Hagen. .

Es war seine letzte Vorstellung der Kriminalstatistik für die Volmestadt (wir berichteten gestern): Frank Richter verlässt Ende März seinen Posten als Hagener Polizeipräsident und wechselt nach Essen. Damit wird er Chef des zweitgrößten Polizeipräsidiums in Nordrhein-Westfalen.

Mit welchen Gefühlen verlassen Sie Hagen?

Frank Richter: Mit einem lachenden Auge – in Essen bin ich schließlich geboren. Aber natürlich auch mit einem großen weinenden Auge. Es hat mir sehr gut gefallen in Hagen. Es ist ein tolles und erfolgreiches Team. Und natürlich freue ich mich, in der letzten polizeilichen Jahresstatistik positive Zahlen verkünden zu können.

Woran machen Sie das insbesondere fest?

Wir haben stetig unsere Fallzahlen verringern und dabei die Aufklärungsquote steigern können. In unseren erklärten Problemfeldern Wohnungseinbruch, Gewalt- und Straßenkriminalität haben wir sehr gute Erfolge erzielt. Besonders freut mich die Entwicklung des Straßenraubes. Hier sehen wir 23 Taten weniger im Vergleich zu 2013 – ein Rückgang von nahezu 20 Prozent.

Aber vor kurzem haben erst massive Übergriffe einer Bande junger Männer in der Innenstadt für Aufsehen gesorgt?

Ja, ich weiß, gerade zu Ende des Jahres drohte eine Häufung dieser Delikte kurz vor Weihnachten in der öffentlichen Wahrnehmung genau das Gegenteil zu vermitteln. Wir wollen auch nichts beschönigen. Wir wissen, dass eine begrenzte Zahl von jungen Intensivtätern in diesem Bereich ihr Unwesen treibt.

Was tun Sie dagegen?

Wir haben mit unterschiedlichen Konzepten wie dem Projekt „Kurve kriegen“ oder dem Projekt „Gelbe Karte im Straßenverkehr“ sowie mit unseren Intensivtäterkonzeptionen maßgeschneiderte Reaktionsmöglichkeiten.

Und trotzdem werden Jugendliche weiter straffällig?

Wir werden Jugendkriminalität nicht vollständig verhindern können. Wir werden auf sie angemessen reagieren, solange sie als Episode in der Zeit des Erwachsenwerdens daher kommt. Gewaltauswüchse werden wir jedoch nie tolerieren. Ich sehe da schon einen Verfall der Sitten. Ich sage es aus meiner langjährigen Erfahrung als Polizist mal so: Früher gab es auch Gewalt, aber wenn jemand am Boden lag, dann wurde aufgehört. Das ist heute leider in vielen Fällen nicht mehr so.

Das Thema „Kampf dem Wohnungseinbruch“ hat sich das Polizeipräsidium Hagen schon länger auf die Fahnen geschrieben. Sehen Sie da tatsächlich auch Erfolge?

Ja, sogar sehr deutlich. Im Jahr 2012 hatten wir noch 717 Taten zu verzeichnen, 2014 waren es nur noch 494 – entgegen der weitere steigenden Zahlen in vielen Nachbarstädten. Und die Hälfte der Taten blieb im Versuchsstadium stecken. Hier sehen wir den Erfolg der massiven Aufklärungsarbeit bei den Bürgern. Sie sichern ihre Häuser und Wohnungen besser gegen Einbrecher – und machen ihnen so die Arbeit schwer. Aber auch der Ermittlungserfolg der Kollegen will ich hervorheben: So wurde auch 2014 wieder von der Hagener Kriminalbeamten eine überregionale tätige Einbrecherbande überführt.

Positive Zahlen sind das eine, das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger das andere: Haben Sie Verständnis, dass Bürger die Situation beim Drogenhandel im Bahnhofsviertel als schlimm empfinden?

Ja, natürlich kann ich das nachvollziehen. Aber wir haben das ja erkannt und deshalb in meiner Zeit als Polizeipräsident die Kontrollen in der Innenstadt verstärkt. Wir haben der Drogenszene gezeigt, dass sie sich in keinem Bereich der Stadt unbehelligt fühlen kann. Und ich gehe auch mit der Gewissheit: Hagen ist einer der sichersten Großstädte Deutschlands.