Hagen. Es ist ein turbulenter Spätsommer für Liselotte Funcke. Gerade hat im Rathaus ein Empfang zum 90. Geburtstages der ehemaligen Staatsministerin stattgefunden. Knapp zwei Wochen danach steht jetzt der nächste wichtige Termin an.
Am Samstag, 13. September, präsentiert sie als Herausgeberin eine neue, erweiterte Auflage des Buches „Hagener Straßen erzählen Geschichte(n)” in der Buchhandlung Thalia.
Für Geschichte hatte sie schon immer ein Faible. Besonders für die Historie Hagens. „In der Schule haben wir auf meinen Vorschlag hin Heimatgeschichte durchgenommen”, sagt sich Liselotte Funcke. Sie lächelt bei der Erinnerung daran, jahrzehntelang liegt dieses Detail ihrer Kindheit zurück. Trotzdem ist es ihr im Gedächtnis geblieben, was zeigt, wie wichtig ihr das Thema war. Und bis ins Alter geblieben ist.
Bereits vor neun Jahren entschied sich Funcke, ein Buch herauszugeben, das Persönlichkeiten vorstellte, nach denen in Hagen Straßen benannt sind. „Mir fiel auf, dass viele Hagener nicht wussten, warum ihre Straße so heißt, in der sie wohnen. Daran wollte ich etwas ändern.” Die Idee zum Buch „Hagener Straßen erzählen Geschichte(n)” entstand. Neben Funcke recherchierten und schrieben viele Autoren die Lebensgeschichten von Künstlern, Entdeckern, Kirchenvertretern und Industriellen auf, die noch heute auf Straßenschildern zu lesen sind. Darunter sind natürlich auch viele Politiker. „Mir war es damals beispielsweise wichtig, Eugen Richter bekannt zu machen”, so Liselotte Funcke.
Während sie spricht, sitzt sie auf ihrem Wohnzimmersofa. Ein Exemplar der Neuauflage ihres Buches liegt vor ihr auf der gläsernen Tischplatte. Es ist ein Beleg dafür, wie gut ihre Idee bei den Lesern ankam, Historisches anhand von Straßennamen aufzuarbeiten. Das Buch, im Jahr 1999 erstmals erschienen, verkaufte sich gut. So gut, dass 2001 eine zweite Auflage und jetzt, im Jahr 2008, eine dritte, um 25 Straßen und eine Karte erweiterte Auflage veröffentlicht wird. Ingesamt sind in dem Buch 257 Straßen genannt, hinzu kommen 36 Schulen, 7 Parks und 8 Freizeiteinrichtungen.
Um die neue Ausgabe zu ergänzen, hatte Funcke im Vorfeld der Veröffentlichung wieder mit der Recherche begonnen: Sie stöberte in diversen Archiven, unter anderem im Heimatmuseum, las in Heimatblättchen und kontaktierte Heimatforscher. „Eine manchmal sehr mühselige Arbeit”, gibt Liselotte Funcke zu. Das Internet sei häufig eine Hilfe. Sie suche allerdings nicht selbst, sondern ihre Nichte. „Computer sind nichts mehr für mich.” Auch vor die Schreibmaschine zieht sie wenig. „Davor kann ich nicht denken.” Die Artikel für die Neuauflage hat sie auf die gute alte Art verfasst: handschriftlich.