Hohenlimburg. .
Disteln, die fast einen Meter hoch sind; Bäume, die beinahe die halbe Grabfläche bedecken, und Gras und Wildkräuter, die darauf hinweisen, dass diese Grabstätte seit Monaten nicht mehr besucht oder gepflegt worden ist. Und das wenige Tage vor Totensonntag. Jenem Ehrentag, der für zahlreiche evangelische Christen eine besondere Bedeutung besitzt. An diesem Tag gedenken sie verstorbener Familienmitglieder, Verwandten oder Freunden. Viele verbinden dieses mit einem Besuch der Grabstätten auf dem Friedhof.
Entsetzt über die Zahl der zugewucherten Gräber auf dem evangelischen Friedhof an der Esserstraße zeigte sich jetzt eine Besucherin, die sich im Gespräch mit dieser Zeitung darüber beklagte.
Beratungsbüro ist im Niederfeld
Dieses Problem ist auch Claus Wiesemann, Mitarbeiter der Verwaltungs des evangelischen Friedhofsverbandes Lüdenscheid-Plettenberg, bekannt. Deshalb rückte gestern Morgen ein Mitarbeiter aus, um die verwahrlosten Gräber einzuebnen. „Bis zum Sonntag werden wir das schaffen“, zeigte er sich zuversichtlich.
Das geschieht mit Gräbern, die nach einer Belegung von dreißig Jahren von den Familien abgegeben werden oder worden sind.
Anders sieht es bei jenen Grabstätten aus, deren Zeit noch nicht abgelaufen ist, die aber ebenfalls verwildert sind. „Dann schreiben wir die Familienangehörigen an und fordern sie auf, innerhalb von drei Wochen das Grab zu säubern. Geschieht nichts, gibt es einen weiteren Brief“, so Wiesemann. Wenn auch dann niemand reagiert, wird ein Fachbetrieb beauftragt, dieses zu tun. „Das stellen wir dann natürlich in Rechnung“, so der Friedhofsverwalter.
Der Mitarbeiter des Friedhofsverbandes Lüdenscheid-Plettenberg ist seit 1999 in Hohenlimburg Ansprechpartner in allen Friedhofsfragen und sitzt im Beratungsbüro Im Niederfeld 19. Er betreut von dort die beiden evangelisch-lutherischen Friedhöfe „Im Niederfeld“ und an der Esserstraße mit insgesamt rund 5800 Grabstätten.
Auf beiden Friedhöfen werden sowohl klassische Erdbeisetzungen als auch Urnenbestattungen durchgeführt. Deren Zahl ist in den zurückliegenden eineinhalb Jahrzehnten drastisch angestiegen. „76 Prozent der aktuellen Bestattungen sind Urnenbestattungen“, sagt Claus Wiesemann. Entsprechend sind die Zahlen bei Erdbestattungen zurückgegangen. Nur noch 18 bis 23 pro Jahr auf dem Friedhof an der Esserstraße. Das führt dazu, dass immer weniger Gräber benötigt und die Freiflächen eingesät werden. „Im Abstand von etwa zwei Wochen werden diese gemäht.“
200 Erdbestattungen pro Jahr
Von 200 Erdbestattungen pro Jahr in der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde finden somit rund 175 auf dem Niederfeld-Friedhof statt. Die dort vorhandene Friedhofskapelle und die bessere Infrastruktur, zum Beispiel die vorhandenen Parkplätze, haben bei den evangelisch-lutherischen Christen das Pendel in Richtung Niederfeld ausschlagen lassen. Und eine Trendwende zeichnet sich deshalb absehbar auch nicht ab.
Die Frage, was irgendwann einmal aus der Friedhofsfläche an der Esserstraße werden könnte, ist aktuell nicht zu beantworten, schließlich haben dort in diesem Jahr bislang 22 Beisetzungen stattgefunden. Und die Laufzeit für Sarggräber beträgt 30 Jahre, für Urnengräber 20 Jahre.