Hagen.. Wer sich in Hagen selbstständig macht oder ein Gewerbe anmeldet, der muss der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) beitreten. So ist es gesetzlich vorgeschrieben.

Wer sich in Hagen selbstständig macht oder ein Gewerbe anmeldet, der muss der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) beitreten. So ist es gesetzlich vorgeschrieben. Doch an dieser Zwangsmitgliedschaft hat mancher Unternehmer etwas auszusetzen. Christian Scholl, Geschäftsführer der Firma Evers, die Industriebedarf und Arbeitsschutzmaterialien vertreibt, empfindet die vorgeschriebene Zugehörigkeit zur SIHK als schwer erträgliche Bevormundung: „Unser Unternehmen profitiert davon in keiner Weise. Wir zahlen Beiträge, erhalten aber keine Gegenleistung.“

Scholl hat sich dem 1996 gegründeten Bundesverband für freie Kammern (BffK) angeschlossen, der für eine Aufhebung der Pflichtmitgliedschaft im deutschen IHK-System plädiert: „Wir wollen die Kammern nicht abschaffen, aber die Mitgliedschaft der Unternehmen auf eine freiwillige Basis stellen“, so Geschäftsführer Kai Boeddinghaus. Denn die Zugehörigkeit zur Industrie- und Handelskammer kostet die Betriebe eine Menge Geld. Im Bereich der SIHK, die Hagen, den Märkischen Kreis sowie den Ennepe-Ruhr-Kreis ohne Witten und Hattingen umfasst, muss jedes der knapp 12. 000 Unternehmen, das im Handelsregister eingetragen ist, je nach Größe und Umsatz einen Beitrag zwischen 200 und 5000 Euro pro Jahr bezahlen.

SIHK besteht auf Beitragszahlung

Selbst wenn eine Firma rote Zahlen schreibt, besteht die SIHK auf Beitragszahlung. Hinzu kommen 0,24 Prozent des Gewinns. Nicht im Handelsregister eingetragene Betriebe zahlen 50 bis 500 Euro. Das betrifft allerdings nur die 10. 600 Unternehmen, die mindestens 5200 Euro Gewinn machen. 14. 500 Betriebe zahlen wegen Unterschreitung der Freibetragsgrenze keinen Beitrag.

Das deutsche IHK-System wurde 1956 ins Leben gerufen, um die Interesse der Unternehmen gegenüber dem Staat zu vertreten. Mit den Jahren sind die Kammern zu gewichtigen Institutionen mit einer verzweigten Verwaltung herangewachsen. So beschäftigt die SIHK 174 Mitarbeiter und unterhält neben dem repräsentativen Hauptsitz in der Bahnhofstraße ein Weiterbildungszentrum in Kückelhausen. „Letztlich ist die SIHK eine Behörde“, so Scholl, „eine Behörde, die eigentlich beaufsichtigt werden müsste. Wird sie aber nicht.“ Tatsächlich gilt bei den Industrie- und Handelskammern das Prinzip Selbstverwaltung: Die Mitgliedsunternehmen bestellen in einer Vollversammlung einen Hauptgeschäftsführer, in Hagen ist das Hans-Peter Rapp-Frick.

SIHK ohne Einfluss?

Als Geschäftsführer eines kleinen Unternehmens mit lediglich drei Mitarbeitern sieht sich Scholl durch die SIHK in keiner Weise repräsentiert. Die Kammer vertrete fast ausschließlich die Interessen der großen Betriebe und biete Serviceleistungen an, die er überhaupt nicht benötige. Zudem habe die SIHK offenbar jeglichen Einfluss auf Politik und Wirtschaft in Hagen verloren, kritisiert Scholl und verweist auf den Weggang so renommierter Firmen wie Zwieback Brandt, Nordwest oder Putsch: „Wenn die Hagener Wirtschaft im Ganzen floriert, profitieren letztlich auch die kleinen Betriebe. Das ist aber nicht der Fall.“ Die mangelhafte Internetversorgung im Industriegebiet Lennetal und die fehlenden Gewerbegebiete in Hagen seien ebenfalls kein Ruhmesblatt für die hiesige Kammer.