Hagen. Zerstörungswut im Wald: Abgebaute Leitern, kaputte Lebendfallen, eine zerstörte Wildkamera, abgeschlagene Nistkästen und abmontierte Salzlecken machen Revierbesitzer Bamberger zu schaffen.

Nichts ist zu hören außer dem Rauschen des Windes, der die Blätter der Bäume in dem kleinen Wäldchen erfasst. Ein Rehbock steht plötzlich auf und hüpft durch das hohe Gras davon.

Heinz Walter Bamberger hat ihn sofort erspäht. Dass das Gras so hoch steht, dass hier noch niemand gemäht hat, hat seinen Grund: „Ich bin ja kein Landwirt. Ich bin nicht darauf angewiesen, zweimal im Jahr abzufahren.“

Ökologische Kulturpflege

Das Mähwerk bemüht er erst, wenn die Kitze groß genug sind und nicht mehr im hohen Gras Schutz suchen. Dann ist zunächst die eine Hälfte der Fläche dran, damit das Wild in der anderen Schutz suchen kann. Ist das Gras dann wieder nachgewachsen, mäht Bamberger die andere. „Profi-Landwirte belächeln mich“, sagt er, „aber was wir hier machen, ist ökologische Kulturpflege. Wir wollen vor allem das Niederwild schützen. Wir schaffen Lebensräume für Hasen, Kaninchen und Rehkitze.“

Ein Idyll ist so entstanden. Eines, in dem die Jäger nur selten zum Gewehr greifen. Und wenn, dann nur, um den Bestand zu regulieren. „Treibjagden finden bei uns seit 30 Jahren nicht mehr statt“, sagt Jürgen Blasberg, ordentlich bestellter Jagdaufseher im Revier, „aber der Fuchs beispielsweise hat keine natürlichen Feinde. Wenn wir schießen, dann nur, um die Bestände zu regulieren. Dazu zählen auch Krähen und Elstern.“

Verfahren eingestellt

Und trotzdem: Das Idyll, das Bamberger und die beiden Jagdaufseher geschaffen haben, bröckelt. Denn zunehmend macht Zerstörungswut Bamberger, Blasberg und Benedikt Pütz zu schaffen. Abgebaute Leitern an Hochsitzen, kaputte Lebendfallen aus Beton, eine zerstörte Wildkamera, abgeschlagene Nistkästen und abmontierte Salzlecken – all das sorgt dafür, dass schnell eine fünfstellige Schadenssumme zusammenkommt.

Regelmäßig erstatten die Jagdaufseher Anzeige bei der Polizei. Und genau so regelmäßig kommt die Post von der Staatsanwaltschaft: Verfahren eingestellt. „Wenn man nicht zufällig jemanden auf frischer Tat ertappt, hilft das gar nichts“, sagt Jürgen Blasberg.

Verlängerter Arm der Unteren Jagdbehörden

Jagdaufseher haben darauf zu achten, dass die jagdlichen Gesetze und Vorschriften eingehalten werden.

Der Jagdaufseher kümmert sich auch um Wildzählungen und um den Gesundheitszustand des Wildes im Revier.

Die bestätigten Jagdaufseher unterstehen der Dienstaufsicht der Unteren Jagdbehörde.

Jagdaufseher sind bei begründetem Verdacht berechtigt, in ihrem Dienstbezirk Personen und Fahrzeuge anzuhalten und zu durchsuchen.

Immer wieder entdeckt das Trio bei den Gängen durch das Revier neue Zerstörungen. „Das ist nicht länger hinnehmbar“, sagt Jürgen Blasberg. „Wir gehen davon aus, dass es sich um Jagdgegner handelt. Dabei schaden die mit ihrer Zerstörungswut nur den Tieren.“

An Zufälle glauben Bamberger, Blasberg und Pütz längst nicht mehr: „Der letzte Nistkasten war nicht einfach vom Baum gefallen. Den haben wir mitten auf einer Wiese gefunden. Und wer den Stahlstift krummschlagen will, auf dem wir die Salzlecke aufschieben, der muss schon mit einem Hammer in den Wald kommen.“