Allein die Menschenmenge, die am Samstag für Vielfalt und Toleranz den winterlichen Wetter-Unbilden trotzte, muss als eindrucksvolles Statement gewertet werden. Seite an Seite bekannten sich verschiedene Generationen, Kulturen, Hautfarben und Religionen zu einem gemeinsamen und gelebten „Wir“ in Hagen. Selbst in einer Stadt mit gewaltigem Migrantenanteil, in der inzwischen die Mehrzahl der Neugeborenen fremdländische Wurzeln hat, ist dies längst keine Selbstverständlichkeit.
Dennoch darf es nicht bei diesen singulären, symbolischen Ereignissen bleiben. Vielmehr muss es zur Routine werden, bei jedem politischen Thema auch die Interessen und Bedürfnisse der Migranten abzuscannen und sie enger in Entscheidungsfindungsprozesse einzubinden. Längst wird es in Kollegenkreisen, im Sportverein oder auch bei den Kleingärtnern als Bereicherung empfunden, interkulturelles Miteinander zu leben – Politik kann sich hier noch verbessern.
Denn wenn es um Zukunftsprozesse und Visionen für eine Stadt geht, bleiben die Bedürfnisse und Interessen der Bürger mit externer Herkunft noch allzu häufig am Rande. Dabei werden genau sie zunehmend das Miteinander in einer Stadtgesellschaft prägen, in der schon heute sämtliche Kulturen für ein funktionierendes Ganzes aufeinander angewiesen sind. Dieses seit Jahrzehnten gelebte Miteinander muss als Selbstverständlichkeit institutionalisiert werden, um auch in Zukunft für Ausgrenzung, Unverständnis und Diskriminierung keinen Spielraum zu lassen.