Hagen. Er ist auf dem Weg zu einem der erfolgreichsten Filme zu werden, die in Hagen bislang gezeigt wurden: „Fifty Shades of Grey“ begeistert die Massen. Cinestar Kino-Chef Marcel Mumm blickt äußerst zufrieden auf die Zuschauerzahlen: „Einen solchen Ansturm hat es bisher noch nie in Hagen gegeben.“

Die meisten Besucher von „Fifty Shades of Grey“ seien junge Frauen, berichtet Cinestar Kino-Chef Marcel Mumm. Jedoch gebe es auch eine ganze Reihe Pärchen, die bei der Verfilmung des Erfolgs-Romans mitreden möchten. Also bei jener skurrilen Liebesgeschichte zwischen dem Milliardär Christian Grey und der jungen Studentin Anastasia Steele.

Doch warum löst diese Geschichte solch eine Begeisterung aus? Cosima A. Köhn, die in Haspe als Paar- und Sexualtherapeutin arbeitet, gibt Auskunft.

Können Sie die Faszination von „Shades of Grey“ erklären?

Sexualtherapeutin Cosima A. Köhn berichtet über die Faszination von dem Kinofilm
Sexualtherapeutin Cosima A. Köhn berichtet über die Faszination von dem Kinofilm "Shades of Grey". Ihre Praxis befindet sich in Haspe. © WP

Cosima A. Köhn: Wir wissen aus der Sexualforschung, dass es ein tiefes Bedürfnis von Hingabe bei Frauen gibt, das beim gängigen Sex oft nicht erfüllt wird. Frauen wollen beim Sex gerne mal loslassen, sich tief fallen lassen. Zwischen 60 und 70 Prozent der Frauen geben laut einer Studie an, dass ihr Partner beim Sex auch mal dominant sein soll.

Woher kommt dieses Bedürfnis?

Köhn: Frauen müssen im Alltag oft ihren „Mann“ stehen und viel leisten: Kindererziehung, Arbeit, Haushalt, abends wollen sie dazu noch die perfekte Liebhaberin sein. Da kommt der Teil der weiblichen ­Sexualität, der sich hingeben möchte, offenbar zu kurz.

Obwohl Frauen heute viel selbstbewusster sind?

Köhn: Früher wurden die Frauen gar nicht gefragt, was sie beim Sex wollten. Heute werden sie meistens gefragt und es gibt so etwas wie Gleichberechtigung beim Sex. Das macht ihn aber auf die Dauer langweilig, weil sich das Paar dann oft auf einen ­Minimalkonsens einigt. Interessanter kann es sein, wenn ein Partner den dominanten und ein Partner den hingebenden Part spielt.

Und was ist mit den Männern?

Köhn: Auch ein Teil der Männer liebt dieses Spiel mit Macht und Ohnmacht, Dominanz und Hingabe. Interessant ist es, wenn die Partner beide Rollen ausprobieren. Dazu muss man kein Fan von Sado-Maso (SM) sein.

Gibt es noch einen Grund, warum so viele Menschen Interesse an dem Film haben?

Köhn: Ja, ein weiterer Aspekt ist, dass die Paare heute älter werden und länger Sexualität leben können. Nach ein paar Jahren kommt dann eventuell auch schon mal Langeweile auf. Die Paare suchen dann nach neuen Ideen für ihr Sexleben. Deshalb interessiert „Shades of Grey“ auch manche Pärchen. Man kann sich Inspirationen und neue Ideen holen, auch wenn nicht alles umgesetzt wird. Früher hat Sex heimlich stattgefunden oder es musste schnell gehen oder es war nicht erlaubt. Heutzutage ist alles sichtbar. Im Film kommen Aspekte des Verruchten, des Geheimnisvollen, Versteckten zum Vorschein. Das reizt die Zuschauer.

Unterscheiden sich die Vorlieben der Hagener von denen in anderen Städten?

Köhn: Meiner Meinung nach unterscheiden sich das Sexualleben und die Vorlieben in den verschiedenen Städten nicht.

Gibt es bei Frauen das Bedürfnis nach einer Einheit von Liebe und ­Sexualität?

Köhn: Auf jeden Fall. Bei jedem Film, der Sexualität und Herz verbindet, werden Frauen eher angesprochen als Männer. Die weibliche Sexualität funktioniert so. Wenn Frauen lieben, dann öffnen sie sich auch sexuell. Bei Männern ist es tendenziell eher andersrum. Sie brauchen meist keine Liebe, um sich sexuell zu öffnen, sondern oftmals kommt die Liebe, nachdem sie Sex hatten.

