Hagen/Siegen/Berlin. .

An Tunneln fehlt es auf der Strecke zwischen Hagen und Siegen nicht. Allein zwischen Altena und Werdohl im Märkischen Kreis sind es drei: Buchholzer Tunnel (936 Meter), Husberger Tunnel (793 Meter) und Ütterlingser Tunnel (222 Meter). Dunkle Löcher.

Zu klein, zu schmal für die 40-Fuß-Container, die Schiffe und Lastwagen vorzugsweise transportieren. Hier endet der Gedanke, das Bett und sein Gleis heutigen Ansprüchen anzupassen. Kein Durchkommen. Zu teuer. Bis vergangene Woche Donnerstag.

Zusätzliche Kapazitäten

In Berlin bewegt sich was. Enak Ferlemann (CDU), Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, stellt die sogenannte Korridorstudie Mittelrhein vor. Und im Kern geht es nicht um das liebliche Rheintal, in dem Güterzüge auf dem Weg von Rotterdam nach Genua im Minutentakt durchrattern, sondern um Sauerland und Siegerland: die Ruhr-Sieg-Strecke.

Sie soll von Hagen über Siegen und Gießen nach Hanau das Mittelrheintal entlasten. Eine Umleitung? „So ist es richtig“, sagt Ferlemann im Südwestrundfunk. „Wobei wir in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren – der neue Bundesverkehrswegeplan läuft von 2015 bis 2030 – mit noch weiter steigenden Güterverkehren rechnen. Es wäre also nicht nur eine Verlagerung, sondern wir brauchen auch zusätzliche Kapazitäten und die wollen wir zu Beginn erst einmal auf dieser Strecke schaffen.“ Ferlemann hegt keinen Zweifel, dass „diese Vorzugslösung“ bis Ende 2016 gesetzlich beschlossen ist, um dann „die Dinge umzusetzen“.

Sicherung der Wirtschaftskraft

Dieser Ausbau trägt nach seiner Einschätzung auch zur Sicherung von Wirtschaftskraft und Lebensqualität in Südwestfalen bei. Mit den Ausbauten würden künftig Güterzüge mit hohen und breiten Ladungen Siegen erreichen können. Die erforderlichen baulichen Maßnahmen „könnten relativ zügig umgesetzt werden“.

Zügig bedeutet bei Bauprojekten Jahre. Das weiß Jan Tornow, Fachbereichsleiter der Südwestfälischen Industrie- und Handelskammer (SIHK) zu Hagen. Und trotzdem: „Wir haben dieses Ergebnis erhofft. Endlich eine Studie, die für den Ausbau spricht.“

Thema Lärmschutz wird elementar

Vor Jahren sei die Modernisierung der Ruhr-Sieg-Strecke aus dem vordringlichen Bedarf herausgefallen, jetzt rücke sie in greifbare Nähe. Die Ertüchtigung der Strecke gebe nicht nur dem Güterbahnhof in Hagen-Vorhalle und dem Container-Terminal in Kreuztal neuen Schub. Eines ist dem 58-Jährigen bewusst: „Es geht nicht ohne Lärmschutz, der ist bei diesem Vorhaben elementar.“

Das unterstreicht Günter Padt, Geschäftsführer des Zweckverbandes Personennahverkehr Westfalen-Süd (ZWS) und Beauftragter des Kreises Siegen-Wittgenstein für Bahnverkehr: „Der Lärmschutz muss Hand in Hand mit dem Ausbau gehen. Wir wollen keinen Lärmtransfer. Nicht zuletzt muss die Region einen Mehrwert haben.“ Auf 370 Millionen Euro wird der Ausbau grob geschätzt. Es wird sicher mehr. Aber: In Berlin, Hagen und Siegen sehen Verantwortliche Licht am Ende der Tunnel.