Hagen. . Das zentrale Hagener Schwimmbad verzeichnet eine äußerst positive Entwicklung. 555.000 Besucher in 2014 – das sind noch einmal 30.000 mehr als 2013.

Was die Begleitmusik zum nassen Ausflug angeht, mag die ferne Hauptstadt Hagen einen Schritt voraus zu sein. Kostprobe gefällig: „Pack die Badehose ein, ...“

Was jedoch den Ort des Schwimmvergnügens betrifft, werfen die Berliner neidische Blicke vom Wannsee in Richtung Volme­strand. Journalisten des Tagesspiegels, die reichlich boshaft behaupten, dass Hagen die Stadt sei, an der man vorbeifährt, zum Beispiel. Aber auch Kommunalpolitiker, die nach neuen Erfolgs-Konzepten für die eigene, für die Berliner Bäderlandschaft suchen.

Westfalenbad Hagen

„Westfalenbad Hagen – Im Whirlpool ist die Hölle los“, titelte der Tagesspiegel, nachdem er seine Reporter aus Berlin zum Probeschwimmen geschickt hatte. Und auch die Politik nimmt sich die Kombination aus Sport-, Freizeitbad und Sauna-Paradies zum Vorbild.

Was Christoph Köther, Geschäftsführer der Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft sowie in Personalunion Chef von Hagenbad (und derzeit auch kommissarischer Vorstandssprecher des strauchelnden Energieunternehmens Enervie), nicht verwundert: „Wir haben eine äußerst positive Entwicklung vor allem beim Westfalenbad“, sagt der Mann, der nackte Zahlen über unbekleidetes Saunavergnügen stellt. „555 000 Besucher in 2014 – das sind noch einmal 30.000 mehr als 2013. Eine gigantische Entwicklung.“ 90 Prozent des Gesamtumsatzerlöses der Stadttochter liefere der Neubau am Ischeland. Was jedoch nicht bedeute, dass man aus Sicht von Hagenbad an Anzahl oder Öffnungszeiten der anderen Bäder etwas ändern wolle.

Weiter defizitär, aber im Plan

So hat Hagenbad im letzten Jahr die Kostenziele erreicht. Mit einem Rekordergebnis: Das schließt zwar naturgemäß mit einem Defizit ab, die Höhe allerdings liegt unter 4,5 Millionen Euro. „Das war die Vorgabe des Bäderkonzeptes“, so Christoph Köther, der darauf verweist, dass in dem Betrag 1,5 Millionen Euro Mietzahlungen an die HVG enthalten seien. „Aber diese Vorgabe bezieht sich auf das Jahr 2006. Eigentlich müsste diese Summe indiziert sein, damit auch Kostensteigerungen entsprechend Berücksichtigung finden.“

Mit der 2014er-Bilanz hat das Westfalenbad endgültig den Status eines Erfolgsmodells erreicht. Dabei gab es durchaus kritische Stimmen, als der damalige HVG-Geschäftsführer Ivo Grünhagen Ende 2005 ein Bäderkonzept präsentierte, das im Wesentlichen auf einem Zentralbad am Ischeland basierte. Skeptiker sahen ein Millionengrab auf die ohnehin hoch verschuldete Stadt zukommen. Das Zahlenwerk, das Besucherströme, Bau- und Folgekosten präsentierte, wurde mit großem Argwohn betrachtet. Dabei blieben – trotz einiger Unwägbarkeiten – schon die Baukosten im Rahmen der prognostizierten 25 Millionen Euro zuzüglich Nebenkosten.

2015 sind die Skeptiker erheblich leiser geworden. Was daran liegt, dass sich das Rekorddefizit aus den Jahren 2003 und 2005 (minus 6,1 Millionen Euro) bei weniger als 4,5 Millionen Euro eingependelt hat. Lag der Umsatz im Jahr 2007 noch bei 0,7 Millionen Euro, so hat er sich innerhalb von sieben Jahren mehr als verfünffacht und liegt aktuell bei 3,7 Millionen Euro.

Diese Zahlen spiegeln in den Augen der Hagenbad-Verantwortlichen auch die Zufriedenheit der Kunden wider. Die ist 2014 erhoben worden. Ergebnis: 46 Prozent der Befragten vergeben die Schulnote „sehr gut“, 49 Prozent immerhin noch ein „Gut“.

Weitere Investitionen geplant

„Trotzdem bedeutet Stillstand Rückschritt und einen Verlust von Attraktivität“, bemüht Christoph Köther eine Plattitüde. „Auf der Basis der Befragung entscheiden wir, wie wir das Bad weiterentwickeln wollen.“

An der grundsätzlichen Ausrichtung lässt er jedoch keinen Zweifel: „Wir wollen kein reines Spaßbad für Jugendliche sein“, so Köther. „Unsere Zielgruppe sind Familien mit Kindern und die Besuchergruppe 40plus. Wenn wir Geld in die Hand nehmen, müssen wir die Struktur unserer Besucher im Auge behalten.“

Enervie-Schieflage gefährdet Investitionen ins Bad

Hagenbad, Betreiber des Westfalenbads am Ischeland, gehört zur Hagener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (HVG).

Die HVG hält für Stadt Hagen die Anteile am Energieversorger Enervie (42 Prozent).

Die Dividende, die der Versorger an seine Anteilseigner in der Vergangenheit ausschüttete, floß so an die HVG und sollte dazu dienen, das Defizit der Hagener Straßenbahn und von Hagenbad auszugleichen.

Schon 2014 kann der kriselnde Versorger keine Dividende mehr zahlen. Auch für dieses und die Folgejahre ist angesichts der dramatischen Finanzsituation nicht mit Ausschüttungen zu rechnen.

Trotz guter Zahlen, nicht zuletzt durch Hagenbad, verhagelt das der HVG die Bilanz. Auch geplante Investitionen – von Hagenbad für 2017 vorgesehen – stehen auf der Kippe.

Investieren will Hagenbad, das 2014 das Saunareal erweitert hat („Eine sinnvolle und richtige Ausgabe“). Und zwar in größerem Umfang wieder im Jahr 2017. In welchem Bereich und in welchem Umfang genau – das will Köther noch nicht verraten. Zu groß ist noch das Risiko, dass angesichts ausbleibender Dividendenzahlungen des angeschlagenen Energieversorgers Enervie an die HVG das Invest doch noch baden geht.

In diesem Szenario wiederum steckt durchaus eine Gefahr: „Wir unterliegen mit Hagenbad einem Wettbewerb“, so HVG-Chef Christoph Köther. Und dabei richtet er den Blick auch nach Hohenlimburg, wo ein Investor auf dem Gelände des ehemaligen Kirchenbergbades ein Saunaareal plant, und nach Schwerte, wo von einem XXL-Bad die Rede ist.