Hagen/Olpe. . Die Regenbogenschule in Hagen-Hohenlimburg wird fast über Nacht zu einer zentralen Aufnahmestelle des Landes. „Ohne die vielen freiwilligen Helfer können wir die Sache gar nicht stemmen“, singt Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz ein Loblied auf das Ehrenamt.

Am Ende des Tages wird Björn De Myn nicht wissen, wie viele Betten er die Treppe hinauf getragen hat. Der Feuerwehrmann hat gerade zum wiederholten Male die Stufen vom Foyer der Regenbogenschule in Hagen-Hohenlimburg zur ersten Etage mit einer Liegefläche in den Händen bewältigt. Er ist einer der stillen Helden, die dafür sorgen, dass die seit einem halben Jahr leer stehende Schule Flüchtlinge aus dem Kosovo aufnehmen kann. Das Gebäude wird fast über Nacht zu einer zentralen Aufnahmestelle des Landes. „Ohne die vielen freiwilligen Helfer können wir die Sache gar nicht stemmen“, singt Hagens Oberbürgermeister Erik O. Schulz ein Loblied auf das Ehrenamt.

Schulz steht im Eingangsbereich der Schule, in der aus alten Zeiten noch ein selbstgebasteltes „Herzlich Willkommen“-Transparent im Regenbogen-Design unter der Decke hängt, und lässt den „Kraftakt“, wie er sagt, noch einmal Revue passieren. Am frühen Donnerstag Morgen erhielt er vom Arnsberger Regierungspräsidenten Bollermann in einem Telefonat die Nachricht, dass man dringend Unterkünfte benötige. Um dem Flüchtlingsstrom vom Balkan Herr werden zu können.

Sonderschichten eingelegt

Seitdem ist unter anderem bei Hilfswerken, bei der Feuerwehr und im Rathaus so manche Sonderschicht eingelegt worden. „Verwaltungen wird ja manchmal nachgesagt eher wie Tanker und weniger wie Schnellboote zu sein“, sagt der OB. „Davon kann hier wahrlich nicht die Rede sein.“ Er freut sich über das dicke Lob seitens der Bezirksregierung für die „schnelle Reaktionszeit“.

Es gab viel zu organisieren, bevor die Aufnahmestelle in Betrieb ­gehen konnte: das Reinigen der seit Monaten leer stehenden Schulräume, das Bereitstellen von ­Kleidung, Dingen des täglichen ­Bedarfs und von Speisen ohne Schweinefleisch oder die Auf­tragsvergabe an ein ­Sicherheitsunternehmen.

Philipp Schäfer vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Hagen geht in einen ehemaligen Klassenraum, in dem noch an einer der gelben Wände ein Hinweisschild der „Schulleitung“ zu Flucht- und ­Rettungswegen hängt. Er verfolgt, wie die Helfer des DRK und von Freiwilligen Feuerwehren erst ­Metall-Gestänge zusammensetzen und dann Liegeflächen darin ­installieren. „Es handelt sich um sogenannte Doppelstock-Betten, auch Bunker-Betten genannt“, sagt er. Sie wurden beim DRK in Unna abgeholt, zudem lieferte das ­Technische Hilfswerk (THW) noch 30 Betten.

Liegeplätze für 200 Flüchtlinge

Am Ende sind Liege­plätze für 200 Flüchtlinge geschaffen. Drei bis zehn Tage sollen die ankommenden Männer und Frauen in der Schule bleiben, bevor sie dann auf andere Kommunen verteilt ­werden.

Ähnliches gilt für die ehemalige Familienferienstätte „Regenbogenland“ in Olpe, die vom Land NRW mit Hilfe einer Ordnungsverfügung als Anlaufstelle beschlagnahmt wurde. Sie soll sogar Platz für 350 Flüchtlinge bieten. Im Regenbogenland mussten alle vorhandenen Betten abgebaut werden. „Sie waren vom Zuschnitt nicht geeignet“, so Christoph Brodesser vom DRK-Landesverband Westfalen-Lippe. Stattdessen wurden im DRK-Zentrallager im münsterländischen Nottuln (Kreis Coesfeld) Doppelstockbetten und einige wenige Feldbetten geordert.

In Olpe haben gestern 120 freiwillige Helfer praktischen Dienst am Menschen demonstriert. Letztlich sollten nur 48 Stunden vom Aufruf, das Haus herzurichten, bis zur Einzugsfähigkeit vergehen. Christoph Brodesser: „Als der Anruf kam, haben wir uns in die Augen geschaut und gesagt: ,Das schaffen wir irgendwie’.“