Haspe. . Wenig erfreut hat die Bezirksvertretung Haspe die neuen Planungen für die Brandt-Brache aufgenommen. Vor allem, weil die Öffnung zur Ennepe nicht gelingt.

Die veränderte Planung für das Einzelhandels- und Dienstleistungszentrum auf der Hasper Brandt-Brache stieß am Donnerstagabend in der Sitzung der Bezirksvertretung (BV) Haspe auf größte Skepsis. „Mit dem neuen Entwurf werden all unsere bisherigen Beschlüsse und Vorgaben durch die Hintertür konterkariert“, fasste CDU-Vertreter Gerd Romberg die Sorge aller zusammen, dass am Ende der Fokus bloß auf den Einzelhandelsinvestitionen liege, die städtebaulichen Vorgaben der Politik jedoch ignoriert würden.

Die gesamte BV verärgerte vor allem, dass mit dem modifizierten Entwurf des Halveraner Architektenbüros Eicker die Baukörper des Vollsortimenters (2500 qm), der Drogerie (720 qm) sowie des Discounters (1200 qm) zu einer statischen Front gebündelt werden und damit der neu entstehende Grünstreifen entlang der Ennepe – mal abgesehen von der Zufahrt zur Anlieferrampe – komplett hinter den Funktionsbauten verschwindet. „Damit wird eine unserer wichtigsten städtebaulichen Vorstellungen nicht umgesetzt“, machte CDU-Sprecherin Heike Bremser aus ihrer Enttäuschung keinen Hehl.

Ähnlich sah es auch SPD-Vertreter Peter Mervelskemper mit der Idee, im künftigen Brandt-Büro-Gebäude an der Ecke Enneper/Krefelder Straße noch Ladenlokale unterzubringen: „Das war so nicht gewollt, um die in Westerbauer verbleibenden Einzelhändler nicht unnötig zu gefährden.“

Von Flüchtlingsunterkünften und Straßenleuchten

Während die Flüchtlingsunterkunft an der Bebelstraße aktuell noch leer steht, leben in der ältesten Hasper Einrichtung dieser Art an der Voerder Straße, die 80 Bewohnern Platz bietet, aktuell 53 Asylbewerber aus 18 Nationen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei stolzen 428 Tagen. Trauriger Rekord: Ein Bewohner musste dort zwölf Jahre ausharren, bis sein Asylantrag abschließend bearbeitet war.

Die Hasper Fußgängerzone – also untere Voerder Straße und Hüttenplatz – wird zeitlich unbegrenzt für Radfahrer geöffnet. Eine entsprechende Änderung der Beschilderung ist bereits eingefädelt. Eine ähnliche Regelung gilt bereits seit zwei Jahren in Hohenlimburg, ohne dass nennenswerte Störungen überliefert sind.

Eine Illuminierung des Hasper Steinplatzes mit historischen Leuchten wird es angesichts der entstehenden Mehrkosten nicht geben. Die CDU hatte dies anlässlich der ohnehin angedachten Erneuerung der Laternen angeregt, um den Jugendstil-Charakter des Ensembles zu unterstreichen. Doch eine entsprechende Aufwertung würde im Vergleich zu den Standard-Leuchten Mehrkosten von gut 30 000 Euro verschlingen. Dafür sieht die Stadt keinerlei finanziellen Spielraum.

Argwohn und Zweifel

Argwohn löste auch das Ansinnen des Investors aus, die denkmalgeschützte Werkstatthalle auf dem Brandt-Areal vorläufig leer stehen zu lassen und das ehemalige Brandt-Verwaltungsgebäude mit den ebenfalls denkmalgeschützten Fassaden und den Brandt-Brücken von dem vorhabenbezogenen Bebauungsplan abzutrennen und gesondert zu betrachten. Ein Vorstoß, der zu den mehreren BV-Mitgliedern vorliegenden Informationen passt, dass mit dem Planerwechsel auch das wirtschaftlich tragfähige Konzept für das Gesundheitszentrum geplatzt sei.

„Hier will sich ein Investor nur die Rosinen, nämlich den attraktiven Einzelhandel, herauspicken und die deutlich schwierigeren Denkmalschutz-Objekte links liegen lassen“, sprach SPD-Ratsherr Günter Stricker das aus, was alle vermuteten und forderte eine Entwicklung aus einem Guss ein. „Am Ende entsteht auf dem hinteren Areal lediglich Parken und Einkaufen und die hässliche Front entlang der B7, die wir mit dem Konzept ja beseitigen wollten, bleibt bestehen“, warnte Heike Bremser und erinnerte noch einmal daran, dass die stadtbildprägenden Brandt-Brücken von der Umgestaltung ja auch schon ausgeklammert blieben.

Limit: 4550 qm Einzelhandel

Vor diesem Hintergrund verständigte sich das Hasper Bezirksparlament nach einer Sitzungsunterbrechung darauf, dass man die weitere Entwicklung nur dann mittragen werde, wenn das Gesundheitszentrum und die Werkstatthalle zwingender Bestandteil des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes bleiben und der Investor sich verbindlich verpflichte, beides zeitgleich umzusetzen. Dabei dürfe die festgeschriebene Obergrenze von 4550 Quadratmetern für Einzelhandel weiterhin nicht überschritten werden.

Rückenwind für Baumwipfelpfad

Deutlich leichter taten sich die Hasper Politiker mit der Fortsetzung des Verfahrens für den Baumwipfelpfad. Einstimmig stellte sich das Bezirksparlament zunächst einmal hinter den vorliegenden Konzeptentwurf und machte somit den Weg für vertiefende, gutachterliche Untersuchungen frei.

„Wir würden uns bei einer abschließenden Entscheidung schon gerne an Fakten orientieren“, meinte Bezirksbürgermeister Dietmar Thieser mit Blick auf den Landschaftsbeirat, der das Projekt am Dienstag bereits ohne weitere Detailkenntnisse grundsätzlich abgelehnt hatte.