Köln/Hohenlimburg.

Ans Aufhören denkt er nicht, Forschung und Lehre machen dem Historiker und Theologen Prof. Dr. Dr. Harm Klueting einfach zu viel Spaß. Auch darum hat er den Ruhestand ein paar Jahre verschoben, als er im vergangenen Jahr seinen 65. Geburtstag feierte. „Es ist die Neugier, die mich antreibt“, sagt der Professor und Priester Klueting.

Der Grundstein seiner wissenschaftlichen Karriere, von der eine lange Liste historischer und theologischer Publikationen zeugt, lag in der Hohenlimburger Schlossbibliothek. Denn im Schloss Hohenlimburg ist Harm Klueting aufgewachsen. Geboren wurde er in Iserlohn, doch als der Vater Hermann Klueting 1955 ins Schlossmuseum berufen wurde, zog die Familie in die Dienstwohnung gegenüber des Palas.

Der sechsjährige Harm Klueting genoss das alte Gemäuer und den Wald in der Umgebung. „Es war wundervoll dort, für mich ein Spielparadies“, erzählt Klueting. „Wenn das Museum geschlossen war, gehörten die Räume mir.“ Dann habe er schon mal Ritter gespielt – authentisch ausgestattet mit einem mittelalterlichen Visierhelm aus der Sammlung.

Der Fürstensaal sei der Lieblingsort zum Vokabeln lernen gewesen und auf dem Wehrgang übte der junge Harm Klueting Posaune. Zur Volksschule Wesselbach war der Weg vom Schloss nicht weit, später zum Friedrich-Harkort-Gymnasium in Herdecke / Ruhr musste er mit dem Zug reisen. Von früh an interessierten ihn Bücher und deren Inhalte: In der umfangreichen Schlossbibliothek kannte er bald alle Klassiker und geschichtlichen Bücher. „Das hat mein Interesse an der Geschichte begründet“, wie Klueting erzählt.

Später kam eine weitere Bibliothek hinzu: Die im Haus des evangelisch-reformierten Pfarrers Karl Burkhardt, der im jugendlichen Harm die Faszination an Kirchengeschichte und Theologie weckte. Seinem Wissensdurst zum Trotz schmiss Harm Klueting 1967 die Schule, um Buchhändler zu werden. Dann aber schrieb er sich mit einer Begabtensonderzulassung an der Universität Bochum ein.

Im Jahr 1974 erstmals promoviert

Im Laufe seiner akademischen Karriere sollte er eine Mischung aus Geschichte, Germanistik, Rechtswissenschaften, evangelischer und katholischer Theologie studieren. Und auch Slavistik - darin machte Harm Klueting 1974 seinen ersten Doktor, mit einer Arbeit über russische Sprachgeschichte im 17. Jahrhundert.Bald darauf folgte die Habilitation in Neuerer Geschichte an der Universität Köln. Lehraufträge führten ihn an die Universitäten in Bonn und Göttingen, nach England und in die USA.

Dann vertiefte Harm Klueting seine Studien der evangelischen Theologie, wurde examinierter, promovierter und habilitierter Theologe, übernahm pastorale Dienste in der evangelischen Kirche von Westfalen. Damals war er schon einige Jahre mit der Historikerin und Theologin Edeltraut Klueting verheiratet. Auch sie hat er Hohenlimburg zu verdanken: Sie suchte in der Bibliothek des Schlosses nach Archivalien, die sie für ihre Doktorarbeit über das Damenstift Elsey verwenden wollte. Ein Mädchen wurde adoptiert, danach bekam das Ehepaar Klueting noch zwei Kinder. Nach einem Glaubenswandel trat Harm Klueting 2004 zum katholischen Glauben über. Ein nicht ganz alltäglicher Weg, vor allem, wenn ein verheirateter evangelische Pastor mit drei Kindern dann auch katholischer Priester werden will: Sieben Jahre dauerte der Prüfungsprozess, mit Genehmigung von Papst Benedikt XVI. konnte Harm Klueting dann 2011 von Kardinal Meißner zum Priester geweiht werden.

Mehrmals im Monat zelebriert er die Heilige Messe, zwischen Vorlesungen und Klausuren an den Unis in Köln und im schweizerischen Fribourg, an denen er Lehraufträge wahrnimmt. „Beide Berufe machen sehr viel Spaß“, sagt Klueting.