Hagen. 350 Flüchtlinge wurden am Mittwochabend für eine Nacht in der Rembergschule einquartiert. Die Turnhalle soll sechs Wochen als Unterkunft dienen.

Ihr Blicke sind leer, die Augen eingefallen, sie wirken körperlich ausgelaugt, als sie den Bus an der Liebigstraße verlassen. Mit müden Schritten finden sie ihren Weg durch ein Spalier von Feuerwehrkräften, die alle dunkelblaue Einmalhandschuhe an den Händen tragen. Das Ziel der Flüchtlinge an diesem Mittwochabend: Die Hauptschule Remberg – hier werden sie eine Nacht verbringen. Am Donnerstag soll es weiter gehen. Wohin weiß niemand.

Frauen, Kinder, Männer, Alte, Junge. Einige tragen nur eine Tasche, andere ziehen einen Rollkoffer hinter sich her. Eine junge Mutter umklammert ihr Baby, das in einer Sitzwippe schlummert. Sie folgt einem stattlichen Syrer, der sich nur noch an Krücken fortbewegen kann. Um 20.30 Uhr haben sie das Schulzentrum am Remberg erreicht. Die Unterkunft in Dortmund-Hacheney hatte kein Platz mehr für sie.

Platz für 350 Flüchtlinge musste her

Kurz nach 17 Uhr erreichte der Hilferuf der Bezirksregierung das Hagener Rathaus. Platz musste her – für 350 Flüchtlinge. „Wir wissen weder, wie viele Frauen, Männer und Kinder kommen, noch kennen wir deren Herkunft“, tappt auch Ralf Blumenthal, Einsatzleiter der Hagener Feuerwehr, im Dunkeln. Zusammen mit zehn Berufsfeuerwehr-Kollegen, 70 Kräften aus den Freiwilligen Einheiten sowie 60 Helfern von DRK, Johannitern und Maltesern hat er mit einer logistischen Meisterleistung innerhalb von gut zwei Stunden eine Schule im Sommerferien-Schlaf in eine Behelfsunterkunft verwandelt. Bettgestelle, Sprudelwasserpaletten, Toilettenpapier. Das, was die so genannte Betreuungsplatz-Bereitschaft zigfach geübt hat, funktioniert an diesem Abend auch in der Praxis. In der Mensa soll noch in der Nacht ein Abendessen serviert werden, parallel laufen die Vorbereitungen für ein Frühstück.

Zeltstadt-Idee verworfen

Zunächst war sogar erwogen worden, eine Zeltstadt auf dem Schulhof zu errichten, doch dafür fehlten letztlich die Kapazitäten. Somit mussten die 350 Flüchtlinge im Schulgebäude zusammenrücken. Frauen und Kinder in der Aula im Obergeschoss, die Männer im Eingangsfoyer. Pritschen liegen am Boden, Reserve-Feldbetten sind vor der Tür drapiert, weitere sollen aus Remscheid herbeigeholt werden.

Diese Ad-hoc-Aktion ist jedoch bloß der Anfang: Bis zum Freitag wird die Stadt die Käthe-Kollwitz-Sporthalle in eine weitere Flüchtlingsunterkunft verwandeln. Zunächst einmal bis zum Ende der Sommerferien werden dort 200 Flüchtlinge untergebracht und in der angrenzenden Mensa verpflegt. Wie es zum Start des neuen Schuljahres weitergehen kann, weiß momentan noch niemand.

Auch für die Regenbogenschule, die lediglich bis August als Notunterkunft des Landes herhalten sollte, haben sich gestern die Vorzeichen drastisch verändert. Die Bezirksregierung hat die Stadt gestern informiert, dass der Standort ein weiteres Jahr benötigt wird.