Hagen. Ein 20-Jähriger aus Hagen steht vor Gericht: Er soll der „Feuerteufel“ sein, der im vergangenen Jahr sechs Autos in Brandgesteckt haben soll. Doch er bestreitet das.

Weinrote Kapuzenjacke, schwarze Baseballkappe mit feuerwehrrotem Schirm – der Angeklagte (20) sieht aus wie fast jeder Jugendliche heutzutage. Er soll der Serien-Brandstifter sein, der vergangenes Jahr sechs Autos abfackelte.

Verhandelt wird seit gestern vor der Großen Jugendstrafkammer am Landgericht. Der angeklagte Pizzabäcker und Berufsschüler wirkt einerseits jungenhaft unbeholfen. Vorgeworfen wird ihm aber quasi ein nächtliches Doppelleben, in dem er die Autos angesteckt hat. Doch er bestreitet: „Ich habe diese Brände nicht gelegt.“

Eine gewisse Faszination für Feuer

Der erste Fall: 29. Januar 2014, Am Stirnband auf Emst: Gegen 3.10 Uhr, die Anwohner schlafen fest, plötzlich ein lauter Knall – und Feuer. Pensionär Rainer Hamann (71), von der Ehefrau geweckt, beobachtet aus dem Schlafzimmerfenster: Sein vor dem Haus abgestellter Mercedes-Kombi sowie der BMW und der Mini des Nachbarn brennen lichterloh. Als die Feuerwehr anrückt, schlagen die Flammen meterhoch.

Er habe mit dieser Sache nichts zu tun, erklärt der Angeklagte.

„Aber eine gewisse Faszination für Feuer, die haben Sie schon?“, fragt Vorsitzender Richter Marcus Teich skeptisch nach. „Ja, ich grille gerne“, erwidert der junge Mann auf der Anklagebank, „und ich mache auch gerne mal ein Lagerfeuer an.“

Der zweite Fall: 21. Mai 2014, Max-Planck-Straße. Gegen 4.20 Uhr morgens wird ein Garagentor angezündet, kurz darauf brennt der davor geparkte Opel Zafira. Durch die Hitzeentwicklung wird auch ein in der Garage abgestellter Mercedes stark beschädigt.

Gericht hat die Kappe ausdrücklich erlaubt

Für das Verfahren sind vier Verhandlungstage anberaumt. Es wird am Mittwoch fortgesetzt.

Während der Verhandlung darf der Angeklagte seine Kappe ausdrücklich aufbehalten. Das hat ihm das Gericht explizit erlaubt, weil er unter krankhaftem Haarausfall leidet.

Die Anklage geht von insgesamt sechs zerstörten Autos aus – Gesamtschaden 145 000 Euro.

Bei einer Hausdurchsuchung wurde ein Grillanzünder im Zimmer des Angeklagten gefunden. Auf seinem Rechner waren Seiten gespeichert, mit Berichten über die Auto-Brandstiftungen.

„Da war ich mit dabei“, gibt der Angeklagte spärlich zu. Am betreffenden Abend sei zunächst ein guter Freund (20) bei ihm gewesen. Man habe noch spät „eine Runde durch Emst gedreht“, sei dabei an dem Garagenhof vorbei gekommen, wo der Opel Zafira stand. Der Freund hätte auf den Autoreifen einen Grillanzünder gelegt, diesen angesteckt. „Ich bin nur mitgegangen, habe selbst aber nichts gemacht.“ Richter Marcus Teich: „Das hat in der Vernehmung bei der Polizei noch ganz anders geklungen. Da haben Sie gesagt: Wir sind gemeinsam auf diese Idee gekommen.“

Der Freund („früher ein sehr guter Freund, er war oft bei mir, ich war oft bei ihm“) war es schließlich, der am 27. Juni vergangenen Jahres, nach einer großen Veröffentlichung in dieser Zeitung, im Polizeipräsidium auf der Hoheleye erschien und die entscheidenden Hinweise gab, die zur Ermittlung des Angeklagten führten.

Nunmehr ist er ein früherer Freund und derjenige, der jetzt vom Angeklagten beschuldigt wird, der eigentliche Brandstifter zu sein. Der 20-Jährige soll am kommenden Mittwoch im laufenden Verfahren als Kronzeuge aussagen. Das dürfte spannend werden – ist er in diesem Prozess doch die Schlüsselfigur.

Zufällig am selben Ort gewesen

Autos brennen am Stirnband in Hagen.
Autos brennen am Stirnband in Hagen. © Polizei

Dritter Fall: 22. Juni 2014, Im Langenstück in Delstern. Gegen 7.30 Uhr sieht ein Zeuge, der gerade seinen Hund Gassi führt, einen jungen Mann mit heller Trainingsanzugsjacke vorbeilaufen. Wenige Meter weiter steht ein abgestellter Mercedes in Flammen. Der Zeuge hat später den jungen Mann bei der Polizei aus 200 unterschiedlichen Bildern eindeutig erkannt: „Der war es!“

Es ist der Angeklagte, der sogar zugibt, zufällig am selben Ort gewesen zu sein. Das brennende Auto will er nicht mal gesehen haben, sondern nur gerochen: „Die Luft war rauchig. Ich habe gedacht, dass da jemand Abfall verbrennt.“