Haspe. . Im Box-Sport-Club Haspe werden Kinder und Jugendlichen, die einen Platz in einem vom Landessportbund unterstützten Programm ergattern, nicht nur sportlich ausgebildet.

  • Kinder erhalten im Boxclub schulische Nachhilfe
  • Aufschwung bei den Mitgliederzahlen
  • Strikte Regeln sorgen für Disziplin

Joel Estrella-Coutinho (18) besucht die Kaufmannsschule I, seine Leistungen haben sich in den vergangenen Monaten kontinuierlich verbessert. „Vor allem in Mathe habe ich mich gesteigert“, bestätigt er. Den Grund dafür würde man kaum vermuten: Joel hat zu boxen begonnen. Und das bringt ihn auch abseits des Rings nach vorn.

Kostenlose Nachhilfe

Im Box-Sport-Club Haspe gehört Joel zu den 30 Teilnehmern des Projekts „Boxen gegen schlechte Noten“. Die Kinder und Jugendlichen, die einen Platz in diesem vom Landessportbund unterstützten Programm ergattern, werden nicht nur sportlich ausgebildet. Bevor sie die Boxhandschuhe überstreifen dürfen, büffeln sie im Schulungsraum der Hasper Rundturnhalle Deutsch, Mathematik und – je nach Bedarf – weitere Fächer. Die kostenlose Nachhilfe und die Hausaufgabenbetreuung durch eine ausgebildete Pädagogin und zwei Lehramtsstudenten sollen den jungen Leuten, von denen einige aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen, dabei helfen, ihren Platz in der Gesellschaft zu finden: „Beim Boxen können sie Aggressivität abbauen, durch den Nachhilfeunterricht legen sie in der Schule zu“, erläutert Geschäftsführer Fatih Kurukafa die Strategie hinter dem Projekt.

Strikte Regeln

Der Verein profitiert durchaus selbst von dem Vorzeigeprojekt. In der Vergangenheit hätten zahlreiche Eltern ihre Sprösslinge vom Boxtraining abgemeldet, weil die Kinder ihre Hausaufgaben vernachlässigt hätten. Seitdem der Club die schulische Nachhilfe anbietet, schnellen die Mitgliederzahlen im Jugendbereich geradezu nach oben. Und das, obwohl im Unterricht als auch im Training strikte Regeln gelten. „Disziplin, Fleiß und gegenseitige Wertschätzung stehen bei uns ganz oben auf der Benimmliste“, betont Ehrenvorsitzender Erich Borowski (76): „Und wir unterhalten uns hier ausschließlich in der deutschen Sprache.“ Das sei angesichts der Vielzahl der ethnischen Gruppen enorm wichtig, um die Integration voranzubringen und die Bildung von nach Herkunft geordneten Cliquen zu unterbinden: „Aber auch Pünktlichkeit und Trainingsfleiß sind uns wichtig.“ Jugendliche, die die Fäuste in der Diskothek fliegen lassen, durch übermäßigen Alkoholkonsum auffallen oder auf anderem Wege mit dem Gesetz in Konflikt geraten, werden aus dem Verein ausgeschlossen.

Solidarisches Verhalten

Die konsequenten Vorschriften tragen Früchte und halten die jungen Leute zu solidarischem Verhalten außerhalb des Ringgevierts an. „Wenn ich Hilfe benötige, dann bekomme ich die hier auch“, erzählt Selin Kariman (15), die die Realschule in Boelerheide besucht, von ihren Erfahrungen im Box-Sport-Club. Trainer Jörg Kästner (50), einst Boxer der deutschen Nationalstaffel, zieht Parallelen zu seiner eigenen Ausbildung: „Wenn ich in der Schule nicht gut war, durfte ich nicht zum Training gehen. Was meinen Sie, wie ich mich reingehängt habe, um ordentliche Noten nach Haus zu bringen. . .“

5000 Euro pro Jahr

Der Box-Sport-Club Haspe ist Stützpunktverein und wird im Rahmen des Programms „Inte­gration durch Sport“ vom Landessportbund fünf Jahre lang mit 5000 Euro gefördert.

Mit dem Geld werden Nachhilfeunterricht und Hausaufgabenbetreuung finanziert.

Für Kinder und Jugendliche, die in das Programm aufgenommen werden, ist die Teilnahme verpflichtend.

Auch die Jugendlichen des Hasper Box-Projekts müssen Trainer und Betreuern ihre Zeugnisse vorlegen, um den Nachhilfeunterricht auf die schwachen Fächer abzustimmen. Nie wieder soll ein Kind aus dem Verein abgemeldet werden, weil es vor lauter Boxbegeisterung seine Hausaufgaben nicht macht.