Ist der Film auch so beliebt, weil er das klassische Thema aufgreift: einfaches Mädchen bekommt den reichen, schönen Mann?

Köhn: Die Cinderella-Story zieht immer und hat gerade für Frauen einen besonderen Reiz.

Sehen Sie es positiv, dass Themen wie SM öffentlich gemacht werden und alle darüber sprechen?

Köhn: Ja, auf jeden Fall. Neue Nuancen werden gesellschaftsfähiger gemacht. Manchmal ist ein Film eben ein Türöffner für solche Themen. Ich kann das nur begrüßen. Man kann schauen, ob das etwas für einen selbst ist – oder auch nicht. Wenn nicht, dann geht man aus dem Film und alles bleibt wie es war. Ich glaube allerdings nicht, dass viele Paare sich so viel Zeit für Sex nehmen wie im Film. Sex wird normalerweise eher in den Alltag integriert. Wenn man etwas Neues ausprobieren will, braucht es mehr Zeit und Aufmerksamkeit. Für mich ist der Film eine Einladung an Paare, mehr über ihre Wünsche – vielleicht auch die geheimeren – zu sprechen und zu schauen, was es für Möglichkeiten der Umsetzung gibt.

Fifty Shades of Grey im Kino

Der größte globale Bestseller der letzten Jahre erzählt die Geschichte der 21-jährigen Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson, The Social Network, 21 Jump Street), die für ihre Universitätszeitung ein Interview mit dem 27-jährigen Milliardär Christian Grey führt.
Der größte globale Bestseller der letzten Jahre erzählt die Geschichte der 21-jährigen Studentin Anastasia Steele (Dakota Johnson, The Social Network, 21 Jump Street), die für ihre Universitätszeitung ein Interview mit dem 27-jährigen Milliardär Christian Grey führt. © Universal
Unentrinnbar wird Anastasia in Greys Bann gezogen, der ihr eine ungeahnte Welt eröffnet.
Unentrinnbar wird Anastasia in Greys Bann gezogen, der ihr eine ungeahnte Welt eröffnet. © Universal
Grey tritt derart arrogant und anzüglich auf, dass sich die junge Frau völlig überrumpelt fühlt.
Grey tritt derart arrogant und anzüglich auf, dass sich die junge Frau völlig überrumpelt fühlt. © Universal
Anastasia wird in Greys Bann gezogen, der ihr eine ungeahnte Welt eröffnet.
Anastasia wird in Greys Bann gezogen, der ihr eine ungeahnte Welt eröffnet. © Universal
Grey tritt derart arrogant und anzüglich auf, dass sich die junge Frau völlig überrumpelt fühlt.
Grey tritt derart arrogant und anzüglich auf, dass sich die junge Frau völlig überrumpelt fühlt. © Universal
Der Studentin öffnet sich eine neue unerwartete Welt.
Der Studentin öffnet sich eine neue unerwartete Welt. © Universal
Ihr Fluchtimpuls weicht aber bald einer geheimen Faszination, der sie sich nicht entziehen kann.
Ihr Fluchtimpuls weicht aber bald einer geheimen Faszination, der sie sich nicht entziehen kann. © Universal
Die britische Regisseurin Sam Taylor-Johnson (Nowhere Boy) hat denglobalen Bestseller von E L James, der in 51 Sprachen übersetzt wurde,für die Leinwand adaptiert.
Die britische Regisseurin Sam Taylor-Johnson (Nowhere Boy) hat denglobalen Bestseller von E L James, der in 51 Sprachen übersetzt wurde,für die Leinwand adaptiert. © WP
Wenn Anastasia auf ihn trifft, ist es um sie geschehen.
Wenn Anastasia auf ihn trifft, ist es um sie geschehen. © Universal
Anastasia will einiges über Grey erfahren.
Anastasia will einiges über Grey erfahren. © Universal
Anastasia verfällt dem Mann, den sie eigentlich nur interviewen wollte.
Anastasia verfällt dem Mann, den sie eigentlich nur interviewen wollte. © Universal
Anastasia in einer Filmszene.
Anastasia in einer Filmszene. © Universal
Grey weiß sie zu verführen.
Grey weiß sie zu verführen. © Universal
Grey geht Anastasia nicht mehr aus dem Kopf.
Grey geht Anastasia nicht mehr aus dem Kopf.
1/14