Die aktuellen Aufgeregtheiten rund um Mark Krippners Verdienstausfall-Abrechnungspraxis als politisch motiviertes Manöver abzutun, wäre zu billig. Natürlich hat der häufig etwas hemdsärmelig daherkommende SPD-Fraktionsvorsitzende als Oppositionsführer nicht nur Fans auf der OB-Etage. Doch für die finanzielle Entschädigung der Ratsmitglieder sieht die Gemeindeordnung ein klares Prozedere vor, bei dem es auch für besonders engagierte, ehrenamtliche Spitzenfunktionäre keine Sonderrechte gibt.

Krippner, der für seine unfassbar zahlreichen Rollen und Pöstchen, neben der Verdienstausfallerstattung, fast 30 000 Euro Aufwandsentschädigungen pro Jahr auf seinem Konto verbuchen kann, hat sich seit 2009, als er die Fraktionsführung im Stadtparlament übernahm, nahezu zu einem Vollzeit-Politiker verwandelt. Dabei hat seine Aufgabenvielfalt im Rahmen des Mandates und in Parteiämtern Dimensionen angenommen, die mit ehrenamtlichem Wirken kaum mehr zu bewältigen sind. Im Gegenteil: Es muss die Frage erlaubt sein, ob er die Vielzahl seiner Ämter überhaupt noch adäquat ausfüllen kann oder die Anhäufung von Jobs letztlich nur dazu dient, möglichst selten bei seinem Meister in der Gas/Wasser-Werkstatt am Platz der Impulse vorbeischauen zu müssen?

Dass Kommunalpolitik vorzugsweise ehrenamtlich ausgefüllt werden soll, ist vor allem deshalb sinnvoll, damit die Mandatsträger sich ihre Erdung durch den regelmäßigen Kontakt zur Lebenswirklichkeit und Arbeitswelt bewahren. Durch politisches Wirken dürfen den Volksvertretern keinerlei materielle Nachteile entstehen, aber auch keine Vorteile erwachsen. Krippner muss sich an dieser Stelle höchst kritisch selbst hinterfragen. Gehaltserstattungen sind keine Spielwiese für Ermessens- und Interpretationsspielräume. Dafür hat der Wähler äußerst sensible Antennen. Es ist höchste Zeit, dass das Rechnungsprüfungsamt sich des in der Vergangenheit in der politischen Kaste gepflegten Prozederes einmal annimmt.