Haspe. . Eine Sekunde entscheidet darüber, dass Jolina nicht aus dem Leben gerammt oder lebensgefährlich verletzt wird. Ihr Vater rettet ihr das Leben und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Straßenbahn.

  • Bus fährt Kind in der Tillmannsstraße an
  • Fahrer soll gesagt haben, er sei zu alt
  • Straßenbahn äußert sich nicht

16.10 Uhr am vergangenen Montagnachmittag auf der Tillmannsstraße im Hasper Zentrum. Eine einzige Sekunde entscheidet darüber, dass die dreijährige Jolina nicht aus dem Leben gerammt oder lebensgefährlich verletzt wird. Die Kleine steht mitten auf dem Zebrastreifen an der Ecke Preußerstraße als ein Bus der Hagener Straßenbahn ungebremst auf sie zurauscht. Einen Meter vor dem Aufprall wird Jolina von der Straße gerissen. Ihr Kopf prallt dabei gegen den Bus. Ihr Vater hatte ihr das Leben gerettet.

Tempo 20 erlaubt

Der Bereich rund um den Hasper Kreisel ist eine 20-km/h-Zone. Für den Bus, der die kleine Jolina fast überfahren hätte, galt diese Geschwindigkeit bis auf Höhe des Ernst-Meister-Platzes. Danach darf wieder schneller gefahren werden. Bis zur Hauptstraße folgen aber zwei Zebrastreifen.

Steffen und Katharina Piwecki holen ihre Tochter aus der nahe gelegenen Kita Sonnenschein ab. Gemeinsam mit der Kleinen betreten sie den Zebrastreifen, um in die Preußerstraße weiter zu gehen, wo sie wohnen. „Als unsere Tochter mitten auf dem Zebrastreifens ist und wir dahinter – Jolina rannte, da sie Angst hat, über Straßen zu gehen – sehen meine Frau und ich den Bus plötzlich im Augenwinkel. Meine Frau schreit den Namen unserer Tochter, worauf sie stehen bleibt. Ich renne sofort los und greife meine Tochter, um sie vor dem Aufprall zu bewahren.“

Schwere Vorwürfe gegen die Hagener Straßenbahn

Dabei prallt Jolinas Kopf gegen den Bus, sie zieht sich aber „nur“ eine Prellung zu. Die Ärzte im Krankenhaus sagen später, dass es noch dazu wichtig gewesen sei, dass sie eine dämpfende Wollmütze getragen habe.

So sehr sich die Piweckis darüber freuen, dass ihre Tochter noch lebt, so schwer sind die Vorwürfe, die sie gegen die Hagener Straßenbahn erheben. Denn der Busfahrer, der vom Hasper Kreisel Richtung Christian-Rohlfs-Gymnasium unterwegs war, soll einfach weitergefahren sein. „Ich bin bis zur Kreuzung (Anm.der Red.: am Konrad-Adenauer-Ring) hinterher gelaufen. Als der Bus an der roten Ampel hielt, habe ich den Fahrer zur Rede gestellt“, sagt Katharina Piwecki. Der Fahrer, ein 60-jähriger Mann, soll zum einen gesagt haben, dass er die Familie auf dem Zebrastreifen nicht gesehen habe. Zum anderen, so sagen die Eltern, soll er den Satz geäußert haben: „Ich habe sie nicht gesehen, ich bin schon alt.“

Bauliche Erhebungen zur Geschwindigkeitsreduzierung?

Die Hagener Straßenbahn nimmt zu dem Vorfall im Hasper Kreisel aktuell keine Stellung. Aus der Pressestelle heißt es, man befinde sich in einem schwebenden Verfahren und man wolle zudem die Ermittlungen der Polizei abwarten. Dass der Fahrer gesagt haben soll, dass er zu alt sei, ist bei der Straßenbahn nicht bekannt. Die Piweckis bleiben dabei: „Der Fahrer hat gesagt, er sei zu alt.“

Steffen und Katharina Piwecki haben neben Jolina noch einen sechsjährigen Sohn, der vor rund einem Jahr an selber Stelle ebenfalls fast überfahren worden sein soll. „Auch Nachbarskinder sind hier schon in Gefahr gewesen“, sagt Steffen Piwecki.

Zudem habe die Kita Sonnenschein in der Waldecker Straße schon Alarm geschlagen wegen der gefährlichen Fahrbahnüberquerungen. (In der Kita war nach unserem Termin mit den Piweckis gestern Nachmittag nach Feierabend niemand mehr zu erreichen, der das hätte bestätigen können.) Eltern aus der Nachbarschaft hätten außerdem in der Vergangenheit einen Antrag gestellt, dass auf der Tillmannsstraße Bremsschwellen, – bauliche Erhebungen zur Geschwindigkeitsreduzierung – errichtet werden. Haspes Bezirksbürgermeister konnte das auf Nachfrage gestern nicht bestätigen. „Es gab mal eine Diskussion darüber, den Zebrastreifen am Christian-Rohlfs-Gymnasium gegen eine Ampelanlage zu tauschen, weil die Eltern diese Stelle zu gefährlich finden“, sagt Thieser. „Aber im Bereich der Tillmannsstraße ist mir so etwas nicht bekannt.“