Mit Hellblau geht es los. Marjan Verkerk reißt den Deckel vom Farbtopf mit der Nummer 35102. Sie taucht eine flache Bürste ein. Milica Reinhart tut es ihrer Kollegin gleich. Beide halten kurz inne - und ziehen dann den ersten von vielen noch kommenden Farbstrichen an der Altenhagener Brücke.

An der sogenannten „Ebene 2” wird seit gestern gemalt. Gut 90 Meter der Brücke sind derzeit eingerüstet und mit einer Plastikplane ummantelt. Unter ihr wird sich in den nächsten Monaten das „Atelier” von Reinhart und Verkerk befinden. Dort setzen sie das Kunstprojekt „Sehnsucht nach Ebene 2” um. Die Licht ist schummrig unter der Plane, die Luft voller Staub, der auch den Boden bedeckt. Die winzigen Partikel sind bei den Sanierungsarbeiten freigesetzt worden: Bevor Marjan und Verkerk einen Abschnitt mit Pinsel und Farbe bearbeiten, wird „die Brücke beidseitig gesandstrahlt und zweimal für Schutz und Grundierung gestrichen”, erklärt Baudezernent Thomas Grothe. 14 Abschnitte zwischen 30 und 50 Metern werden auf diese Weise saniert, acht werden künstlerisch gestaltet. Danach wird die Leuchtschrift angebracht - und zwar mit einer laut Grothe europaweit einzigartigen Methode: Die Halterung für die Leuchtschläuche werden auf Klebepunkten angebracht. Bohrlöcher sind nicht nötig. Bis Ende November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Der Zeitplan ist eng. Aus diesem Grund haben Verkerk und Reinhart den ersten Arbeitstag gut vorbereitet. Die Flächen des ersten Entwurfes - Tunesien - sind maßstabsgetreu von der Vorlage auf den Beton gezeichnet und beschriftet. Zur Orientierung, damit die Farbtöne an den richtigen Stellen aufgetragen werden. Vier junge Künstler werden Verkerk und Reinhart zur Hand gehen. „Malen, zeichnen und viele Farbtöpfe schleppen”, sagt Milica Reinhart. Sie ist erleichtert, dass es nach vielen Diskussionen um das Projekt jetzt los geht an der Ebene 2. Auch Kulturamtsleiterin ist Rita Viehoff froh. Um auf die Aktion, die als eine der ersten für die Kulturhauptstadt 2010 gefördert wird, aufmerksam zu machen, schwebt Viehoff eine große Flagge vor, die an der Fassade des Hochhauses der Agentur für Arbeit angebracht wird. Deren Leiter, Dietmar Thönnes möchte das Brückenteam unterstützen: In der ehemaligen Kantine bekommen die Künstler bis Ende November mittags ein warmes Essen spendiert, das in Absprache mit der Caritas in einer Lehrküche bereitet wird. „Weil es sich um ein Migrationsprojekt handelt, unterstützen wir die Aktion”, so Geschäftsführer Wolfgang Röspel. Die Kosten würden über einen Fonds der Lehrküche finanziert, nicht über Spenden an die Caritas. Überhaupt erfährt das Künstlerteam einige Unterstützung: Ein Hagener Energielieferant stellt Flüssiggas für die kälteren Monate zur Verfügung, damit unter der Plane geheizt werden kann. Damit die Betonfarbe richtig trocknet, darf die Temperatur nicht unter zehn Grad Celsius fallen. Allerdings fehlt noch ein Gasgebläse - „wir hoffen auf einen Sponsor”, so Rita Viehoff. In dieser Funktion hat ein Hasper Bauunternehmer einen Bauwagen zur Verfügung gestellt. „Eine tolle Sache”, findet Reinhart. Unterhalb des Gerüsts soll darin ein Infopunkt entstehen - für alle, die mehr über „Sehnsucht nach Ebene 2” wissen wollen.