Hagen. . Weihnachtslieder kennen keine Grenzen. In allen Sprachen wird das Wunder von Bethlehem besungen. Bei unserem Liederprojekt können Sie mitsingen.
Ein Kind wird geboren. Und die ganze Welt hebt an zu singen. Weihnachtslieder sind nicht nur eine musikalische Ausnahmeerscheinung, sondern auch ein einzigartiges kulturhistorisches Phänomen. Denn sie kennen keine Grenzen. Sie sind sozusagen die Wanderschäfer der Weltgeschichte. Mit vielen Liedern verbinden sich berührende Schicksale. Deshalb laden wir Sie, liebe Leserinnen und Leser, ab heute wieder ein: Singen Sie mit! Jeden Tag schenken wir Ihnen bis zum Heiligen Abend ein Adventslied aus aller Welt. Informationen dazu finden Sie täglich auf der Kulturseite; das Notenblatt und zwei Audiodateien gibt es im Internet.
Die Jäger in den Wäldern sind es, die als erste von dem Wunder erfahren. Ein Wigwam wird zum Schauplatz der Christgeburt. Die Baumrinden, aus denen es erbaut wurde, sind zerfallen, doch ein Kaninchenfell wärmt das Neugeborene, während der erhabene Gitchi Manitou Engelschöre schickt.
Pater stirbt am Marterpfahl
So klingt Weihnachten im „Huron Carol“. Der französische Jesuitenpater Jean de Brébeuf hat vermutlich um 1642 das erste indianische Weihnachtslied auf eine französische Volksweise gedichtet. Seit 1626 lebte der Missionar beim Stamm der Wyandot (früher Huronen) im Süden Kanadas. In seinem Lied übersetzt er die Ereignisse von Bethlehem in die Vorstellungswelt seiner indianischen Nachbarn.
Jean de Brébeuf war auch der erste, der die Sprache der Huronen aufzeichnete, darunter die berühmte Floskel „Howgh“. Der Pater starb am 16. März 1649 am Marterpfahl, nachdem die Irokesen seine Missionsstation überfallen hatten. De Brébeuf ist heute der Schutzheilige Kanadas. Sein „Huron Carol“ wird immer noch gesungen. Und darin lernen die Kinder, dass die heiligen drei Könige Häuptlinge von fernen Stämmen sind, die dem Heiland statt Weihrauch, Gold und Myrrhe Fuchs- und Biberpelze bringen.
Weihnachtslieder sind so erfolgreich, weil sich Menschen aller Nationalitäten damit identifizieren können. Denn arme Eltern, ein Baby, das gewiegt werden will, hart arbeitende Hirten und die Sehnsucht nach Frieden sind Bilder, die über die Jahrtausende hinweg gültig bleiben.
Die Hirten bringen Musik zur Krippe
Allerdings bringen erst die Hirten und die Engel die Musik ins Spiel. Die Schäfer wollen das Kind mit ihren traditionellen Instrumenten wie Schalmei und Sackpfeifen erfreuen. Davon erzählt „Tu scendi dalle stelle“, das bekannteste italienische Weihnachtslied überhaupt. Das Kind wird in Italien übrigens nicht im Stall geboren, sondern in einer Felsengrotte, wo es von den Engeln behütet wird, bis die Hirten ihm im Siciliano-Rhythmus ein Schlaflied spielen. Text und Melodie schrieb Bischof Alfonso Maria de Liguori (1696 - 1787), der den Redemptoristen-Orden gründete.
Die himmlischen Heerscharen verkünden das Ereignis hingegen mit Jubelchören. Und was könnte einen Komponisten mehr verlocken, als das Jubilieren der Engel selbst Klang werden zu lassen. „Les anges dans nos campagnes“ realisiert diese Herausforderung so gelungen, dass das ursprünglich französische Lied aus dem 18. Jahrhundert in mehreren Versionen und vielen Sprachen angestimmt wird. Es ist der weit ausholende Gloria-Refrain, der dieses Lied so außerordentlich populär macht. Als „Angels, from the realms of glory“ liebt man es in England, als „Hört der Engel helle Lieder“ steht es im Evangelischen Gesangbuch und als „Engel auf den Feldern singen“ im Gotteslob.
Gehen Sie mit uns auf Entdeckungsreise und erkunden, wie die Menschen seit Jahrtausenden in allen Ländern dieser Erde die Weihnachtsgeschichte in Lieder übersetzen.
Ein Quiz zum Auftakt
Mit einem kleinen Quiz starten wir unser adventliches Liederprojekt. Zu gewinnen gibt es fünfmal den prächtig illustrierten Band „Weihnachtslieder aus aller Welt“ (Carus-Verlag, 28 Euro). Wer den Text gelesen hat, wird die Preisfrage leicht beantworten können. Sie lautet: Wo wird das Jesuskind im „Huron Carol“ geboren:
a) in einem Stall
b) in einer Grotte
c) in einem Wigwam
Die Lösung bitte bis zum 12. Dezember an: kultur@westfalenpost.de
(Der Rechtsweg ist ausgeschlossen)