über Sport. „Und Ingrid begleitet mich zu fast allen sportlichen Veranstaltungen, die ich besuche“.

Als „Allererster“ ist man in einer Stadt wie Hagen natürlich bekannt, hat einen gewissen Promi-Status. Und Promis sollten Smalltalk beherrschen. Oder sollte man eher von „ertragen“ sprechen? Hans-Dieter Fischer schmunzelt: „Nun ja, wenn der Smalltalk ausartet oder die Leute auch nach 20 Minuten noch immer nicht auf den Punkt kommen, kann das Ganze schon anstrengend sein. Ich mag auch nicht, wenn mir fremde Leute ­körperlich sehr nahe kommen und Distanz und Diskretion über Bord werfen. Aber die meisten Gesprächspartner sind sehr angenehm, und der Austausch ist oft hochinteressant.“

Ein Problem, das viele Promis und Repräsentanten zu teilen scheinen, ist das zügige Verlassen einer Veranstaltung. Meist müsse man mindestens eine halbe Stunde für Gespräche am Rande einplanen, bis man aus einem Saal herauskomme. Kein Beinbruch, doch wenn man einen Anschlusstermin hat, einfach nervig.

Auf der Straße oder beim Einkaufen aufgrund seiner Bekanntheit angesprochen zu werden, stört Fischer nicht, die meisten Leute seien nett und meinten es gut, „doch im Urlaub an der Nordsee, da brauch‘ ich das nicht. Da will ich in meinem Strandkorb meine Ruhe haben“.

Besuche bei Jubelpaaren

Die Frage, ob es denn überhaupt wichtig sei, dass in einer Stadt repräsentiert wird, beantwortet Fischer mit einem deutlichen „Ja“. Bei besonderen Jubiläen und hohen Geburtstagen müsse ein Vertreter der Stadt einfach dabei sein. Häufig gratuliert Fischer Hochbetagten – in Hagen gibt es etwa 60 Menschen, die 100 Jahre bzw. älter sind – und er weiß: „Die Leute freuen sich riesig.“ Auch bei Eisernen und Gnadenen Hochzeiten besucht der „Aller­erste“ die Jubelpaare – und das nicht, weil es seine Pflicht ist, sondern weil er es gern macht. Und aus Respekt. Auch wenn eine Familie das siebte Kind bekommen hat, sucht Fischer sie auf, dann vertritt er den Bundespräsidenten.

„Ob ich den Kaninchenverein oder den Rotary-Club besuche – ich will den Leuten glaubhaft zeigen, dass sie mir wichtig sind, als Mensch und als Bürger dieser Stadt“, sagt Fischer.