Hagen. Kriegstreiber oder Friedenspolitiker? Professor Ulrich Nonn hält am Sonntag einen Vortrag über den eisernen Kanzler Otto von Bismarck, der sich einst mit einem Hagener duellierte.
Auch 200 Jahre nach seiner Geburt ist Otto von Bismarck eine hochgradig umstrittene, von Mythen umwobene Gestalt. Professor Christoph Nonn von der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf schaut am Sonntag, 12. April, um 15 Uhr bei seinem Vortrag mit Talkrunde im Auditorium des Kunstquartiers (Eintritt: 5 Euro) hinter die Legenden und entdeckt einen Mann, dessen Zeit unserer heutigen verblüffend ähnlich ist.
Kriegstreiber oder Friedenspolitiker, Modernisierungsverhinderer oder weißer Revolutionär, Nationalheld oder Dämon der Deutschen: Die Liste der Beinamen, die Bismarck gegeben worden sind, ist lang. Doch der Reichsgründer war weder ein Übermensch noch ein Monster. Er feierte spektakuläre Erfolge und erlebte die größten Pannen, er war ein jähzorniger Choleriker und ein liebevoller Ehemann, ein treuer Freund Wilhelms I. ebenso wie ein rücksichtsloser Vollblutpolitiker.
Pragmatischer Konservativer
Aus solchen scheinbaren Widersprüchen setzt Christoph Nonn in seiner neu erschienenen und von der Fachwelt hoch gelobten Biografie eine ganz andere Sicht auf den Eisernen Kanzler jenseits der Mythen zusammen und zeichnet das Bild eines pragmatischen preußischen Konservativen. Dabei wird der Preuße Bismarck zum ersten Mal konsequent in die europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts eingeordnet, die durch wachsende internationale und globale Vernetzung geprägt war – wie unsere heutige Welt auch. Otto von Bismarck wird bei Nonn als Mensch und weniger als Held oder Dämon der Deutschen gesehen.
Hoch über Hagen steht als weithin sichtbares Wahrzeichen der 1901 eingeweihte Bismarckturm. Das Monument bildet eine Linie mit dem Eugen-Richter-Turm und dem Kaiser-Friedrich-Turm als Teil des Hagener Premium-Wanderweges. Hier steht das Denkmal für den Reichskanzler neben einem Erinnerungsturm für einen seiner schärfsten Gegner im Reichstag für den Wahlkreis Hagen: Eugen Richter.
Doch auch Georg von Vincke, der auf Haus Busch in Helfe das Licht der Welt erblickte und hier seine politischen Wurzeln und letztendlich auch sein Grab gefunden hat, zählte zu den Bismarck-Gegnern. Am 27. März 1852 kam es sogar zu einem Pistolen-Duell zwischen Vincke und Bismarck – beide Kontrahenten überlebten den Ehrenstreit.
Vortrag im Kunstquartier
Doch Bismarck war auch in der Gesellschaft präsent. Das belegt nicht nur der Bismarckturm. In Hagen gab es eigene Bismarckfeiern, es gab Bismarck-Stammtische, die obligatorische Bismarck-Straße und weitere Formen der Verehrung.
Nach seinem Vortrag stellt sich Professor Nonn in einer kurzweiligen Talkrunde den Fragen der beiden Hagener Historiker Thomas Walter und Ralf Blank. Vor Ort wird es einen umfangreichen Büchertisch der Buchhandlung Thalia geben, bei dem sich interessierte Besucher mit der neuesten Bismarck-Literatur und mit der neuen Bismarck-Biografie von Nonn im Besonderen eindecken können. Der Autor steht anschließend zur Buchsignierung zur Verfügung.
Der Vortrag wird vom Karl-Ernst-Osthaus-Bund in Kooperation mit dem Fachbereich Kultur der Stadt Hagen veranstaltet. Aus Sicherheitsgründen sind im Auditorium nicht mehr als 140 Personen zugelassen. Wer will, kann sich heute noch anmelden: 207 3138.