Das war’s dann endgültig. Die siebenjährige Vorstands-Ära von Ivo Grünhagen ist mit der gestrigen Entscheidung des Aufsichtsrates endgültig Geschichte. Damit trennt sich die Enervie AG von einem Alpha-Tier, dessen Idee eines schmerzhaften wirtschaftlichen Jahres der Bereinigung zuletzt keine Mehrheit mehr im Aufsichtsrat fand.
Der 50-Jährige hatte in den vergangenen Jahren mit seinem geradlinigen, kompromisslosen Führungsstil den heimischen Energieversorger so erfolgreich ins 21. Jahrhundert geführt, dass ihm die Anteilseigner sogar den wenig zielführenden Lekker-Exkurs verziehen. Doch mit dem ökonomischen Tsunami der Energiewende, der über die Branche hinwegspülte und das erzeugungslastige Unternehmen fast zum Kentern brachte, sank mit dem Grünhagen’schen Krisenmanagement zunächst bei den Aktionären der Stern des Managers. Aber auch das Vertrauen der Kunden erlitt – beschleunigt durch Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel – Schaden. Plötzlich verfestigte sich der Eindruck, dass die für die Stromnutzer kostspieligen Zwänge der südwestfälischen Versorgungsinsellage eher hausgemacht waren.
Merkwürdigkeiten, die letztlich im Aufsichtsrat Zweifel nährten, dass Grünhagens Betrachtungsweisen zu einem radikalen Bilanzjahr der Bereinigung nicht die einzigen Wahrheiten seien könnten. Als das Gremium im Rahmen seiner Gesamtverantwortung einen Finanzausschuss mit eigener ihn sekundierenden Unternehmensberatung installierte, waren die Tage des Vorstandssprechers gezählt. Mit dem Banken-Memo liefert er letztlich bloß den Hebel für seine vorzeitige Ablösung, die ohnehin nach dem Jahresabschluss 2014 auf der Agenda gestanden hätte.
Grünhagens gerader Weg hat ihn persönlich zunächst zu einer Million-Abfindung geführt. Doch seine konsequente Haltung dürfte ihm sicherlich an anderer Stelle auch als Job-Türöffner dienen.