Wehringhausen. Drei Findel-Wildschweine haben im Wildgehege in Hagen ein neues Zuhause gefunden. Darunter auch Gerd, der im Sommer von der Polizei verhaftet wurde.
Gerd tapst die ersten Schritte durch den tiefen Schlamm. Dann steckt er seine große Nase mitten in den Dreck und sein kleines Schwänzchen wackelt vor Freude hin und her. Gerd ist nicht allein – Jung-Keiler Snickers und Bache Smartie, zwei Zuwanderer aus dem Sauerland, begleiten das kleine Wildschwein auf Schritt und Tritt. Freiheit für das Trio – zumindest bedingt. Denn die drei jungen Schweine sind im Wildgehege im Wehringhauser Bachteil „ausgewildert“.
Gerd, kaum mehr als eine Handvoll Wildschwein war er, da wurde er schon von der Polizei verhaftet. Gerd hieß damals zunächst noch Gerda, weil sein Geschlecht noch nicht bewiesen war. Benannt war Gerd(a) nach Gerd Kaupenjohann, Leiter der Wache Haspe. Dem war das Wild-Ferkel quasi direkt in die Arme gelaufen. Und zwar nicht im Stadtwald, wo so ein Wildschwein ja hingehört, sondern auf einem Streifzug an der Leimstraße mitten im Hagener Westen. Gerd Kaupenjohann packte beherzt zu, und Gerd, der Keiler, landete in einer Kiste. „Die erste, aber vielleicht nicht die beste Erfahrung, die so ein Wildschwein mit Menschen machen kann“, sagt Martin Holl, Förster beim Wirtschaftsbetrieb Hagen und grinst.
Alltag durcheinandergewirbelt
Die nächsten Erfahrungen aber sollten bessere werden. Denn Martin Holl, der seit gut einem Jahr im Forsthaus Loxbaum wohnt, kümmert sich um den kleinen Gerd. „Der hat meinen Alltag ganz schön durcheinandergewirbelt“, sagt der junge Förster, der der Wildsau schon morgens um 4.30 Uhr die erste Portion Milch servierte.
Familienfest am Gehege
Zur „Auswilderung“ von Gerd, Snickers und Smartie feiert der Förderverein der Wildgehege im Wehringhauser Bachtal am Sonntag, 6. Dezember, 11.30 bis 15.30 Uhr ein Wald-Familienfest.Ein Planwagen mit Nikolaus an Bord bringt Besucher ab 11.30 Uhr von der Haltestelle „Wilhelmsplatz“ an der Lange Straße über die Pelmkestraße (Zusteigemöglichkeit am Spielplatz) zum Wildschweingehege. Am Veranstaltungsort gibt es keine Parkplätze.Die Survival- und Wildnisschule von Frank Draeger bietet ein Bogenschießen. Dazu gibt es kleine Köstlichkeiten, die zu Gunsten des Fördervereins angeboten werden.Weitere Infos unter www.wildgehege-hagen.de.
Aber Gerd und Martin sind zwei echte Kämpfernaturen. Mit einem Spezialbad, das der Tierarzt verschrieben hatte, wurde Gerd behandelt. „Das war ein ganz schöner Akt“, macht Holl kein Geheimnis daraus, dass Wildschweine offenbar nicht gerne baden. Ein Akt aber, der sich lohnte. „Das Medikament hat Wirkung gezeigt. Gerd hat sich rasch erholt.“
Smartie und Snickers ziehen ein
Als der Tierarzt ihn für geheilt erklärte, bekam Gerd in seinem kleinen Gehege Zuwachs. Snickers und Smartie zogen ein, zwei Findelkinder aus dem Sauerland. „Die hat ein Förster bei Plettenberg in einer Mulde im Wald neben ihrer toten Mutter gefunden“, erzählt Martin Holl. „Weil er wusste, dass wir hier ein Wildgehege haben, hat er gefragt, ob wir sie aufziehen wollen.“ Wochenlang kümmerte sich Wildschwein-Vater Martin um das Ferkel-Trio. „Jetzt, wo sie 30 bis 40 Kilo wiegen, sind die Tiere bald stark genug, um sich gegen ihre Artgenossen im Wildgehege zu behaupten“, so der Förster.
Noch beschnuppert man einander durch den Zaun. Gerd, Smartie und Snickers sind zunächst in einem eigenen Gehege untergebracht.
14 Wildschweine wohnen zwischen Sportplatz Waldlust und Drogenklinik am Deerth. Die drei neuen sind ein wahrer Glücksfall. „Frisches Blut ist für die Entwicklung der Population wichtig“, sagt Martin Holl. Und so sollen die halbstarken Schweine bald selbst für Frischlinge sorgen.