Hagen. Der Hauptgeschäftsführer der SIHK hat - als Privatmann, wie er betont - Oberbürgermeister Erik O. Schulz als “Totengräber des Theaters“ bezeichnet.
Es war der überraschende Auftakt des Sinfonie-Konzerts am Dienstagabend in der Stadthalle. Noch bevor ein Ton Musik erklungen war, ergriff Hans-Peter Rapp-Frick das Wort. Er ist im Beruf Hauptgeschäftsführer der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK). Hier, so betonte er, spreche er allerdings als „kulturinteressierter Bürger“.
Und als solcher übte er in der Spar-Debatte um das Theater Hagen scharfe Kritik an Oberbürgermeister Erik O. Schulz und der Hagener Kommunalpolitik – insbesondere an der CDU. OB Schulz werde zum „Totengräber des Theaters Hagen und des Orchesters“, sagte Rapp-Frick. Schulz wies die Kritik indes gestern als „unsägliche Entgleisung“ zurück. Ein weiteres Kapitel in der aufgeheizten Spar-Diskussion.
Der Konzert-Abend
Ohne Absprache mit Generalmusikdirektor Florian Ludwig, so Hans-Peter Rapp-Frick, und nicht für einen Verband oder Verein spreche er hier. Er warnte die Besucher, dass sie „vielleicht eine der letzten großen Spielzeiten des Philharmonischen Orchesters Hagen“ live genießen könnten. Denn die Ratsvorgabe zum Erhalt des Musiktheaters und die gleichzeitige Sparforderung von weiteren 1,5 Millionen Euro seien zusammen nicht leistbar: „Wie man im Actori-Gutachten detailliert lesen kann, ist es unmöglich, die im Ratsbeschluss von 2013 festgelegten drei Ziele gleichzeitig zu erreichen: weitere 1,5 Millionen Euro Einsparung bis 2018, keine Spartenschließungen, keine betriebsbedingen Kündigungen.“
Hart kritisierte Rapp-Frick OB Erik O. Schulz („Totengräber des Theaters“) und den Tenor der Diskussion: Die Theaterleitung werde von der Stadt „verunglimpft als unfähig und unwillig zur Kooperation“. Rapp-Frick verwies darauf, dass der Aufsichtsrat der Theater-GmbH im August einstimmig, mit einer Enthaltung eines Arbeitnehmervertreters, beschlossen habe, dass „nur Einsparungen von 400.000 Euro statt 1,5 Millionen Euro möglich sind. Mit der Stimme von Wolfgang Röspel, dem Vorsitzenden des Kulturausschusses 2013 und heutigem CDU-Fraktionsvorsitzenden.“ Dies hätten im Aufsichtsrat auch Kulturdezernent Thomas Huyeng und Vertreter aller Parteien mitbeschlossen. Rapp-Frick weiter: „Bei den Kürzungen der Kultur geht es um relativ geringe Summen. Der Schaden, der angerichtet wird, ist allerdings maximal.“ Rapp-Frick forderte das Publikum auf: „Schreiben Sie an den Oberbürgermeister, was Sie von den Kürzungen halten.“ Schulz habe ja gerade gesehen, wie der CDU-Oberbürgermeister von Wuppertal „wegen seiner katastrophalen Kulturpolitik mit der Schließung des Theaters“ abgewählt worden sei.
Am Tag danach
Auch am Tag danach verteidigt Hans-Peter Rapp-Frick im Gespräch mit unserer Zeitung sein Vorgehen. Sieht er keine Interessenskollision mit seinem Amt als SIHK-Hauptgeschäftsführer? „Nein, ich habe hier ausdrücklich als Privatmann gesprochen. Und wenn man beruflich ein Amt bekleidet, wie ich es hier tue, dann heißt das ja nicht, dass man seine bürgerlichen Rechte aufgeben muss.“
Da er mit seiner Rede auch nicht gegen die geltende Beschlusslage der SIHK verstoßen habe, könne er auch kein Problem erkennen. Er habe nach seiner Ansprache in der Stadthalle viel Zuspruch erhalten. Und zumindest am Mittwoch habe es auch aus den Reihen der SIHK noch keine Kritik gegeben.
Die Reaktion von OB Schulz
Konzertbesucher hatten OB Erik O. Schulz schon kurz danach von den Äußerungen Rapp-Fricks berichtet. Gestern reagierte er deutlich: „Ich habe mir so etwas bis dato nicht vorstellen können, da ich Herrn Rapp-Frick seit Jahrzehnten eigentlich als einen ausgesprochen kultivierten Menschen kenne. Er weiß aus vielen persönlichen Gesprächen mit mir, dass ich unser Theater mit all seinen Sparten dauerhaft erhalten will.“ Auch vor diesem Hintergrund stellten seine Äußerungen „eine unsägliche Entgleisung“ dar.
Aktuell würden „von Kulturfreunden in unserer Stadt – unter ihnen die Ehefrau von Herrn Rapp-Frick – Unterschriftensammlungen organisiert“, so Schulz, mit denen man einen kultivierten Gesprächsstil einfordere. Nach den Äußerungen Rapp-Fricks vor dem Sinfoniekonzert fehle ihm die Fantasie, „was hier genau mit dem Begriff ‘kultiviert’ gemeint sein soll“. Und weiter: „Ich werde mich weder von Herrn Rapp-Frick noch von anderen Theaterfreunden beirren lassen und meinen einmal eingeschlagenen Weg des Dialogs mit dem Theater konsequent fortsetzen.“ Am 6. November werde er das Gespräch mit der Theaterleitung führen. Schulz: „Vor diesem Termin werde ich keinen Gesprächswünschen – von welcher Seite auch immer – nachkommen.“