Halden. . Das Tagungshotel Arcadeon in Hagen gilt als eines der besten Häuser der Branche. Jetzt werden im Lennetal noch einmal 3,5 Millionen Euro investiert.

  • Arcadeon gilt als eines der führenden Tagungshotels.
  • Hotelzimmer lassen sich in Lernorte verwandeln.
  • 3,5 Millionen Euro werden investiert.

Rein baulich betrachtet könnte man sich die Investition sparen. Wer das Arcadeon in Halden betritt, muss schon verdammt pingelig in die hintersten Ecken spähen, um in einem der bestdekorierten Tagungshotels der Republik im 17. Jahr seiner Existenz überhaupt ein paar Gebrauchsspuren zu entdecken. Dennoch sollen im Haus der Wissenschaft und Weiterbildung in den nächsten anderthalb Jahren etwa 3,5 Millionen Euro in das Interieur investiert werden.

„Wir erfinden uns neu“, bringt es Geschäftsführer Jörg Bachmann auf den Punkt. Dabei handelt es sich zunächst um einen gestalterischen Häutungsprozess, der aber zugleich eine völlig neue Philosophie des Tagungs- und Seminarwesens an der Lennestraße etabliert. Damit möchte das Arcadeon für die nächsten zwei Jahrzehnte seinen Spitzenplatz in der Branche manifestieren.

Neuer Charakter

„Das Haus bekommt einen ganz neuen Charakter“, formuliert es Dr. Hubert Groten, als Fernuni-Dezernent einst einer der Gründungsväter des Arcadeons und bis heute Spiritus Rector hinter den Kulissen. Ansatz sei es, den räumlichen Rahmen für eine neue Qualität des Lernens zu schaffen. Dabei könnte er sich sogar idealtypisch vorstellen, gezielt hochkarätige Referenten – so genannte Branchen-Gurus – nach Hagen zu lotsen, die zu ausgesuchten Anlässen und Themen wiederum die erste Liga der deutschen Management-Elite als Zuhörerschaft ins Lennetal locken. Doch der zentrale Fokus des Arcadeons liegt natürlich auch weiterhin auf dem Mittelstand.

„Wir stellen unser Haus als Hardeware zur Verfügung, um eingefahrene Bahnen des Tagungswesens auf ein zeitgemäßeres Level zu heben und damit Denk-Schemata aufzubrechen“, weiß Groten, dass der Stab um Jörg Bachmann künftig echte Beraterqualitäten entwickeln muss. Das Team soll potenzielle Seminarkunden an die Hand nehmen und ihnen maßgeschneiderte, an den spezifischen Bedürfnissen des jeweiligen Unternehmens orientierte Angebote unterbreiten. Das Arcadeon schlüpft damit in eine Scharnier-Rolle zwischen Seminarleitern und Trainern auf der einen sowie der an effektiver Personalentwicklung interessierten Wirtschaft auf der anderen Seite.

„Transforming rooms“

Als Kernstück der Neuausrichtung gilt das Konzept der „Transforming rooms“. Dahinter steckt die Idee, dass sich jedes klassische Hotelzimmer durch wenige Handgriffe in einen Gruppenarbeitsraum verwandeln lässt. Denn das Fortbildungs- und Tagungsgeschäft wird schon längst nicht mehr durch frontale Vortragsveranstaltungen in größeren Sälen mit sich anschließenden Fragerunden im großen Kreis dominiert. Vielmehr setzen moderne Seminarleiter auf Workshop-Einheiten in Klein(st)gruppen, für die den meisten Seminarstätten die räumlichen Voraussetzungen in ausreichender Kapazität fehlen.

Genau dieses Vakuum möchte Bachmann durch höchste Flexibilität, die bereits an der Rezeption organisatorisch gelebt und von sämtlichen Mitarbeitern des Roomservice-Teams perfekt umgesetzt werden muss, hineinstoßen. „Besonders wichtig: Niemals darf ein Seminar-Teilnehmer in jenem Zimmer wohnen, in dem er kurz zuvor noch als Tagungsteilnehmer in Gespräche vertieft war.“

Lounge mit Kamin

„Für uns sind die bevorstehenden Veränderungen eine Operation am offenen Herzen“, betont der Geschäftsführer, dass die Neugestaltung der Lernräume und Gästezimmer sowie der Restaurantbereiche im kontinuierlich weiterlaufenden Betrieb erfolgt. In einem ersten Schritt wurde bereits die Rezeption innerhalb der Eingangshalle versetzt, um den bisherigen Bereich des Empfangs und der Verwaltung für eine neue gemütliche Lounge mit Kamin und Kaffeehaus-Atmosphäre zu nutzen. Die soll aber auch zum Treffpunkt für Besucher aus der Nachbarschaft werden.

„Das ist genau das Umfeld, das Lehrende und Trainer als Lernumgebung heute erwarten und einfordern“, weiß Bachmann aus zahlreichen Gesprächen, aber auch wissenschaftlichen Studien, welche Trends in Zukunft im Segment der Tagungsbranche dem Zeitgeist entsprechen. Denn am Ende geht es bei einem Public-Private-Partner­ship-Modell ebenfalls um den wirtschaftlichen Erfolg. Oder wie Hubert Groten es mit ein wenig Pathos und bewusst unbescheidener Erwartungshaltung formuliert: „Mit dem anspruchsvollen Millionen-Projekt setzt das Arcadeon neue Maßstäbe als Kreativcampus für Weiterbildung in Wirtschaftsunternehmen und staatlichen Institutionen und festigt seinen Spitzenplatz in der Tagungshotellerie als Leuchtturm für den Bildungsstandort Hagen.“