Hagen.. Die Candoco Dance Company präsentierte im Theater im Opus in Hagen, wie Behinderte ihre Stärken in Bewegung und Tanz einbringen können. Rollstuhl und Krücke werden dabei Teil der Choreografie.
Die Candoco Dance Company aus Großbritannien präsentierte am Freitag im Rahmen des Tanzfestivals „Farben des Tanzes“ ihre aktuellen Programme „Let’s talk about dis“ und „Notturnino“ im Opus Theater.
Sie ist eine weltweit führende Gruppe im Bereich des Tanzes mit Behinderten, die sich durch die Zusammenarbeit von Menschen mit „unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen“ auszeichnet.
"Menschen mit Behinderung haben viele Kompetenzen"
Durch die individuellen Interpretationen der vorgegebenen Choreographien entstand ein bunter Mix aus einstudierten und neu kreierten Bewegungen, der die Zuschauer im Opus auf ganz besondere Art und Weise ansprach: „Menschen mit Behinderung haben viele Kompetenzen, die andere nicht haben. Hier wird auf eine angenehme Art und Weise gezeigt, dass man oft doch gewisse Vorurteile hat“, sagte Reinhold Happel, der von dem Zusammenklang zwischen Harmonie und Disharmonie bei der Inszenierung begeistert war und sich über die gelungene Vorstellung freute.
So verschieden die einzelnen Künstler waren, so unterschiedlich waren auch die beiden Programme, die präsentiert wurden. Während in „Let’s talk about dis“ über die individuellen Identitäten der Künstler gesprochen wurde, zeigten die Tänzer in „Notturnino“ eine professionelle Tanzdarbietung im zeitgenössischen Stil, zu italienischer Opernmusik.
Die Programme waren die Ergebnisse der Zusammenarbeit von dem bildenden Künstler Hetain Patel und dem Choreographen Thomas Hauert, wodurch sich ganz unterschiedliche Blickwinkel und Interpretationen im Tanz wiederfanden. Die Tanzgruppe nutzte die Verbindung zwischen Gestik, Mimik und Bewegung so eindrucksvoll, dass sich bewundernde Stille mit tosendem Applaus im Theater abwechselte.
Mit Humor und Ironie zeigten die sechs Tänzer, dass bei ihnen nicht die Behinderungen, sondern die individuellen Charaktere im Vordergrund stehen. „Die Künstler nehmen sich gegenseitig auf die Schippe und zeigen, dass sie sich so nehmen, wie sie sind“, sagte Birgit Schulte, die von dem Konzept des Tanzfestivals überzeugt wurde.
Krücken und Rollstühle als Teil der Vorstellung
Keiner der Künstler glich dem Anderen und so brachte jeder mit seiner Einzigartigkeit eine bereichernde Abwechslung in das vielseitige Programm. Krücken und Rollstuhl wurden harmonisch in die Bewegungsabläufe eingebaut und sorgten für neue Elemente im Ausdruckstanz.
Auch die Sonderpädagogin Ute Witte war fasziniert von der Vielfältigkeit, die im Opus präsentiert wurde und von dem Konzept des Tanzfestivals, was vom 31. Mai bis zum 7. Juni in Hagen stattfand: „Die Zusammenarbeit von Menschen mit und ohne Behinderung ist sehr gewinnbringend für alle Beteiligten, da jeder von den unterschiedlichen Bewegungen der Anderen lernen kann.“
Die professionelle Inszenierung der Candoco Dance Company überzeugte das Hagener Publikum und konnte bei einigen Zuschauern auch den Blick auf Menschen mit Behinderungen ändern. „Es ist einmalig, dass es so eine Gruppe gibt und dass sie nach Hagen kommt“ sagte Birgit Seeber, die von der Inszenierung bewegt wurde.