Hagen. . Der Schauspieler Sabin Tambrea glänzt in großen TV-Rollen und am Theater. Jetzt kommt er für zwei Lesungen in seine Heimatstadt Hagen zurück.

Der Hagener Schauspieler Sabin Tambrea hat es geschafft, in seinem Traumberuf fest Fuß zu fassen – als gefeierter Theaterkünstler sowie in Film und Fernsehen. Bei allem Erfolg vergisst der Sohn einer Hagener Musikerfamilie seine Heimat jedoch nicht. Am 6. März liest der 31-Jährige in der Fabrikhalle von Bandstahl Schulte. Am 11. März gibt es sogar ein richtiges Familientreffen in der SIHK bei einem Benefizkonzert mit Musik und Texten von Clara und Robert Schumann.

Die musikalische Lesung zu Clara und Robert Schumann ist ein Familienprojekt: Sie stehen zusammen mit ihrer Schwester, der Geigerin Alina Tambrea, Ihrem Schwager, dem Cellisten Edvardas Armonas, und Ihrer Partnerin, der Schauspielerin Alice Dwyer, auf der Bühne. Wie ist die Idee entstanden?

Sabin Tambrea: Den Wunsch gab es schon lange, jedoch suchten wir nach dem passenden Anlass. Meine Schwester schickte mir die Tagebücher des Ehepaares zu, nachdem ihr Trio Enescu die Klaviertrios in ihr Repertoire aufgenommen hat, das Schumann-Jahr 2016 nannte uns den passenden Zeitpunkt, und so kam das eine zum anderen. Mich fasziniert vor allem, wie das Hörverständnis der musikalischen Werke noch mehr an Tiefe gewinnt, sobald man Einblick in die intimen Tagebucheinträge bekommt. Diese überirdische Musik verbinden wir im Konzert mit dem irdischen Gegengewicht der Sorgen, Ängste und Glücksmomente, die dieses Paar durchlebt hat. Dass wir dieses Programm erstmals im größeren Rahmen in Hagen vorstellen dürfen, freut uns besonders.

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Wie ist es, professionell aufzutreten, wenn man privat so eng verbunden ist? Anstrengend wegen der Nähe oder eher befreiend, weil man sich wortlos versteht?

Tambrea: Ich freue mich sehr auf diesen Abend, da es an sich schon selten genug ist, dass wir uns alle sehen können. Dass wir dazu noch etwas tun dürfen, worin wir unsere berufliche Erfüllung sehen, macht diesen Abend in meiner Vorstellung zu einem sehr schönen Ereignis – solange ich nicht wieder zum kleinen Bruder werde und meine Schwester ärgere.

Am Karfreitag feiert der Kinofilm „Jesus Cries“ Premiere, in dem Sie die Hauptrolle spielen. Geht man an die Jesus-Rolle heran wie an eine ganz normale Aufgabe?

Tambrea: Gerade bei Figuren wie Jesus oder Ludwig II. schwingt eine größere Verantwortung mit als bei Figuren, wo man nicht einen kompletten Fundus an Literatur zur Verfügung hat. Die Vorarbeit fällt viel ausufernder aus, man trägt Verantwortung, da man mit seiner Interpretation mit Sicherheit die bestehenden Vorstellungen der Zuschauer über diese Figur streifen, vielleicht auch beschädigen kann. Da ist es notwendig, sich nicht angreifbar zu machen, indem man die Darstellung nicht allein auf seinen schauspielerischen Instinkt aufbaut.

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Ebenfalls am Karfreitag wird „Das Geheimnis der Hebamme“ (ARD, 20.15 Uhr) ausgestrahlt. Darin spielen Sie einen grausamen Ritter. Was mögen Sie an der Darstellung dunkler Figuren?

Tambrea: Für die edlen und guten Charaktere gibt es in der Realität leider nicht allzu viele Vorbilder. Für die „bösen“ dafür umso mehr, die Nachrichten zeugen davon. In den Abgründen zu forschen, empfinde ich als interessanter, da ich oft mit einem eigenen Widerstand zu kämpfen habe, Verständnis für die Schritte meiner Figuren zu entwickeln. Diese Irritation interessiert mich bei der Figurenarbeit sehr. Spannend wird es, wenn sie vom einen Extrem ins komplette Gegenteil fällt, wie bei „Ku’damm 56“.

„Ku’damm 56“ ist ab dem 20. März im ZDF (20. 3., 21. 3., 23. 3., jeweils 20.15 Uhr) zu sehen. Können Sie darüber etwas verraten?

Tambrea: „Ku’damm 56“ ist ein großartiges, berührendes Zeitporträt einer bisher wenig beleuchteten Epoche geworden. Die Drehbücher von Annette Hess gehören zu dem Besten, was ich bisher gelesen habe, das Schauspielerensemble glänzt bis in die kleinste Nebenrolle. Letzte Woche durfte ich die Filme sehen, ich kann wirklich nur empfehlen einzuschalten.

Kommen Sie gerne in Ihre Heimatstadt Hagen zurück, jetzt, wo Sie berühmt sind?

Tambrea: Ich komme von Herzen gerne nach Hagen, unabhängig von den Umständen. Hagen bewahrt meine Erinnerungen an die jungen Jahre behutsam auf, ich hoffe dass die Stadt es auch in Zukunft hinbekommen wird. Das wird sie nur, wenn sie das Herz nicht aus dieser Stadt herausreißt, welches so vielen Künstlern die ersten Schritte im Theater Hagen ermöglicht hat. Ein zweites Sachsen kann überall entstehen, wo die Politik zu nachlässig mit Kultur umgeht.