Hagen. . Der Bildhauer Stephan Balkenhol ist für seine Holzskulpturen berühmt. Jetzt zeigt Hagen mit 40 kleinen Arbeiten aus Bronze seine unbekannte Seite.

  • Der Bildhauer Stephan Balkenhol ist für seine Holzskulpturen berühmt
  • In Hagen sind 40 Bronzeskulpturen des Künstlers zu sehen
  • Plastiken sind auf Sockeln frei im Raum angebracht und nicht hinter Plexiglas
  • Der Bildhauer Stephan Balkenhol ist für seine Holzskulpturen berühmt
  • In Hagen sind 40 Bronzeskulpturen des Künstlers zu sehen
  • Plastiken sind auf Sockeln frei im Raum angebracht und nicht hinter Plexiglas

Mit seiner schwarzen Hose und dem weißen Hemd wirkt der Mann wie einer jener Anzugträger, welche die Büroviertel der Großstädte zu Hunderttausenden bevölkern. Doch dieser Charakter verhält sich nonkonform. Er versucht, über einen schmalen Mauergrat zu gehen, ohne herunterzufallen. „Balanceakt“ hat Stephan Balkenhol seine Skulptur benannt, und das Objekt gehört zu den wenigen im Schaffen des populären deutschen Bildhauers, die eine Aussage ermöglichen.

Als 50 Zentimeter hohe Bronzeplastik ist das Kunstwerk jetzt mit 39 anderen Balkenhol-Arbeiten im Hagener Osthaus-Museum zu sehen. Die knapp sechs Meter hohe Großversion balanciert in Berlin vor dem Springer-Hochhaus unweit des ehemaligen Todesstreifens.

Ein Markenzeichen

Grob gehauene und farbig bemalte Holzskulpturen sind ein Markenzeichen des Künstlers Stephan Balkenhol. In Hagen können die Besucher jetzt eine weitere, noch überwiegend unbekannte Werkgruppe entdecken: Kleinplastiken aus Bronze. „Die Bronze-Editionen Balkenhols werden erst seit kurzem ausgestellt“, freut sich der Hagener Museums-Direktor Dr. Tayfun Belgin, dass er dieses Konvolut eines ungenannten Privatsammlers in Zusammenarbeit mit der Mönchengladbacher Galerie Löhrl nach Hagen holen konnte. Denn Balkenhol ausstellen möchte wohl jedes Haus, doch „die großen Skulpturen zu zeigen, das kostet sehr, sehr viel Geld.“

Dabei sind die Bronze-Editionen keine Unikate, sondern in geringen Auflagen gegossen und dann bemalt. Die Galerie Löhrl verkauft sie für rund 10.000 Euro pro Stück. Schnäppchenpreise sozusagen, denn Balkenhols Arbeiten erzielen bei Auktionen sechsstellige Summen. Dennoch sind die Bronzen keine Billigversionen der Riesen-Standbilder, die im öffentlichen Raum so vielfach zu sehen sind. Sie haben ihre eigene Würde, denn sie ermöglichen den Kontakt auf Augenhöhe.

Diese Chance zur gründlichen Begegnung unterstützt das Osthaus-Museum, indem es die Plastiken auf ihren Sockeln gleichsam frei im Raum schweben lässt und sie nicht hinter Plexiglas-Stürzen einsperrt. Damit wird die Schau zu einer intimen Kabinett-Ausstellung, die eine Annäherung an die Frage ermöglicht, warum denn Stephan Balkenhol der beliebteste Bildhauer der Deutschen ist.

Diese Frage lässt sich nicht selbstverständlich beantworten, denn so vertraut die Figuren des Karlsruher Kunstprofessors auch anmuten, so distanziert bleiben sie tatsächlich. Balkenhol formt Männer und Frauen, die wie Zeitgenossen erscheinen. Die Herren oft in der schwarzen Hose mit dem weißen Hemd, die Damen gerne auch mal im kniekurzen Kleid. Doch nach individuellen Merkmalen, nach Emotionen wie Schmerz, Leid oder Freude, sucht man vergeblich. Balkenhols Geschöpfe sind irgendwie mittelalt-alterslos, und sie haben auf den ersten Blick keine Geschichte, sie sind nicht gezeichnet von Erfahrungen und Entbehrungen. Damit werden sie zu Jedermann und Jederfrau.

