Elsey.
„Das alte Pfarrhaus als sichere Kapitalanlage.“ So preist ein bundesweit agierender Immobilienmakler im Internet das denkmalgeschützte Pfarrhaus im Elseyer Stift an: 170 000 Euro soll das auf einem rund 2000 Quadratmeter großen Grundstück in der Lenneaue stehende fast 230 Jahre alte Gebäude kosten, das in der Nähe der Stiftskirche liegt.
Ein Schnäppchen-Preis? Das ist zumindest fraglich, denn der bauliche Zustande des zweigeschossigen Rokokogebäudes aus Bruchsteinen ist eher besorgniserregend. Überall bröckelt die weiße Farbe, zeigt sich eine nicht unerhebliche Vielzahl an Rissen, scheint Feuchtigkeit in die Bruchsteinmauern eingedrungen. Aus den Fensterlaibungen sind gleich mehrfach große Steinbrocken herausgefallen. Das Gebäude macht somit einen eher lieblosen Eindruck.
Bis vor rund 15 Jahren gehörte das alte Pfarrhaus noch der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. Ebenso das angrenzende ehemalige Gemeindehaus. Als dieses jedoch viel zu klein geworden und nicht mehr den erforderlichen Ansprüchen für eine zielorientierte Gemeindearbeit Rechnung trug, suchte die Kirchengemeinde nach einem Investor für ein neues Gebäude. Diesen fanden die Verantwortlichen mit der Verfuss GmbH in der Nachbarstadt Hemer. Diese erhielt mit ihren Plänen, unmittelbar neben der Stiftskirche ein neues Gemeindehaus zu erstellen, den Zuschlag. Gleichzeitig wechselten weite Teile des historischen Stifts in ihren Besitz. So auch das alte Pfarrhaus mit dem angrenzenden großen Grundstück. Dort erstellte die Verfuß GmbH einen Neubau mit acht Eigentumswohnungen.
Stiftsgebiet immer weiter zerstört
Das neue Melanchthon-Haus fügte sich durchaus harmonisch ins neue Stiftsbild ein, obwohl sich Heimatfreunde traurig darüber zeigen, das bereits seit den 70er Jahren das in der denkmalfähigen Substanz so wertvolle Stiftsgebiet immer weiter zerstört worden ist.
Und nun der mögliche Verkauf des alten Pfarrhauses. Wird ein Erwerber das dringend erforderliche Kapital aufbringen, um das nur noch im Untergeschoss bewohnte Gebäude zu sanieren? Oder könnte dieser, weil die Substanz des Hauses eine Sanierung nicht mehr hergibt, gar Abrisspläne hegen?
Widbert Felka, Vorsitzender des Vereins für Orts- und Heimatkunde Hohenlimburg, verweist auf Anfrage dieser Zeitung auf die Denkmalliste der Stadt Hagen aus den 1980er Jahren. Das Kurienhaus mit der Jahreszahl 1789 an der Fassade wird dort so bewertet: „Großartiges Beispiel des in diesem Raum bis um 1800 nachlebenden Barockstils auf hohem Niveau”.
Felka ergänzt, dass das Haus Im Stift 35 wichtiger Bestandteil des ortsbildprägenden Ensembles der drei Kurienhäuser und des alten Gemeindehauses an der Stiftskirche ist, ein Kleinod in der Keimzelle von Elsey.
Die Verfuß GmbH war gestern auf Anfrage unserer Zeitung nicht zu erreichen.