Schicksal der Figuren

Der Künstler selbst verrät nichts über das Schicksal seiner Figuren. Der Betrachter ist gefragt, hinter ihre Rätsel zu kommen. Und ob er den anonymen Jedermann als Gleichnis des modernen Büro-Arbeitstiers liest, als austauschbares Rädchen im globalisierten Getriebe – oder ob er sich selber wiedererkennt in der Gegenwärtigkeit, die alle diese Arbeiten ausstrahlen, das bleibt jeweils ein individuelles Geheimnis.

Modelle für Großprojekte

Die Bronzen dienen häufig zur ­Finanzierung großer öffentlicher Projekte. Ein Beispiel dafür ist die 60 Zentimeter hohe Giraffe, an ­deren Hals sich ein Mann klammert. Sie ist das Modell für die bekannte, acht Meter hohe Tierplastik, die Balkenhol für Hagenbecks Tierpark in Hamburg geschaffen hat.

Auch ist in Hagen das Modell des Entwurfs für das Berliner Freiheits- und Einheitsdenkmal zu sehen, das auf dem Platz vor dem Berliner Schloss entstehen soll. Ein Mann, wieder im schwarzen Anzug und weißen Hemd, kniet auf Betonplatten – einer eingestürzten Mauer oder den Fundamenten eines neu zu bauenden Hauses. Dieser Entwurf galt bis zuletzt als Favorit des Wettbewerbs, wird nun aber doch nicht realisiert, so dass man ihn wenigstens im Kleinformat in Hagen studieren kann. Denn derartige Kommentare zur Zeitgeschichte erhält man selten von Stephan Balkenhol.

www.osthausmuseum.de

Ausstellung Balkenhohl

Die Bronzeskulptur
Die Bronzeskulptur "Männlicher Akt" aus dem Jahr 2008 steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung " Stephan Balkenhohl" fotografiert am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus die Bronzeskulptur "Männlicher Akt" von Stephan Balkenhohl aus dem Jahr 2008.
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung " Stephan Balkenhohl" fotografiert am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus die Bronzeskulptur "Männlicher Akt" von Stephan Balkenhohl aus dem Jahr 2008.
Der Direktor des Museums Osthaus, Tayfun Belgin posiert am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung
Der Direktor des Museums Osthaus, Tayfun Belgin posiert am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
Der Direktor des Museums Osthaus, Tayfun Belgin posiert am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung
Der Direktor des Museums Osthaus, Tayfun Belgin posiert am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
Eine Bronzeskulpturen stehen am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Bronzeskulpturen stehen am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Bronzeskulptur steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung " Stephan Balkenhohl" fotografiert am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus die Bronzeskulptur "Shiva" von Stephan Balkenhohl aus dem Jahr 2013.
Der Museumsmitarbeiter Tobias Roch justiert am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während der Vorbesichtigung der Ausstellung
Der Museumsmitarbeiter Tobias Roch justiert am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während der Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl" die Bronzeskulptur "Skelett" aus dem Jahr 2001/2002.
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung " Stephan Balkenhohl" geht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus an den Bronzeskulpturen "Neuer Eiserner Mann" und "Huckepack" von Stephan Balkenhohl vorbei.
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung " Stephan Balkenhohl" betrachtet am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus die Bronzeskulptur "Sphinx" von Stephan Balkenhohl aus dem Jahr 2014. © Volker Hartmann
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung
Eine Besucherin der Vorbesichtigung der Ausstellung " Stephan Balkenhohl" betrachtet am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus die Bronzeskulptur "Sphinx" von Stephan Balkenhohl aus dem Jahr 2014.
Die Bronzeskulptur
Die Bronzeskulptur "Eve et le serpent" aus dem Jahr 2003 steht am Mittwoch (13.01.16) in Hagen im Museum Osthaus während einer Vorbesichtigung der Ausstellung "Stephan Balkenhohl".
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